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Baby da, aber Sex weg? Das muss nicht sein!

Frisch gebackene Eltern und die Sache mit der Zweisamkeit
Zweisamkeit ist für Eltern nach der Geburt des Kindes nicht mehr selbstverständlich (Bild Meraki Photography)

Frisch gebackene Eltern und die Sache mit der Zweisamkeit

Sobald das Baby auf der Welt ist, werden intime Momente der Zweisamkeit rarer. Wie können Eltern der Sexflaute entgegen wirken?

Keine Lust mehr auf Sex?

Eines vorneweg: Es ist physiologisch absolut normal, dass das sexuelle Verlangen der Frau in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt verringert ist. Eine Studie hat sogar ans Tageslicht gebracht, dass 80 Prozent aller befragten Frauen in den sechs Monaten nach der Geburt noch nicht dieselbe sexuelle Aktivität wie vor der Geburt erreicht haben – sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Auch Geburtstraumata wie Dammriss- und schnitt, Zangen- oder Glockengeburt oder der Kristeller-Eingriff können einen Einfluss auf die Sexualität haben. Der Körper braucht mindestens nochmals neun Monate Zeit, um sich auf den Nicht-Schwanger-Modus einzustellen. Die Sexualorgane sind oft verändert – die Brüste werden durchs Stillen eher grösser und die Vagina fühlt sich anders an. Eine erschöpfte und müde Mama, die sich überdies wegen ihrem noch schlaffen Bauch nicht begehrenswert fühlt, sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Schäferstündchen.

Die Sexflaute ist normal

Wie die nachfolgenden Studienresultate zeigen, sind frischgebackene Eltern mit ihrer Sexflaute in bester Gesellschaft:

  • Für 85% der Frauen ist der erste Sex nach der Geburt schmerzhaft (australische Studie, 2015)
  • 23,2 % der Partnerschaften sind weniger harmonisch als vorher (Studie Berner)
  • 51,9% setzen sich aufgrund der sexuellen Probleme post partum selbst unter Druck oder fühlen sich schuldig (Studie Berner)
  • 31,8% fühlen sich durch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr in ihrer Sexualität beeinträchtigt (Studie Berner)
  • 6 Monate nach Entbindung haben 30% selten oder gar keine sexuelle Befriedigung (Studie Berner)

Liebevolle Gesten mit grosser Wirkung

Dennoch: Es braucht wenig, um dem Partner oder der Partnerin zu signalisieren, dass er bzw. sie immer noch einen speziellen Platz im Herzen hat, trotz des Neuankömmlings. Es geht darum, den Paarkontakt am Leben zu erhalten, dazu reicht ein liebevoller Blick, ein nettes Wort, eine kleine Aufmerksamkeit, ein sorgfältig geschriebenes SMS oder eine Liebesbotschaft am Kühlschrank. Damit ist schon ein erster, wichtiger Schritt getan, damit auch das Intimleben wieder in Schwung kommt. Denn es gibt keine Richtlinien, wie oft man miteinander unter die Laken hüpfen muss.

Zeit für eine Neudefinition der Paarbeziehung

Es liegt jedenfalls auf der Hand: Der Prozess des Elternwerdens stellt die Paarbeziehung auf eine harte Probe. Sich dessen bewusst zu werden, ist ebenfalls hilfreich. Auch zu wissen, dass Erwartungen und Wirklichkeit oft meilenweit auseinander liegen. „Kaum jemand spricht darüber, wie herausfordernd ein Kind für die Beziehung ist“, sagen Zürcher Psychologinnen in einem Interview gegenüber des Tagesanzeigers. Zeit für Zweisamkeit schaffen, sich als Liebespaar neu erfinden und die Sexualität neu definieren – diese Herausforderung anzunehmen und im Alltag zu leben, ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung.

Viel Erfolg dabei!

*Die beiden Zürcher Psychologinnen Christelle Benz und Valentina Anderegg haben eine Studie von 307 Schweizer Paaren zum Thema ausgewertet, mit dem Ziel, herauszufinden, inwieweit die Paarkompetenz von werdenden Eltern zu stärken, um den Übergang zum Elterndasein bestens zu meistern: www.paarewerdeneltern.ch.

Wie ist es euch nach der Geburt der Kinder ergangen?

Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (17 und 14) und einem Sohn (10) seit 18 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

Aus dem Leben einer Doula:
Elterntipps:
Dolce Vita:

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