Kinderhotels – Ferien mit oder von den Kindern?
Familienfreundliche Angebote und Rundum-Betreuung für alle Altersstufen: Das bieten Kinderhotels. Doch braucht es das für unvergessliche Familienferien überhaupt? Für mich persönlich galt diesbezüglich immer das Motto „weniger ist mehr“ und normalerweise bevorzuge ich einfache Ferienwohnungen, wo genug Platz für alle ist, der familiäre Ernährungsplan einigermassen aufrecht erhalten wird und wir für unser eigenes Rahmenprogramm sorgen.
Familienferien in einer Spassfabrik?
Dennoch beschloss ich, die Probe aufs Exempel zu machen und für eine Woche mit meiner Familie in die „Spassfabrik“ einzuziehen. Klinisch geputzte Zimmergeschosse, bereitgestellte Babybetten im Gang und die häusliche Einrichtungen erinnern mich sogleich an ein Kinderspital und nicht an ein Hotel. Den „Familienplaner“, den ich beim Check In bekam und belächelte, fand ich zuerst völlig übertrieben (es graust mir vor Terminen in den Ferien!), doch bald wird dieser voller und voller und verhindert etwaige „Terminkollisionen“.
Auf dem Planet „Familie“ gelandet
Beim Auftakt am Morgentanz, dem rituellen Start in einen ereignisreichen Ferientag, wird mir bewusst, dass wir auf dem Planeten „Familie“ gelandet sind, wo alle im selben Boot, äh, Raumschiff, sitzen. Kinder, soweit das Auge reicht, Krabbelräume, Spielecken, Kinderwerkstatt, Indoorspielplatz, Plantschbecken, Kindermenüs, Wickeltische, Hochstühle. Während die Kids in Obhut der Betreuerinnen weilen, Dinosaurier basteln, sich als Indianer verkleiden oder zaubern lernen, geniessen wir Eltern wertvolle, kinderlose Paarzeit und kommen mit Fitnessraum, Sauna, Dampfbad und Wellnessbereich auf unsere Kosten und lassen uns weder gemeinsame Abendessen bei Kerzenschein, noch den Nordic-Walking-Kurs entgehen.
Nach einer Woche landen wir wieder auf dem Planet „Erde“, wo sich nicht nur Familien tummeln: Da fällt es mir auf der überfüllten Raststätte ohne Hochstühle und Kindermenüs wie Schuppen von den Augen, wie „behütet“ es im Kinderhotel zu und her ging – ade Spassfabrik!
Kinderhotels ja oder nein?
Ja, wenn ihr zu diesen Kategorien Ferienmachern gehört:
- Wer in den Ferien nicht auf eigene Faust Entdeckungstouren unternehmen will, ist im Kinderhotel gut aufgehoben und kann an jenen Aktivitäten mitmachen, die ihm gefallen
- Wer eine Auszeit vom turbulenten Kinderalltag braucht und die Zweisamkeit wieder etwas ankurbeln möchte
- Wer eine Möglichkeit sucht, damit sämtliche Familienmitglieder am selben Ort auf ihre Kosten kommen
- Wem es wichtig ist, dass der Nachwuchs auf Spielkameraden trifft
Wer nicht buchen sollte:
- Familien, denen geplante Aktivitäten und feste Essenszeiten nichts anhaben können, sind in einem „normalen“ Hotel oder in einer Ferienwohnung besser aufgehoben
- Wer gegen die Trotzanfälle der eigenen Sprösslinge gewappnet ist, aber den Lärm fremder Kinder nicht auch noch erträgt
- Wer bunte, märchenhafte und kitschige Hotels verabscheut und authentische Ferienerlebnisse sucht
- Wer während den Ferien sich nicht à la „Ghetto“ auf einem anderen Planeten wähnen will
Wenn ja, welches Kinderhotel?
- Kinderhotels: Mit Erfahrung seit über 20 Jahren, in fünf Ländern: www.kinderhotels.com
- Familotel: 60 Hotels in fünf Ländern: www.familotel.com
- Familienhotels: Kleine Hotelkette im Südtirol, 25 Hotels: www.familienhotels.com
Welche Erfahrungen habt ihr mit Kinder– und Familienhotels gemacht? Welche Tipps habt ihr für gelungene Familienferien?
Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (16 und 13) und einem Sohn (9) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
Aus dem Leben einer Doula:
- Das Kind ist ein Tragling
- Babyausstattung: Weniger ist mehr!
- Sex gute Gründe für ein Schäferstündchen
- Die Geburt: Ein maschineller Prozess oder ein magischer Vorgang
- In Erwartung
- 10 gute Gründe, um eine Doula zu engagieren
- D wie Doula
Elterntipps:
- Elterntipps: Per Mausklick zum Hotelzimmer. Ganz easy?
- Stadtbesichtigung zum Nulltarif
- Erholsam Reisen mit Kind und Kegel
- Pubertät ist, wenn die Welt Kopf steht
- Geteiltes Leid…
- Das Glück auf die Haut tätowiert
- Ferien auf Balkonien: Von wegen Langeweile
Dolce Vita:
- Aller Anfang ist schwer
- Dolce Vita: Unser Familienshooting im Park
- Schöne Familienbilder schaffen wertvolle Erinnerungen
- Sommerlich-Sandige Strandgrüsse aus Südligurien
- Colour Run: Auf zum bunten Plauschrennen
- Die grüngrasige Gemeinde-Geschichte
- Italienische Supermärkte: Fast wie im Schlaraffenland
- Unschöne Überraschungen im Belpaese
- Kleine Geschenke erhalten die Kundschaft
- Kalter Kaffee und Schnee von gestern
- Von elterlichen Hausaufgaben
- Im Wunder – äh, Gardaland
- Auf sonntäglicher Shoppintour
- Strandleben mit Kids im blauen Paradies
- Familientrip nach Rom
- Schule aus: Dolce Vita für Italiens Sprösslinge
- Ob “Happy Hour” oder “Apericena” – Kinder unerwünscht!
- Tanti auguri: Kindergeburtstag all’italiana
- Besser als sein Ruf: Das italienische Gesundheitssystem
- Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost
- Von wegen Januarloch – In Italien heisst es “Ausverkauf”!
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