Wenn Kinder mit Schere und Messer schneiden wollen
Vor ziemlich genau einem Jahr begann unser Kleiner mit der Schere zu hantieren und ich beschäftigte mich damals mit der Frage, ab wann Kinder überhaupt mit einer Schere schneiden können und sollen. Alles ging sehr rasch: der Kleine lernte das Schneiden mit der Schere sehr schnell und ich gewöhnte mich ebenso schnell daran, dass auch er nun alleine schnipseln und basteln konnte.
Rüsten, schneiden, hacken: Kinder wollen in der Küche mithelfen
Nun stehen wir vor der nächsten Herausforderung: der Kleine will nun alles rüsten, was ihm unter die Finger gerät! Ich habe mich darauf eingelassen und auf folgends zu achten versucht:
Tipps, um Schnittwunden bei Kindern möglichst zu vermeiden
- Bewusstsein schaffen
Den Kindern soll vor jeder Arbeit klar gemacht werden, dass sie mit gefährlichen, professionellen Werkzeugen arbeiten.
- Sitzend arbeiten
Das Rüsten geht am besten, wenn Kinder dazu am Tisch sitzen und das Schneidebrett auf Ellenbogenhöhe haben.
- Krallengriff erlernen
Beim Schneiden sollten die Kinder unbedingt den „Krallengriff“ anwenden. Dabei formt die Hand, die das Gemüse hält, eine Kralle und die andere Hand schneidet mit dem Messer.
- Das richtige Werkzeug
Das Messer sollte nicht zu scharf, aber auch nicht zu stumpf sein. Mit einem stumpfen Messer können Kinder nicht präzis arbeiten und können leicht abrutschen, wodurch sich die Verletzungsgefahr erhöht.
- Langsam steigern
Am besten startet man mit weichem Schneidgut wie Apfel, Gurke oder Käse, damit die Kinder ein Gefühl für das Messer bekommen. Erst später kann man sie harte Lebensmittel wie Rüebli oder Kartoffel schneiden lassen.
- Rutschfeste Unterlage
Das Schneidegut muss gut auf dem Brett aufliegen und darf nicht wegrutschen. Gegebenenfalls kann man das Schneidgut halbieren.
- Aufhören, wenn die Konzentration nachlässt
Sollte das Kind mit dem Messer herumfuchteln oder unkonzentriert arbeiten, sollte man mit der Übung aufhören.
- Nie nach fallendem Messer greifen
Kinder sollen lernen, nie nach einem fallenden Messer zu greifen. Die Verletzungsgefahr ist sehr gross.
- Beaufsichtigung
Kinder sollen beim Rüsten immer beaufsichtigt werden.
Der Aufwand lohnt sich
Wie im Falle des Schneiden Lernens mit der Schere lohnt sich der anfängliche elterliche Aufwand auch in Sachen Schneiden Lernen in der Küche aber auf jeden Fall:
- Die Kinder verbessern ihre motorischen Fähigkeiten.
- Das gemeinsame Kochen bzw. Vorbereiten spricht alle Sinne an, fördert die Kreativität, das Selbstwertgefühl und stärkt die Eltern-Kind-Beziehung.
- Ausserdem knabbern Kinder beim Rüsten Obst und Gemüse, das sie sonst oft nicht anrühren.
Wie sieht es bei euch aus? Machen die Kinder schon mit beim Rüsten und Kochen? Welche Sicherheitsvorkehrungen trefft ihr?
Weiterer Beitrag passend zum Thema:
- Kinder und Scheren: So vermeidet ihr Bastelunfälle und Schnittwunden
- Holz und Sackmesser: Magische Anziehungskraft auf Kinder
11 Kommentare
Lorelai
27. Oktober 2012 at 09:05Dem ist nichts hinzuzufügen. Meiner durfte mit 2 mal Gemüse schneiden, was er erstaunlich gut konnte. Leider ist selten zeit und Gelegenheit, mit ihm zu üben
Erika
27. Oktober 2012 at 09:36Ich bin ganz deiner Meinung, Rita – was an den stumpfen Messern auch gefährlich ist: viele Eltern bieten ihren Kindern stumpfe Messer zum schneiden an, aus Angst vor Verletzungen. Das ist aber kontraproduktiv, denn das Kind soll lernen mit der Schärfe eines Messers umzugehen. Und wehe, ein „Stumpfmesser“-Kind erwischt dann eines, das wirklich schneidet…
Mein Kleiner (4) hilft im Moment fürs Leben gerne beim Rüsten. Oft wollte er mir einfach nicht zuhören, wenn ich ihn anwies, wie er was halten sollte. So liess ich ihn – ich Rabenmutter – ins Messer laufen, sprich, in den Finger schneiden (kontrolliert, nur ein wenig, aber seit dem Vorfall lässt er sich alles sehr gerne zeigen…).
Nicole
27. Oktober 2012 at 10:30@Erika: Ich bin auch so eine Rabenmutter… 😉 Carmen gehört – im Gegensatz zu Nando – eher zu den Kids, die nur aus Schaden klug werden. So hat sich Madame halt auch mal etwas schneiden „müssen“ und letzte Woche dann z.B. auch am Raclette-Ofen eine kleine Brandblase holen.
Unsere Kids helfen oft beim Schneiden in der Küche. Aber nie am Tisch, das wäre mir zu umständlich. Sie stehen auf dem Tritt. Dann haben sie die Abstellfläche der Küche auch in der richtigen Höhe.
Und ich bin auch klar der Meinung, dass stumpfe Messer sehr viel gefährlicher sind als scharfe Messer. Stumpfe Messer reichen meist doch noch aus, um sich schneiden zu können, und man schneidet sich, weil man wegen der Stumpfheit fester hat drücken müssen oder ausgerutscht ist.
Erika
27. Oktober 2012 at 10:36@Nicole: du bist mir sympathisch, jaja, manchmal lernen sie’s wirklich nur, wenn sie’s spüren…
Nadja
27. Oktober 2012 at 11:18ich schliesse mich Erika und Nicole an und bin auch ne Rabenmutter 😀 er schneidet mit den scharfen Messern seit er etwas älter als 2 war und er liebte es mir zu helfen. Peperoni, Gurke und sogar Ruäbli waren nicht vor ihm sicher. Jetzt mit 4 1/2 mag er mir nicht mehr helfen 🙁 naja kommt evt wieder gäll! Er schneidet immer noch gerne aber nur sein Zeugs wie zB ein Ei oder Käse…
Nadja
27. Oktober 2012 at 12:08ach ja und wir hatten extra von Kuhn Rikon so ergonomische Kindermesser gekauft aber ehrlich gesagt sind sie nicht zu gebrauchen 🙁 und auch den Sparschähler von Betty Bossi ist nicht zu empfehlen der braucht meines erachtens recht Kraft damit es richtig schält.
KaiP
28. Oktober 2012 at 06:19Ich bin auch der Meinung das man Kindern ab einem gewissen Alter an den Umgang mit scharfen Messern heranführen kann. Im Alter von 5 Jahren haben wir mit unseren Kindern angefangen zu schnitzen. Von Wen’ger und Victorinox gibt es hierzu sehr schöne Kindertaschenmesser. Die haben eine abgerundete Spitze und verfügen über eine Sicherheitsarretierung, die ein ungewolltes Einklappen verhindert. Wichtig war uns den Kindern dabei beizubringen: 1. Ein scharfes Messer ist kein Spielzeug. 2. Es wird nicht mit dem Messer durch die Gegend gelaufen. 3. Immer vom Körper weg schnitzen. In der ersten Zeit müsst ihr auch dabei sein. Es hat geklappt und unsere Kids haben ordentlich an Selbstvertrauen gewonnen.
Fabienne
3. November 2012 at 18:59Dank diesem tollen post habe ich heute meinen 2.5jährigen das erste mal ans messer gelassen. Er hat ganz stolz wienerli-ringli für eine suppe geschnitten. Das hat prima geklappt 🙂 vielen dank!
Rita Angelone
3. November 2012 at 21:48@Fabienne: jö, so herzig, Wienerli-Ringli!
Andrea Mordasini, Bern
4. November 2012 at 07:59Ich gehöre auch zur Fraktion „Erfahrungen machen“ ;). Ich bin der Meinung, dass es für die gesunde Entwicklung der Kinder wichtig ist, den korrekten Umgang mit „gefährlichen“ Dingen zu lernen, um eben die Gefahr kennenzulernen und davor Respekt zu bekommen. Darum haben sie schon früh – das heisst – mit etwa 2,5 Jahren unter Aufsicht natürlich und „begleitet“ den Umgang mit richtigen (kleinen) Schere und Messer kennengelernt. Persönlich halte ich nichts von dumpfen Schneidinstrumenten, sie wähnen die Kinder (wie auch Eltern) in falscher Sicherheit… Kinder, die immer wieder vor allen möglichen Gefahren beschützt und in Watte gepackt werden, wachsen so zu unselbstständigen, ängstlichen und verunsicherten Mitmenschen heran. Diesen Bärendienst will ich meinen jedenfalls nicht erweisen! Da sind mir die eine oder andere Schramme, aufgeschlagene Knies und Beulen lieber… :)!
Wolf
19. November 2015 at 19:26Bin ebenfalls der Meinung das man Kindern durchaus zutrauen kann auch mit „gefährlichen“ Dingen zu hantieren. Besonders toll fand ich die Dinge die zu beachten sind im Umgang mit dem Messer um die Gefahr zu minimieren – und mal ehrlich wer hat sich im Leben nicht schon einmal geschnitten oder verbrannt. Aber mit einem Pflaster und tröstenden Worte sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!