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Italiener und Sport: Geht das? Und wie das geht!

Italiener: Alles andere als Sport-Muffel

Das Bild des faulen Italieners, der sich für eine Besorgung in 50-Meter-Distanz ins Auto setzt, hat sich in all unseren Köpfen eingebrannt. Doch wie so manchem Klischee muss auch diesem widersprochen werden. Ja, die Italiener treiben Sport! Und sogar ziemlich oft!

Alle fitten

Wirft man nur mal einen Blick in die Fitnesscenter, da herrscht zu Feierabend Grossandrang und die Rollbänder laufen auf Hochtouren. Anfang Jahr umso mehr – wer hat schon nicht den Vorsatz gefasst, nach den üppigen Festtagsmahlzeiten auf Diät zu machen und den Gürtel enger zu schnallen, nicht nur in finanzieller Hinsicht? Eben. Aber nicht nur die Fitnesscenter platzen schier aus allen Nähten – die Meerespromenaden sind ebenfalls von sonnenhungrigen Spaziergängern überfüllt.

Sport in Italien

Alle spazieren…

Alle spazieren

Wie am Neujahrstag, als mein Mann und ich einen Spaziergang am Meer machen wollten. Wir brauchten zwanzig Minuten, um erst einen Parkplatz zu ergattern, und der Spaziergang entpuppte sich als Völkerwanderung. Klar habe ich mit einem grösseren Aufkommen gerechnet, wie immer an sonnigen Sonn- und Feiertagen, aber nicht, die ganze Welt in diesem Fleckchen Erde, wenn auch aussergewöhnlich schönem, vorzufinden.

Sport in Italien

Alle wandern…

Alle wandern

Ähnlich überrascht wurde ich an einem ebenfalls sehr sonnigen Werktag Ende November: Mein Vater war zu Besuch und wir hatten uns vorgenommen, den Monte Sagro zu erklimmen. Frohen Mutes machten wir uns auf den Weg, mit der Gewissheit, bestimmt die einzigen Wanderer zu sein. Ausserhalb jeglicher Outdoor-Saison unter der Woche dort Leute anzutreffen, befand ich als unwahrscheinlich. Aber wurde eines Besseren belehrt: Bereits auf dem Parkplatz trafen wir auf Gleichgesinnte, und zu meiner Verblüffung war auch der Gipfel bevölkert. Alle von Kopf bis Fuss in Wanderoutfit gehüllt, mit futuristisch anmutenden Stöcken und der neuesten Generation von Wanderschuhen.

Italiener: Auch im Sport Ästheten

Denn: Das Outfit muss stimmen! Funktionale Sportbekleidung gehört dazu, egal bei welcher Sportart. Darin sind die Italiener Ästheten. Das beginnt schon bei den Kleinsten, es gehört zum guten Ton jeder Familie, die Kinder in einen nachmittäglichen Sportkurs einzuschreiben. Nicht alle Schulhäuser verfügen über eine Turnhalle, und so ist der schulische Sportunterricht mangels Infrastruktur ziemlich beschränkt. Die Auswahl wird immer vielfältiger, also nicht nur Fussball für die Jungs und Ballett für die Mädchen, sondern auch diverse Kampf – und Mannschaftsportarten sind im Angebot. Schon da wird haargenau darauf geachtet, dass das Outfit zur gewählten Sportart passt und möglichst im selben Farbton wie die Tasche daherkommt.

Es lebe der Sport?

Wer etwas auf sich hält, wird Mitglied beim CAI, dem Pendant des Schweizer Alpenclubs SAC. Wandervereine spriessen wie die Wiesenblumen zur Frühlingszeit, das italienische „Jahr der Wanderungen“ von 2016 scheint Spuren hinterlassen zu haben. Mal abgesehen von Pilger- und anderen Wegen, die quer durch Bella Italia führen, werden rund um den Stiefel auch Sportfeste –und veranstaltungen organisiert. Fazit: Man zeigt sich sportlich, doch ob man es im Endeffekt auch wirklich ist, bleibe dahingestellt. Zumindest versucht man es. Oder tut es der Linie zuliebe. Solange der Effekt des Neujahrsvorsatzes anhält.

Wie habt ihr es mit dem Sport? Treibt ihr regelmässig Sport? Oder nur dann, wenn es grad wieder einmal nötig ist?

Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (17 und 14) und einem Sohn (10) seit 18 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

Aus dem Leben einer Doula:
Elterntipps:
Dolce Vita:

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