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Traumberufe im Wandel

Beruflich habe ich es mit Jugendlichen zu tun. Genauer genommen mit Burschen auf Lehrstellensuche. Anlässlich der Gespräche, die ich mit ihnen führe, fällt irgendwann immer die Frage nach ihrem Traumberuf. Ein paar wenige haben keine Antwort auf diese Frage, die meisten allerdings schon: Profi-Fussballer! Diese Antwort fasziniert mich immer wieder aufs Neue, beängstigt und überrascht mich aber jedes Mal genau so. Lassen Sie mich das erklären.

Natürlich freut es mich, dass viele junge Männer eine Fussballerkarriere als Erfüllung eines Traums betrachten, beweist es mir doch im Auswahlverfahren, in dessen Rahmen ich diese Frage stelle, dass sie sportlich, ehrgeizig und teamorientiert sind. Ausserdem nimmt mein Herz jedes Mal einen Gump, wenn ich das höre, weil ich in jedem dieser jungen Burschen auch einen meiner beiden Fussball fanatischen Buben sehe. Gleichzeitig macht mir diese Aussage auch jedes Mal Angst, weil ich aus Erfahrung weiss, dass es diesen jungen Männern sehr schwer fallen wird, während ihrer Berufslehre die Prioritäten zwischen Arbeit, Schule und Sport richtig zu setzen und dass es früher oder später in der Ausmarchung zwischen Beruf oder Fussball zu heftigen Konflikten kommen wird.

Doch mehr als mich zu faszinieren oder zu beängstigen, überrascht mich diese einhellige Antwort. Waren es früher nicht Pilot oder Polizist oder allenfalls Lokiführer und Astronaut die Berufe, die Buben in ihren Träumen anvisierten? Was ist geschehen? Sind diese Berufe nicht mehr sexy oder einfach nicht mehr lukrativ genug?

Wie dem auch sei: Nach seinem Traumberuf gefragt, antwortet unser Grosser jedenfalls weder wie die Kinder aus meiner Zeit noch wie die Jugendlichen von heute. Er möchte nämlich – vielleicht ein neuer Trend zurück zu den wahren Wurzeln? – schlicht und einfach Bauarbeiter werden.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

Welcher war euer Traumberuf? Und derjenige eurer Kinder?

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10 Kommentare

  • Rahel
    17. April 2013 at 06:07

    hihi Bauarbeiter ist doch gut!

    unser grosser 6Jahre weiss noch gar nicht was er will, mal ist es Polizist, dann wieder Koch, was die Mama gelernt hat und dann wieder mal Mechaniker wie der Papa.
    Doch unser 4 jähriger der erzählt schon lange dass er Baggerfahrer wird und er dann ganz grosse Löcher baggert und die immer wieder mit viel Wasser befüllt 🙂 und nebenbei am abend, wolle er dann Autos schrauben (jaja auch ganz wie der Papa)

  • Gaby
    17. April 2013 at 06:30

    So verschieden unsere Mädels sind, so verschieden sind auch ihre Wünsche: während Sarah mal etwas arbeiten will (egal was!!!), wo man mind 1 Mio. im Tag verdient, möchte Livia an der Kasse im Volg sitzen, weil ihr der Ton, der beim übers Band ziehen der Einkäufe so gefällt :-)))

  • Monika
    17. April 2013 at 06:44

    Mein Traumberuf war Tierärztin. Unsere Grosse will zur Zeit Mami oder Papi 😉 werden und vorallem Traktor fahren wenn sie gross ist.

  • taiana
    17. April 2013 at 06:48

    den Wunsch nach dem Traumberuf ändert sich bei einem kind doch.. vorallem wenn man in die oberstufe kommt und gesagt wird was man auf dem niveau werden oder nicht werden kann. dann kommt die Berufsberatung die die Wünsche kaputt macht. war bei mir jedenfalls so..
    mein Traumberuf mit 14 war Maskenbildnerin für Theater und Film.. es hiess aber, dies sei kein guter beruf und mit der realschule habe ich keine chance dazu.
    Profifussballer möchten die meisten werden , weil man da in den Medien steht..berühmt wird und Millionen verdient. es geht doch nur noch um das.
    Ich bin neugierig was meine Tochter mal werden will und was ich weiss ist, ich werde sie dabei unterstützen. egal wenn eine Berufsberaterin sie von diesem Weg abbringen will.
    Finde es toll,möchte Dein Sohn Bauarbeiter werden..die wird es immer brauchen und überall. lg

  • Denise
    17. April 2013 at 07:07

    Mein grosser (7) will Bauer werden. Da er Tiere liebt und Traktor fahren möchte. Der kleine weiss noch nicht was, nur das er Arbeiten möchte weil er dann ja Geld verdient und sich ein Töff kaufen will. LG

  • Jessica
    17. April 2013 at 07:12

    Meine beiden Grossen möchten sehr gerne Polizisten werden. Im Moment wird Legopolizei rauf und runter gespielt und es ist immer wieder der Streitpunkt wer der Böse sein muss 🙂 Meine Jungs sind zur Zeit sehr sensibel wer der Böse und wer der Liebe ist, dass interessiert sie im Moment sehr. Ich denke deshalb auch der momentane Wunsch Polizist (also ein Lieber ) zuwerden freut mich natürlich als Mutter 🙂 Ich selbst wollte immer Kindergärtnerin werden und das bin ich auch geworden.

  • Nicole B.
    17. April 2013 at 07:29

    Wollen wirklich noch Jugendliche Profifussballer werden? Wenn sie bis dahin nicht schon auf dem Weg dazu sind, dann ist es doch sowieso schon zu spät! Ist das nicht etwas, das auch die meisten Jugendlichen realistisch eben als „Traum“ sehen und schon wissen, dass die Realität anders ist?

    Es macht wohl einen grossen Unterschied, ob du Jugendliche nach ihrem Traumberuf fragst oder kleine Kinder. Das mit dem Lokiführer, Polizisten, Piloten oder Astronauten kommt doch schon noch sehr oft von kleinen Kindern, auch heute noch. Oder eben der Bauarbeiter. Als Jugendliche denken sie dann halt schon ein bisschen anders, und daher hörst du, Rita, diese Berufe dann wohl nicht mehr als Ziel.

    Nando möchte derzeit gerne Lokiführer (!) werden oder sonst Kapitän der „Panta Rhei“ oder von einem anderen grossen Schiff. Und seit letzter Woche überlegt er auch, Zahnarzt zu werden…. 😉
    Mal gucken, was er in ein paar Jahren sagen wird….

  • Nadja W.
    17. April 2013 at 07:32

    meiner (knapp 5) will Skilehrer werden. Er war noch nie in der Skischule aber er hat beim Skifahren sicherlich den einten oder anderen gesehen…. ich frag mich nur was er dann den Sommer durch macht??? 😉 Mein Mann meinte dann soll er Surflehrer sein aber weit weit weg so dass wir ihn besuchen können 😀

  • Opa
    17. April 2013 at 08:21

    Meinen Berufswunsch weiß ich nicht mehr. Bin aber mit dem, was ich gerade tue, recht zufrieden. Was den Berufswunsch meiner Kinder betrifft, muss ich leider Fehlanzeige melden. Ich hoffe nur, sie sind als Rechtsanwältin und Diplom-Kauffrau im Marketingbereich eines großen Unternehmens glücklich. Aber bei den Enkeln wird es interessant. Der Kleine ist zwar noch nicht soweit, zeigt aber deutliche Neigungen für kreatives Arbeiten. Beim ältesten Enkel wird es richtig spannend. Nachzulesen auf Opas Blog unter http://opas-blog.de/2013/03/22/berufswunsch-mit-hindernissen/ .

  • gunda
    17. April 2013 at 09:19

    Ich kann Deinen Schrecken und all die anderen Gefühle teilen, Rita. Ich glaube, Fussballstar zu werden, bedeutet für die Jungs vorallem, das zu tun, was sie toll finden, dafür eine Menge Geld, Aufmerksamkeit und vielleicht noch eine schöne Frau zu bekommen. Über den Rest denken sie gar nicht nach. Eigentlich auch nicht anders als unsere kleinen Baggerfahrer und Polizisten. Eine andere Dimension hat das Ganze natürlich, weil derzeit nur zu gelten scheint, wer im Rampenlicht steht. Dass das natürlich nur die wenigsten können und was aus dem grossen „Rest“ wird, wirft ja noch ein anderes Problem auf.
    Ich wollte immer Lehrerin werden. Wie Mama. Letztlich bin ich es auch immer, mal mehr, mal weniger, gewesen. Zum Glück letztlich weder wegen noch wie Mama.
    Mein Mann wollte lange Müllmann werden. Jetzt ist er Physiker. 😉
    Eine Kindergartenleiterin hat mir mal erzählt, sie hätte im Laufe ihrer vielen Arbeitsjahre festgestellt, dass sich schon im Kindergarten zeigen würde, wohin die Kinder gehen sollten. Und dass die, die dabei geblieben seien, später glücklicher im Beruf seien. Sie hatte wohl viele persönliche Rückmeldungen bekommen.
    Ich bin auch kein Fan von ausschliesslich rationalen Berufsentscheidungen. Sowas, wie „weil ich da regelmässig viel Geld verdiene“ führt letztlich doch nur zum Frust. Und wenn man seinen Job gut kann, hilft das ja allen.
    Natürlich ist das ein Luxusproblem. Ich weiss auch, dass viele Leute blöde Jobs machen müssen, um überhaupt was zu verdienen.

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