Familienleben Kolumne

Achterbahn der Gefühle

Kaum sind sie endlich weg, vermisst man sie.

Mutter sein, ist alles andere als einfach. Nicht, weil es physisch streng ist oder weil man zu wenig Schlaf bekommt, sondern weil es emotional kaum auszuhalten ist.

Da sitze ich monatelang während nie enden wollenden Tagen auf der Chrabbeldecke mit Bubis, die zu nichts mehr fähig sind, als auf dem Rücken zu liegen, langweile mich und schaue alle paar Minuten auf die Uhr, weil ich den Augenblick nicht erwarten kann, bis endlich abends die Ablösung in Form des heimkehrenden Familienoberhaupts erfolgt. Oder ich verbringe etliche durchwachte Nächte Händchen haltend am Kinderbett, nicke im Sitzen ein um sogleich reflexartig ob meinem Nachvornekippen wieder aufzuwachen, bedauere mich selbst und bete zu Gott, ein tiefes, ruhiges Atmen des Kindes möge doch endlich eine Tiefschlafphase bestätigen, auf dass ich mich aus dem Kinderzimmer stehlen kann. Die Zeit scheint still zu stehen und ich frage mich, wann nur die Kinder grösser sein – sprich: mich endlich in Ruhe lassen werden.

Irgendwann werden die Kinder grösser. Sie gehen – wie bei uns dieses Wochenende zum ersten Mal passiert –alleine in ein Fünkli-Wochenende. Obwohl froh über eine etwas längere Verschnaufpause, schaue ich erneut alle paar Minuten auf die Uhr. Diesmal allerdings nicht aus Langeweile, sondern aus Besorgnis. Trotz wohltuender Zweisamkeit mit dem Familienoberhaupt kann ich den Augenblick kaum erwarten, dass dieses Wochenende endlich vorüber ist und die Kinder zu mir heimkehren. Beim Anblick der leeren Kinderzimmer ertrage ich die so lang ersehnte Ruhe nicht. Die Zeit scheint still zu stehen und ich frage mich, ob eine Mutter jemals über innere Ruhe verfügen wird.

Und kaum sind die Bubis wieder zu Hause, fängt das Spiel von vorne an: Die Zeit scheint still zu stehen und ich frage mich, wann sie endlich müde sind und schlafen gehen – sprich: mich in Ruhe lassen werden.

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Kennt Ihr dieses auf und ab von Gefühlen? Zwischen lieben, genervt sein, genug haben, vermissen, wieder lieben und wieder genervt sein etc. etc.?

Weitere Beiträge zum Thema „Pfadi“, die wir bereits verfasst haben, könnt ihr unter nachfolgenden Links lesen:

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12 Kommentare

  • Nicole B.
    21. November 2012 at 06:58

    Nein, ich liebe und vermisse immer und nerve und langweile mich nie…. 😉
    Klar kenne ich das, wobei ich sagen muss, dass ich die Kleinstkindzeit bei den Kids jeweils sehr genossen habe, weil ich da jeweils sehr viel Zeit für mich, bzw. dann nachher für Nando hatte, weil unsere, als sie noch sehr klein waren, so genügsam waren. Aber heute gibt es schon Tage, bzw. Abende, wo ich aufschnauffe, wenn endlich Ruhe in den Kinderzimmern ist. Und ich muss sagen, dass ich auch leere Kinderzimmer zwar fremd, aber auch schön finde. GG und ich denken oft an unsere kinderfreien Ferien auf den Malediven zurück, denn das hat uns als Paar wirklich so gut getan, und die Kids hatten es bei Oma und Opa ja sehr gut.

  • sandro de pellegrin
    21. November 2012 at 07:14

    Wissenschaftlich nennt sich dies „Gluggere-Syndrom“ (lat. synomitis galinika) kann sich mit dem erwachsen werden der Kinder noch verstärken und sich im Alter auf Enkelkinder übertragen. Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein in der Intensität wobei die Symptome kaum variieren. Es gibt keine bekannten Heilmittel/-methoden jedoch schützt Mutterlosigkeit sehr effizient vor dieser nur über Liebe übertragbaren Bewusstseins- & vehaltensveränderung. 😉

  • Gaby
    21. November 2012 at 08:04

    Wie hab ich mich früher über die kinderfreie Zeit (wenn sie bei Grosseltern o.ä. waren) gefreut! Keine Minute früher als abgemacht, hab ich sie abgeholt, um nur ja keinen Augenblick der Ruhe zu verpassen. Und nun????? Mit 8 und 10 Jahren sind sie von 8 bis 12 und (mit Ausnahme vom Mittwoch) von 13.30 bis mind. 15.30 weg! Nicht dass sie nachher da wären…. :“Hoi Mami, ich gang grad zu de…… und chume am 6i hei… isch guet?“ Und abends: da gibts Jugi, Zumba, Schwimmclub…
    Man könnte ja den Samstagnachmittag als Daheim-Nami verpflichten? Nüt isch… Pfadi ruft… Wuah!
    Wann sind sie denn endlich mal wieder daheim, meine Mädels?? Sie fehlen mir (manchmal 🙂 )!
    Lg, Gaby, die gerade ihre Töchter in die Schule verabschiedet hat…..

  • Katharina
    21. November 2012 at 09:59

    Mal so und mal so rum würde ich sagen.
    Ein Bisschen weggeben ist schon gut, denn dann wird man sich auch der Sehnsucht mal wieder bewusst, die im Alltag so gerne unter herumliegenden Kleidern und Spielsachen, Trotzanfällen und Essensresten auf dem Küchenboden versinkt.

  • Lorelai
    21. November 2012 at 13:24

    Oh das kenne ich zu gut! Sehr schön geschrieben! Es hört nie auf, oder?

  • Nadja
    21. November 2012 at 15:29

    schön geschrieben liebe Rita! Meiner darf ca alle 2 Monate zu meinen Eltern für eine Nacht und das geniessen wir halt schon sehr! Vorallem weil ich unter der Woche nie einen Babysitter haben und so geniess ich jede Minute ohne ihn 😀 wenn er dann aber wieder da ist geniss ich ihn dafür doppelt 😉 Dieses Weekend ist wieder so ein sturmfreies und wir werden den neuen Bond (also ich vorallem den Craig) anschauen gehen und etwas feines Essen gehen. Am Samstag ist bei uns im Dorf noch Herbst/Weihnachtsmarkt und auf diesen will ich natürlich auch noch gehen vorallem weil ich dann mal so richtig ohne tu stressen schauen kann…. OK meinen Mann muss ich dann glaubs noch zwischen lagern in einem Kafi 😉

  • Rita Angelone
    21. November 2012 at 16:36

    @Nadja: Danke! Weisst du, hin und wieder (auch höchsten ca. alle 2 Monate) schlafen unsere Buben entweder bei den Nonni oder bei den Grosseltern. Das sind wir uns schon gewohnt und dann vermisse ich sie nicht ganz so fest (ähm, sozusagen gar nicht… ). Aber das mit dem Weekend, das war neu. Weil die beiden auch ziemlich viel Selbständigkeit an den Tag legen mussten und ich mir Sorgen machte, dass sie Heimweh bekommen könnten. Mehr das. Weisst du, ich konnte mir in Gedanken kein Bild machen, wies da aussieht, was sie ächt grad machen, wies riecht, obs warm ist, ob das essen gut ist…. Bei den Nonni oder Grosseltern weiss ich aus dem Kopf, was sie so in der Regel machen, wie ich sie mir im Bettli vorstellen muss, was sie so essen (beide Grossmamis bzw. Nonnas kochen ja super), dass sie umsorgt sind und dass sie keine Spur von Heimweh bekommen. Diese Ungewissheit machte mir am meisten Mühe bei diesem Weekend.
    Dir und deinem Mann wünsche ich jetzt schon ein ganz schönes kinderloses Wochenende. Lasst Euch ein bitzeli von Craig und seiner Flamme inspirieren und geniesst es. Und ja, während des Shoppings schick deinen Mann einfach kurz weg. Ist besser 🙂
    Herzlichst und .. lass mich wissen, wies war!

  • Rita Angelone
    21. November 2012 at 16:37

    @Lorelai: nein, es wird nur immer schlimmer – irgendwann wartest du in der Nacht, dass sie heimkommen…. und kannst auch nicht schlafen.

  • Nicole B.
    21. November 2012 at 18:31

    Vor letzterem habe ich wirklich etwas Angst. Überhaupt vor der Teenie-Zeit.

  • Nadja
    21. November 2012 at 19:05

    @Rita
    ja eigentlich hast Du recht man kann es nicht vergleichen…. ich weiss ja auch immer das es ihm gut geht bei den Grosseltern. Diese situation wir ihr jetzt hattet mit dem Fünkli weekend das kennen wir noch gar nicht…. und Danke ich freu mich schon auf Craig 😉 schmach schmach….

  • marc
    21. November 2012 at 19:29

    Zwischen dem eigenen Anspruch und der Realität klaffen Lücken, das ist leider besonders oft so, wenn man Elternteil ist. Ich denke, das geht uns allen so!

  • Rita Angelone
    21. November 2012 at 22:25

    @Sandro: sehr, sehr schön ausgedrückt!

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