Der italienische Sommer und die Leichtigkeit des Lebens
Der Feiertag Ferragosto vom 15. August lässt die Italiener den Sommer hochleben und ausgelassen feiern. Die Leichtigkeit des Lebens wird gepreist, Grillfeste und Strandpartys organisiert. Doch gleichzeitig läutet dieser Tag die Endphase des italienischen Sommers ein: Die Hauptferienzeit vieler Italiener ist immer noch rund um dieses Datum, doch danach hat einen der Alltag wieder.
Abschied nehmen fällt schwer
Der Countdown bis zum ersten Schultag läuft, und langsam sollte der Alltagsrhythmus zurückkehren. Ich durchlebe diese Zeit jeweils mit gemischten Gefühlen: Einerseits liebe ich diesen (fast) strukturlosen Alltag, wo der Tag später als normal beginnt, das Mittagessen auch mal gegen 14.00 Uhr auf den Tisch kommt und das Frühstück mal ganz wegfällt. Durch die vorherrschende Hitze läuft der Haushalt auf Sparflamme und ich habe einen triftigen Grund, keine grösseren Putzarbeiten zu erledigen (zumal es mit dem Frühlingsputz auch noch nicht weit her ist), geschweige denn, den Backofen anzuschmeissen oder den Gasherd in Betrieb zu nehmen.
Der italienische Sommer macht vieles möglich
Andererseits sehne ich meinen strukturierten Alltag mit geregelten Schul- und Arbeitszeiten herbei und kann es kaum erwarten, bis alles wieder in den gewohnten Schranken läuft. Allzu schnell gehört der Sommer in wenigen Wochen der Vergangenheit an, doch während den 3,5 Monaten Sommerferien hat man das Gefühl, diese Jahreszeit sei ewig und die Zeit verrinne überhaupt nicht. Aber ist es nicht herrlich, abends draussen zu sitzen, allabendlich an irgendwelchen Veranstaltungen teilzunehmen, wofür die Energie während dem Rest des Jahres schlicht und einfach fehlt? Unverhoffte Begegnungen entstehen, tiefgründige Gespräche, inspirierende Momente, all das macht der italienische Sommer möglich.
Leben unter freiem Himmel
Zweimal nahmen wir am von der Gemeinde organisierten CinePicNic teil, wo sich Dutzende von Familien auf einer Wiese zum Picknick versammeln, um dann gemeinsam unterm Sternenhimmel einen Film zu schauen. Das sind für mich magische Momente. Oder aber wir fahren zum Tagesabschluss ans Meer, nehmen gleich den Proviant mit und geniessen den Sonnenuntergang. Nicht zu vergessen die vielen Gastrofeste, wo man sich trifft und das Zelebrieren der Gemeinsamkeit im Vordergrund steht. Dort kann man netzwerken, sich austauschen, sich besser kennenlernen oder ganz einfach Musik hören und zu den Sommerhits tanzen. Für Speis und Trank ist allemal gesorgt, und irgendjemanden, den man kennt und schon lange nicht mehr gesehen hat, trifft man immer.
Der Countdown zurück in den Alltag läuft
Doch das alles ist bald vorbei, die Alltagspflichten rufen, das starre Strukturkorsett diktiert die langen Tage wieder, die frühmorgens per Weckergeschrill beginnen. Ein Hauch Wehmut schwingt mit, der bevorstehende Herbst kündigt sich mit ersten kühlen und immer früher eindunkelnden Abenden an. Man versucht, Gegensteuer zu geben, aber der Countdown läuft weiter. Die Schulrucksäcke wollen gepackt sein, mental sollen wir Grossen uns auf das kommende Schuljahr vorbereiten. Und hoffen, dass alles reibungslos über die Bühne geht und der Start elanvoll verläuft. Zum Energietanken hatten wir ja drei Monate lang Zeit…
Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (17 und 14) und einem Sohn (10) seit 18 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
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