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Dolce vita: Die grün-grasige Gemeinde-Geschichte

Merkt das niemand, dass hier längst gemäht werden müsste?

Mein italienischer Wohnort ist sehr weitläufig und verfügt über grössere Grünflächen. Die – logisch – dann und wann gemäht werden müssen. Vor meinem Haus befindet sich ein kleiner Spielplatz, der diesen Namen aufgrund morsch gewordener und folglich abtransportierter Spielgeräte ausser der „Gigampfi“ nicht mehr verdient. Aber das ist eine andere Geschichte.

Grünflächen in Italien

Denn heute möchte ich euch von der bürgerlichen Aufgabe erzählen, über die Grünflächen und deren Wachstum zu wachen. Tja, denn sobald es wuchert und man vor lauter Grün den Platz nicht mehr gebrauchen kann, benachrichtigt man das PR-Büro der Gemeinde. Das mache ich seit Jahren, ein-, zwei- dreimal, bis endlich jemand auftaucht. Könnte mir ja eigentlich egal sein, ob es hinter meinem Gartenzaun wuchert, klar. Und eigentlich sollte die Gemeinde Bescheid wissen, ohne dass die Bürger darauf aufmerksam machen müssen.

Mami, ich würde gerne Fussball spielen!

Allerdings möchte mein jüngster Sprössling sein Geburtstagsfest Mitte April jeweils draussen organisieren und braucht dazu den Gemeindespielplatz, um mit seinen Freunden Fussball zu spielen. So geschah es vor etwa drei Jahren, dass ich wiederholt angerufen hatte, als mir das Gras wieder bis zur Hüfte stand und ich erwähnte, dass die Geburtstagsfeier mit rund zehn Kindern stattfinden würde. Plötzlich kamen die Gemeindegärtner am Tag des Festes und mähten alles kurz und klein. Was für eine gelungene Überraschung!

Dieses Jahr verlief die grasige Sache noch eklatanter: Kurz nach Ostern rief ich an, um den Stand der Dinge durchzugeben. Und erwähnte gleich, dass Mitte Monat die Geburtstagsfeier stattfinden würde. Mein Sohn möchte weder bei McDonalds, noch sonst in einem Lokal, wie es derzeit gang und gäbe ist, seine Party steigen lassen. Denn er wünscht sich nur einen genug grossen – und gemähten! – Rasenplatz. Dürfte doch kein Problem sein, ihm diesen bescheidenen Wunsch zu erfüllen! Dachte ich mir, bis das Gras drei Tage vor dem Geburtstag immer noch hochstand und mich langsam auf die Palme trieb.

Der Gemeinderat und die Umweltragen

Der Gemeinderat für Umweltfragen nahm sich der Sache an und versprach mir, dass bis allerspätestens am Vormittag des Geburtstags der Rasen bespielbar sein wird. Am besagten Tag war weit und breit kein Rasenmäher auszumachen. Ich schickte dem Gemeinderat ein Bild vom Spielplatz mit der Bemerkung: „Niemand zu sehen. Ob da wohl noch jemand kommt?“ Er rief mich an und sagte, es hätte ein Missverständnis gegeben, die Mitarbeiter hätten andernorts gemäht. Sie würden aber das Möglichste tun, um doch noch zu mähen. Meine Hoffnung begann zu schwinden. Kurz nach Mittag war da immer noch niemand. Ich begann mit den Festvorbereitungen und war froh, dass mein Sohn bis um 16.00 Uhr in der Schule war und von der Mäh-Geschichte nichts mitbekam.

Ende gut, alles gut!

Kurz vor drei rief ich den Gemeinderat nochmals an – er gab mir die Nummer des Verantwortlichen, der mir vom besagten Missverständnis erzählte und sagte, sie hätten bald Feierabend. Worauf ich entgegnete, dass ich mich bereits vor drei Wochen bei der Gemeinde gemeldet hätte und erzählte von der Geburtstagsfeier und dem Wunsch meines Sohnes. Er versprach, wenn möglich etwas zu unternehmen, was aber nicht sehr überzeugend klang. Plötzlich hörte ich draussen laute Mähgeräusche und im selben Moment rief der Verantwortliche der Firma an und fragte, ob ich die Geräusche hörte, er hätte seine Mitarbeiter vorbeigeschickt und danke mir für meine Freundlichkeit (in Italien fordert man seine Rechte normalerweise etwas lautstarker ein, aber wie man sieht, gelangt man manchmal auch auf freundliche Weise zum Ziel). Ich konnte es kaum fassen, das Fest war gerettet!

Mit dieser kleinen Anekdote wollte ich euch mal wieder erzählen, wie unberechenbar das Leben in Italien so sein kann, von einem Moment auf den anderen ändert sich die Lage. Was im besten Fall ein Happyend erlaubt!


Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (16 und 13) und einem Sohn (9) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, wenn sie uns vom Jahr berichten wird, das noch so neu und frisch riecht, ganz so wie kalter Kaffee…!

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

Aus dem Leben einer Doula:

Elterntipps:

Dolce Vita:

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