Familienleben

Klare Ansage oder: Wie sag ichs meinem Kind?

Weshalb tun wir uns oft so schwer, unseren Kindern klar und deutlich unsere Wünsche zu kommunizieren? Wieso tappen wir ständig wie auf Eiern, wenn wir unseren Kindern etwas sagen wollen, wovon wir bereits vermuten, dass sie darob ausflippen werden? Machen wir dadurch nicht alles noch schlimmer?

Kürzlich beobachtete ich beim Einkaufen erneut ein Phänomen, das mir immer wieder begegnet: Ein kleines Mädchen stiess ihren kleinen Einkaufswagen durch den Laden und rammte geflissentlich jeden zweiten Meter die Gestelle. Selbstverständlich fand das kleine Mädchen sehr Gefallen daran und juchzte nach jedem Zusammenstoss. Die Mutter lief dem kleinen Mädchen hinterher und hatte die Situation ganz offensichtlich nicht mehr im Griff.

Wo ich wahrscheinlich meine Buben längst am Arm gepackt, den kleinen Einkaufswagen in eine Ecke gestossen und ein Time-out zur unmissverständlichen Lagebesprechung einberufen hätte, hörte ich diese Mutter säuseln: „Müsli, ich fände es uh lässig, wenn du die Gestelle nicht mehr tüpfen würdest, gell?“

Ich fände es uh lässig??? Nein, wenn wir alle doch ganz ehrlich sind, fänden wir es nicht einfach nur uh lässig, sondern wir WOLLEN-GANZ-SCHLICHT-UND-EINFACH, DASS-DAS-KIND-SOFORT-MIT-SOLCHEM-BLÖDSINN-AUFHÖRT!

Aber da wir ja schon wissen, was geschieht, wenn wir dies sagen, kramen wir irgendwann einmal aufgenommene Kommunikationsweisheiten aus der hintersten Ecke unseres am Anschlag laufenden Gehirns hervor und denken nur noch ans möglichst positive, lockere Überbringen einer Botschaft, die aber auch so nicht ankommen wird. Wie auch? Denn was wir dann so sagen, ist nicht das, was wir wirklich meinen. Und das merkt man. Auch Kinder merken das.

Das Mädchen rammte die Regale frischfröhlich weiter und lachte ihre Mutter gar noch mehr an, weil ja auch diese schliesslich immer noch lächelte. Wie soll das Mädchen denn spüren, dass sie nun eine Grenze längst überschritten hat, wenn ihr Mami über alle Backen strahlt? Woher soll das Mädchen wissen, dass die Mutter ihr Lächeln aufgesetzt hat, um nur für Aussenstehende wenigstens ein bisschen cool und der Situation gewachsen auszusehen?

Weshalb haben wir so ein Problem damit, klare Ansagen zu machen? Die dann auch zu befolgen sind. Konsequent. Wieso gilt es als so verpönt, von Kindern etwas ganz klar zu verlangen. Ohne Beschönigungen. Ohne Bittibätti. Woher kommt das, dass wir heutzutage – Kinder wie Eltern – alles uh lässig finden müssen, damit wir es überhaupt tun? Gibt es nicht Dinge, die wir einfach tun müssen und demnach auch klipp und klar kommunizieren dürfen, sogar müssen?

Wie lässig kommuniziert Ihr denn?

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5 Kommentare

  • Lorelai
    20. November 2012 at 21:51

    Mein Sohn ignoriert leider auch klare Ansagen. Er reagiert höchstens, wenn wir laut werden oder ihm drohen. Und lacht uns dann aus. Das kann’s aber auch nicht sein. Manchmal reicht aber auch ein ruhiges „Bitte“, da bin ich schon froh… Nur, meist muss man halt tatsächlich Hand anlegen, das Kind aus der Situation ziehen, notfalls mit Gewalt oder ihm etwas wegnehmen. Wäre schön wenn es anders auch funktionieren würde :/ Apropos Rita: Gibt’s bei dir nicht eine Kommentar-Abo-Funktion wie auf anderen Blogs? Manchmal poste ich einen Kommentar und wüsste gerne, ob jmd darauf antwortet (zB du 😉 und vergesse dann, nachzuschauen und muss hinterher suchen oder ärgere mich, weil ich vergass, wo es war… 😉

  • Rita Angelone
    20. November 2012 at 22:00

    @Lorelai: wenn du auf der Sidebar rechts ganz nach unten scrollst, kommen die „Abo-Funktionen“:

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  • Lorelai
    21. November 2012 at 14:02

    Danke, Rita! Das ist dann aber pull und nicht push, oder? Ich müsste also auf den Feed gehen, der kommt ja nicht automatisch auf den Schirm oder irre ich mich? Bin da nicht so der Held 😀

  • Rita Angelone
    21. November 2012 at 16:31

    @Lorelai: … weiss es im Fall nicht einmal…. 🙁 Probiers einfach. Und irgendwann, wenn ich nichts anderes habe, suche ich nach einer besseren Lösung… !

  • Andrea Mordasini, Bern
    22. November 2012 at 00:22

    Ich halte weder von „Wischi-waschi“-Sätzen noch von respektlosem, militärischem Rumbrüllen etwas. Doch klare und logische Ansagen sind wichtig und nötig – die kann man aber auch sehr gut anständig und respektvoll anbringen :). Gerade heute abend erlebten wir im Migros einen Weltklasse-Deluxe-Trotzanfall der Kleinen und dann des Grossen, weils A) keine sauren Zungen und B) keine Schokolade gab… Ja, solche Situationen sind nicht einfach, vor allem nach Feierabend mit gefühlten 50 Leuten drumrum. Aber eben, da muss man(n)/frau sowie die Kinder durch, egal was Nörgler, Besserwisser und „als ruhige, brave und stille Erwachsene zur Welt Gekommene“ denken und sagen mögen…

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