Familienleben Gesundheit Kolumne

Händeschütteln verboten

Händeschütteln verboten
Bild von cdz auf Pixabay

Fertig Händeschütteln

Was habe ich den Kopf geschüttelt und mich über das sonderbare Verhalten eines Arztes gewundert. Diesen habe ich vor zwei Jahren eine Zeit lang regelmässig aufsuchen müssen. An der Eingangstür zu seiner Praxis hing ein Blatt mit einem roten Verbotsschild und einer schwarzen Stopp-Hand, die mir direkt auf Augenhöhe entgegenkam und beim ersten Besuch fast dazu brachte, auf dem Absatz kehrtzumachen. Hier war Händeschütteln verboten.

Irritierendes Verbot

An den genauen Wortlaut des unterhalb der Darstellung stehenden Satzes kann ich mich nicht mehr erinnern, so sehr hatte mich alleine die Grafik verstört. Sinngemäss stand da: «Ich verzichte darauf, zur Begrüssung die Hand zu schütteln, da viele Infektionskrankheiten über die Hände übertragen werden.» Weitere Kopien der Warnung hingen auch im Wartezimmer sowie in den Praxisräumen und irritierten mich bei jedem Besuch aufs Neue.

Natürlich wusste ich, dass Hände die grössten Bazillenschleudern sind. Aber deswegen auf das Händeschütteln verzichten? Haben wir nicht alle von Kindheit an gelernt, jemandem aus Höflichkeit und als Ausdruck von Wertschätzung und Respekt die Hand zu reichen beziehungsweise aus demselben Grund gereicht zu bekommen? Bei Arztbesuchen sah ich in diesem Ritual auch ein Zeichen von Vertrauen meinerseits, während mir der Arzt mit seinem Händedruck Sicherheit und Zuversicht spendete. Die Einstellung dieses Arztes war für mich gerade als berührungsliebende Südländerin sehr befremdend. Auf so eine Idee kann nur ein Zwangsneurotiker wie Jasper Thalheim kommen, dachte ich damals. Ein Nerd wie dieser Reinlichkeitsfanatiker, der aus der ZDF-Krimiserie «Professor T.» bekannt ist und bei der Aufklärung von Mordfällen aufgrund seiner Ansteckungsphobie stets blaue Latex-Handschuhe trägt.

Doch falsch gedacht: Mein damaliger Arzt war alles andere als ein Sonderling. Die Wirklichkeit hat mich eines Besseren belehrt. Er war ein regelrechter Trendsetter und der Zeit weit voraus.

Was macht das Händeschütteln-Verbot mit euch?

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

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2 Kommentare

  • Tamara
    13. November 2020 at 17:13

    Ich muss sagen, in gewissen Situation vermisse ich das Händeschütteln nicht, jedoch in anderen – vor allem im geschäftlichen Umfeld, wenn Du jemanden zum ersten Mal triffst und Deinen Respekt und Anerkennung ausdrücken willst.

    Etwas Anderes, das ich in Zeiten des Masken Tragens vermisse: das Lächeln der Leute!

    Ich hoffe schon, dass wir uns bald wieder unbeschwert bewegen dürfen.

  • Rita Angelone
    13. November 2020 at 17:16

    Liebe Tamara! Ohja, das Lächeln vermisse ich definitiv auch. Hoffentlich kommt alles ganz bald wieder gut! Herzlicher Gruss zu dir! Rita

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