Familienleben Kolumne

Das kontroverse Thema: Zu viel der Sonderwünsche

vegan zuckerfrei Helloween

Vom Samichlaus bis zu den Drei Königen: Feste polarisieren immer mehr

Es gibt im Wintersaison-Kalender von Familien so einige Meilensteine, die ich seit meiner Kindheit als sakrosankt erachtet habe. Dazu zählte ich bis jetzt den Samichlaus, die Advents- und Weihnachtszeit samt Christchindli und den darauf folgenden Drei Königen. Mit den eigenen Kindern hier in Zürich kamen im Laufe der Zeit auch noch Halloween und der Räbeliechtli-Umzug dazu.

Zu alemannisch, zu christlich, zu heidnisch, zu männlich

Doch leider haben sich diese Highlights in den letzten Jahren immer mehr zu polarisierenden Festen entwickelt. Dem allzu alemannischen Räbeliechtli-Umzug darf man nun plötzlich mancherorts nicht mehr so sagen, sondern er wird schrittweise zum neutralen «Lichterfest» umbenannt. Das kannten wir ja schon von der allzu christlichen Adventszeit, die in der Schule schon länger ebenfalls nur noch als neutrale «Lichterzeit» bezeichnet wird. Der Samichlaus wird unterdessen, weil pädagogisch zu unkorrekt und dazu als Mann gendertechnisch zusätzlich heikel, genauso hinterfragt wie das Christkind und die Drei Könige, die wohl bald als Frauen daherkommen werden müssen, damit alle zufrieden sind.

Brauchtum versus politische Korrektheit

Jänu, dass sich verschiedene «altbackene» Feste in der Vor- und Weihnachtszeit an unsere moderne, freidenkende, emanzipierte und globalisierte Gesellschaft angepasst haben, daran haben wir uns schon fast gewöhnt. Was mich derzeit aber grad zum Lachen bringt: Nicht einmal das moderne Halloween ist vor einer Anpassung an unsere individualistische Gesellschaft gefeit. Sogar dieses trendige Fest wird sich Partikularinteressen von (vielleicht zu trendigen?) Minderheiten anpassen müssen. Ob Sie es glauben oder nicht: Zwei Kinder haben letzten Mittwoch an unserer Tür doch tatsächlich erwartet, eine Alternative zu Schoggi und Gummischlangen zu bekommen. «Ui nei Sie, Schoggi döff ich nöd neh, wägem Zucker. Und die Gummischlangä sind us Gelatine. Und ich bin vegan.»

Natürlich. Es waren nur zwei Kinder. Trotzdem: Wo führt das alles hin? Sagt ihr es mir.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

Dies koennte dir ebenfalls gefallen

8 Kommentare

  • Amelia Albisser
    6. November 2018 at 23:25

    So. Nun habe ich deinen Beitrag gelesen und muss nur noch mehr den Kopf schütteln.

    Als Alternative hättest du ja eine Karotte anbieten können…. hahahha…..

    Zuerst wäre ich natürlich auch perblex gewesen. Aber dann hätte ich bestimmt gesagt… o prendere o lasciare. Questo passa la chiesa.

    Wohin all diese Trends wohl noch führen werden?

  • Rita Angelone
    6. November 2018 at 23:30

    Liebe Amelia, ich war wirklich sehr perplex. Und auch ein bisschen verärgert. Ich hätte so vieles sagen wollen, aber… es war ja nur ein Kind. Das hat es vermutlich nur so von den Eltern übernommen. Aber ja, nächstes Jahr stelle ich noch Karotten hin. Aber dann kommt sicher die Frage, ob sie Bio seien und regional 🙂

  • Amelia Albisser
    7. November 2018 at 06:59

    Genau. Man sollte sich über die vielen glücklichen Kinder erfreuen und nicht von dem Einen. Karotten parat haben? Hätte ich zuerst auch als Idee gehabt. Aber nein. Ich denke eher nicht. Wieso sollte ich mich nach denen Wünschen richten? Wäre mir vorher auch nie in den Sinn gekommen. . Andere Kinder die es nicht so gut haben, hätten sich bestimmt erfreut. Der Wohlstand lässt grüssen.
    In diesem Sinne einen guten Tag.

  • Keine Panik
    7. November 2018 at 19:45

    Haben Sie denn schon Proteste gegen den Samichlaus oder die drei Könige als „zu männlich“ erlebt? Oder ist das bloss eine Befürchtung? Geschah die Umbenennung des Räbeliechtliumzugs in Lichterfest tatsächlich aus Abneigung gegenüber alemannisch geprägtem Kulturgut, oder war es nicht eher so, dass es in den fraglichen Gemeinden wegen der Trockenheit nicht genug Räben gab und stattdessen Laternen gebastelt wurden, wie in der Gratiszeitung zu lesen war? Und ja, weder das Christentum noch irgendeine andere Religion wird in den Schulen praktiziert, aber das war schon so, als ich altes Semester in die Schule ging und liegt daran, dass die Volksschule seit jeher konfessionell neutral ist. Wenn ich an Orten schaue, die nicht von Gesetzes wegen konfessionell neutral sind, habe ich keineswegs den Eindruck, dass Weihnachten und Advent am Aussterben wäre – im Gegenteil… Und ja, auch Kids mit Allergien, Diabetes, Abneigung gegen Fleischprodukte und so weiter rufen an Halloween „Süsses oder Saures“, aber nicht, weil sie irgendwelche Ansprüche hätten, sondern weil es Spass macht, verkleidet nach der üblichen Bettzeit um die Häuser zu ziehen. Jedenfalls ist das bei einem Jungen in unserer Familie so, der Zucker aus medizinischen Gründen vermeiden muss und trotzdem als Gespenst einen schönen Abend hatte. Oder hat Ihnen das vegane Kind Saures gegeben, weil es kein Rüebli bekam? Klar, man kann jeden Vorfall als Angriff auf die Männer, Frauen, Christen, Nichtchristen, Schweizer, Ausländer oder wen auch immer verstehen – aber manchmal hat etwas auch ganz prosaische Gründe :-)… Auch wenn Trump sich nicht von der Überzeugung abbringen lässt, es gebe ein „War in Christmas“. Ich plädiere dafür, cool zu bleiben und ein „Nein, danke, ich bin vegan“ nicht als Ablehnung der eigenen Werte zu verstehen, sondern als Einladung, die Kinder statt mit einer Gummischlange „nur“ mit einem freundlichen Lächeln auf den Weg zu schicken.

  • Rita Angelone
    7. November 2018 at 21:51

    Danke für Ihren Kommentar! Weshalb genau der besagte Räbeliechtli-Umzug umbenannt wurde, weiss ich nicht im Detail. Vielleicht haben Sie im Zusammenhang mit besagter Gemeinde recht. Obwohl: Räben hats doch schon genug gegeben dieses Jahr, wenn ich den Umzug in Albisrieden als Vergleich nehme, oder? Und in Richterswil scheint es auch genug zu haben. Fakt ist, dass z.B. nun auch St. Martins-Feste in Deutschland zu „Sonne, Mond, Sterne“-Fest umbenannt werden könnten…
    Und natürlich darf und soll ein Kind, das aus medizinischen Gründen kein Zucker geniessen kann, trotzdem ans Halloween-Fest gehen und durch die Strassen ziehen. Ich denke, dass aber genau dieses Kind keine Erwartungen bezüglich Alternativen hat, weil es ein ganz anderes Bewusstsein für die Sache hat.
    Anyway: Selbstverständlich habe ich das „vegane“ Kind weder mit einer Karotte noch mit einem bösen Blick beschenkt. Sondern mit einem freundlichen Lächeln weiter ziehen lassen. 🙂 Ich bin weder so bös noch so uncool wie es vielleicht manchmal erscheinen mag. Ich beobachte einfach ziemlich scharf und mache mir laut meine Gedanken, die – und das finde ich super – dann mit den Lesern diskutiert werden können! Deshalb nochmals Danke für Ihren Input!

  • Ruth Obrist
    7. November 2018 at 23:18

    „Zu alemannisch, zu christlich, zu heidnisch, zu mānnlich“ – zu amerikanisch. Halloween gehōrt nicht zu unserem Kulturkreis. Ob wir aus politischer Korrektheit unsere kulturellen Werte und Brāuche für amerikanischen Lifestyle aufgeben, hāngt von uns selber ab. Auch Kinder mūssen nicht jeden gesellschaftlichen Mist mitmachen. Balance zwischen Anpassung und Eigenstāndigkeit ist für Kinder noch schwieriger als für Erwachsene. Aber ich war schon ein eher kritisches Kind.

  • Rita Angelone
    7. November 2018 at 23:28

    Liebe Frau Obrist, mh, stimmt. Würden wir erst gar kein Halloween feiern, hätten wir ein „Problem“ weniger 🙂 Liebe Grüsse!

  • Katharina (Mama hat jetzt keine Zeit)
    8. November 2018 at 19:06

    Liebe Rita,

    Schade, dein Artikel strotzt nur so von Hörensagen und basiert vor allem auf Fakemeldungen, die teilweise seit Jahren in den sozialen Medien kursieren, obwohl sie schon lange widerlegt sind. Hier beispielsweise der Ursprung der „Umbenennung des St-Martin-Umzugs“: https://www.mimikama.at/allgemein/st-martinsfest-die-angebliche-umbenennung-des-sankt-martinsfest-sorgt-fr-wirbel-auf-facebook/

    Eigentlich müsste uns doch allen daran gelegen sein, dass die Wahrheit verbreitet wird und nicht solche erlogenen Räubergeschichten?!

    Das jüdische Lichterfest hat übrigens nichts mit Advent oder Räbenliechtli zu tun, sondern ist eine eigene jahrtausendealte Tradition.

    Was genau stört dich daran, wenn manche Kinder nicht gerne Schokolade oder Gummibärchen haben? Wieso ist das schlimmer, als wenn sie nicht gerne Brokkoli oder Rösliköhl essen?

    Ich selber finde es wunderschön und spannend, das bei uns einerseits die alten Traditionen fort leben (ja, das tun sie!) UND neue Traditionen oder solche aus anderen Ländern hinzu kommen. Das macht uns nicht ärmer, sondern reicher.

Hinterlasse eine Nachricht

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.