Familienleben Kolumne

Leck mich!

Ich wusste, dass es kommen musste. Ich wartete ja auch schon langedarauf. Doch was da genau gekommen ist, überrascht mich nun doch ziemlich und hinterlässt mich nicht nur ratlos, sondern regelrecht sprachlos, was in meinem Falle ein richtiges Kunststück darstellt.

Lassen Sie mich kurz ausholen. Man sagt ja, dass man ab dem Moment, in dem Kinder den Kindergarten besuchen,  keine Handhabe mehr über ihr Verhalten hätte. Am deutlichsten bekommt man diesen Kontroll- und Machtverlust in Sachen Sprache zu spüren. Die Kinder kommen mit neuen Wörtern nach Hause, die von harmlosen Ausrufen wie „so cool, he“, „he Mann, he“ oder „oookay“ über in elterlichen Ohren doch etwas schmerzenderen Bezeichnungen wie „Scheisse“ oder „Arschloch“ reichen.

Nicht dass Sie jetzt denken, ich sei so zart beseitet und hätte wegen diesen paar unanständigen Wörtli eine Krise. Nein, nein: An diese Wörter habe ich mich zwar immer noch nicht gewöhnt und ich finde sie nach wie vor einfach doof, aber ich hänge mich längst nicht mehr an ihnen auf. Und ganz ehrlich gesagt, haben mir meine Buben mit dem kürzlich heimgebrachten „Pimmel“ sogar die Frage beantwortet, wie wir ihre Zipfel ihrem Alter entsprechend nun genau bezeichnen sollen. Weshalb also sollen Eltern überhaupt versuchen, eine anständige Umgangssprache zu pflegen, wenn der Kindergarten diesbezüglich ganze Arbeit leistet?

Doch beim letzten kindergärtlichen Mitbringsel blieb mir regelrecht die Spucke weg. Nicht das so befürchtete F***-Wort erwischte mich auf dem falschen Fuss, sondern das für italienische Verhältnisse mindestens in der Top Five der unanständigen Schimpfwörter anzusiedelnde „vaffanculo“.

Natürlich haben die Buben keine Ahnung, was sie da nachschwafeln. Und natürlich werde ich es ihnen NICHT erklären. Dem Verursacherprinzip folgend und frei nach dem Motto „vaffanculo“ soll diese Aufgabe der Kindergarten doch auch gleich übernehmen. Nimmt mich jetzt schon wunder,  mit welcher altersgerechten Erklärung die Buben nach Hause kommen werden.

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Mit welchen Wörtern haben Euch Eure Kinder überrascht? Wann? Und wie seid Ihr damit umgegangen?

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3 Kommentare

  • Babs
    24. Oktober 2012 at 06:32

    hmm.. „shit happens“ sagt man.. ich erinnere mich an das „Kindergärtliche“ erste:“ f*** dich ins Knie..“ ich bin ja schon mit allen Wässerchen gewaschen aber die Vorstellung brachte mich auf viele?????? Na ja, man lernt dann jedoch auch, dass wenn man etwas zuviel Aufmerksamkeit beimisst, es umso interessanter ist… also habe ich zwar gefragt, was denn das heisst und da logischerweise keine Erklärung falgte, haben wir uns so geeinigt, dass sie den Satz nicht mehr über die Lippen kommen lässt, bis sie es erklären kann… und eine Erklärung gabs bis heute nicht!

    Das Vokabular an bunten weiteren Beschimpfungen und Ausdrücken erweiterte sich mit den Jahren aufs hundertfache und mein Wunsch nach Erklärungen fûhrte dazu, dass die Gute in der Oberstufe bei einer Gelegenheit der Turnlehrerin austeilte, sie sei ja paranoid. Weil sie jedoch von ihrer ach so besonnenen Mutter( ich) gelernt hatte, dass man auch Erklärungen liefern soll, erklärte sie der „paranoiden“ Lehrerin auch gleich, dass es zwei Arten von Paranoia gebe und die sich unterscheiden… Mr. Google und Madame Wikipedia sei dank :D… tja “ shit happens“.. und ehrlich Rita: haben wir „vaffanculo“ nicht auch schon als Kleine gesagt? Da kommt noch Schlimmeres… und „leider“ können wir dagegen üüberhaupt nichts machen. Ich glaube das Beste ist, wenn man darauf aufmerksam macht, dass man DIE Sprache nicht versteht und erst zuhört, wenn eine “ normale“ Sprache gesprochen wird.

    Ich erinnere mich gerade an eine Mitter die ihrem Sohnemann sagte, dass er bei seinem Sprachtalent von nun an eben zwei Sprachen sprechen müsse und zwar seine Muttersprache, die auch sie versteht und die Gassensprache, welche er mit seinen Kollegen sprechen kônne-er solle sie jedoch ja nicht verwechseln, wenn er mit IHR spreche!! Aaaaber, das kam später, nicht im Kindergarten;)) “ In boca al lupo“ liebe Rita…

  • Karinke
    24. Oktober 2012 at 09:06

    Ich trinke gerade gemütlich meinen Frühstücks-Shake, während Töchterchen (22mt) neben mir übt: Seiss, de Saiss, Aisse….. Dabei war sie nur gestern in der Spielgruppe mit Grossmueti… Ich gehe mal optimistisch davon aus, sie übe sich in „Da ist“ und „Geissen“…

  • Nicole
    24. Oktober 2012 at 09:58

    Tja, auch bei uns sind jetzt Wörter aufgetaucht, die ich nicht hören möchte bei uns. Ich versuche mich derzeit gerade darin, dem so wenig wie möglich Beachtung zu schenken, weil ich eben auch gemerkt habe, dass die Beachtung, auch das Schimpfen, die Sache nur noch interessanter macht….
    Ich überlege gerade, mit den Kindern mal eine Tafel mit den „Familienregeln“ zu machen – habe ich mal bei der Supernanny gesehen… 😉 Da würde dann sicher auch drauf sein, dass wir einander nicht mit wüsten Wörtern beschimpfen….

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