Familienleben Kolumne

Den Bogen überspannt

Mütter sind multitaskingfähige Organisationstalente. Sie stillen und lesen dabei Zeitung, schreiben SMS und verfolgen die Tagesschau, sie kochen und telefonieren gleichzeitig oder fahren mit der einen Hand Auto und reichen mit der anderen Trinkflaschen nach hinten.

Mütter perfektionieren diese Fähigkeiten und im Laufe der Zeit planen sie ihre Aktivitäten immer dreister und lassen sie nicht nur parallel laufen, sondern quetschen diese auch in immer engere Zeitfenster.

So wollte ich kürzlich die netto dreieinhalb Stunden, die mir zur Verfügung stehen, während der Grosse vormittags im Kindergarten ist, optimal gemeinsam mit dem Kleinen nutzen:

Nachdem der Grosse das Haus verlassen hatte, nahm ich mir die Zeit, bei einer zweiten Tasse Kaffee e-Mails abzuchecken und gleichzeitig Neuigkeiten auf Facebook zu lesen. Dann duschte ich, spielte mit dem Kleinen, räumte da und dort noch etwas auf, erledigte dabei noch diesen und jenen Telefonanruf und stellte mental die Wocheneinkaufsliste im Kopf zusammen. Bis zur Rückkehr des Grossen dauerte es dann plötzlich doch nur noch eine Stunde: Gerade noch Zeit genug, um mich mit dem Kleinen ins Auto zu schwingen, ins Einkaufszentrum zu fahren, vor Ort noch ein Paket aufzugeben, im Sportgeschäft en passant Turntäppi und frisches Brot für das Mittagessen zu kaufen.

Geübt durch die bereits unzählige Male davor absolvierten Einkaufsläufe kurz vor zwölf, erreichten wir die Kasse in einer neuen Bestzeit. Doch ich hatte die Rechnung ohne die Technik gemacht: der Kunde vor mir brachte den Kartenleser vollständig zum kollabieren und hatte kein Geld, um den Kauf bar abzuwickeln.

Die Zeit lief und meine Nerven lagen blank. Ich musste mich entscheiden: Brot oder Bub? Natürlich liess ich das Brot liegen, rauschte mit dem Kleinen Richtung Kindergarten, um den Grossen noch einmal rechtzeitig abzuholen. Tja, wie war das? Der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht.

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Kennt Ihr solche Situationen? Habt Ihr den Bogen bei der Planung Eurer Aktivitäten auch schon überspannt?

Dies koennte dir ebenfalls gefallen

9 Kommentare

  • Nicole B.
    27. Juni 2012 at 06:46

    Nein, den Bogen habe ich noch niiiiiiieeeee überspannt…… 😉 😉 😉
    Dank strikter To-Do-Liste mit Prioritätenfestlegung ist es weniger geworden. Nando kommt zum Glück aber auch selber heim, und er gerät nicht in Panik, wenn er mal ein paar Minuten vor der Türe warten muss, was aber zum Glück erst einmal passiert ist, als ich im Stau steckte. Vermeiden lassen sich Zeitrangeleien nicht immer, weil ich ja doch immer mal wieder zwischendurch ungeplant aufgehalten werde oder mich versäume. Wie z.B. jetzt. Sollte Nando das Frühstück fertig machen und nicht schon am iPad sitzen….. 😉

  • Bionic Hobbit
    27. Juni 2012 at 07:08

    I’m right there with you, girl, every day.

  • Nicole
    27. Juni 2012 at 13:13

    @Rita: Ich habe heute um 12.05 Uhr soooo an dich denken müssen….. Ich wollte um 10.30 Uhr los, um einkaufen zu gehen. Dann kam ein wichtiges Büro-Mail rein, das ich noch beantworten musste. Dann wollte ich gehen, Tasche und Schlüssel schon in der Hand, Carmen am Anziehen ihrer Crocs. Ha, Anruf! Wichtig, es ging um eine Business-Chance. Grrrrh! Also ruhig telefonieren (noch dazu in Englisch….), Carmen zum Glück superlieb am Spielen. Losgedüst um 11.45 Uhr in den Migros. Dort an der Kasse dann aufgehalten worden… 12.05…. In ca. 5 Minuten könnte Nando allenfalls schon heimkommen….Hetz, hetz….(Die Sachen liegenlassen hätte ich nicht können, weil es so viel war – hätte sonst sicher Hausverbot erteilt erhalten….). Alles ins Auto geschmissen, Carmen angeschnallt, heimgefahren. Um 12.15 Uhr abgehetzt zuhause. Nando (natürlich) noch nicht da. Der kam dann gemütlich um 12.25 Uhr angewatschelt…..

  • Rita Angelone
    27. Juni 2012 at 13:25

    @Nicole: …. ich muss auch eine strikte To-Do-Liste machen….. jaja. 🙂

  • Rita Angelone
    27. Juni 2012 at 13:26

    @Bionic: Oh, Lady, dankedankedanke!

  • Rita Angelone
    27. Juni 2012 at 13:27

    @Nicole: hehehehehehehehehe!!!!!!!! Das ist jetzt nicht Schadenfreude, einfach nur ein ganz amüsiertes Gelächter meinerseits! Und weisst du was? Diese Kolumne wurde mir an einem anderen Ort nicht akzeptiert. Grund: unglaubwürdig, extra übertrieben, kommt so sicher nicht vor…..

  • Nicole
    27. Juni 2012 at 14:34

    Pah, abgelehnt von einem Mann?
    Vernünftigerweise hätte ich um 11.45 Uhr gar nicht mehr losrasen sollen zum Einkaufen, aber dann hätte ich keinen Salat gehabt zum Zmittag und hätte jetzt mit 2 Kindern einkaufen gehen müssen, um mit Kuchenbacken anfangen zu können. So aber ist der Kuchen schon im Ofen… 🙂

  • Lorelai
    27. Juni 2012 at 20:16

    Ich kann mitfühlen, ich bin tagtäglich irgendwie abgehetzt weil ich am Morgen nicht in die Gänge komme, dann aber doch um 9 Uhr irgendwo sein muss/will, dann mittags zu spät aufbreche, Fast Food kochen muss, nach dem Mittagsschlaf des Grossen nicht alle Sachen parat habe weil ich die kurze, freie Zeit am PC verhängt habe, dann also wieder mich und die Kinder zum Auto hetze um pünktlich beim Weibertreff zu sein und abends dann wieder den Bub zu lange spielen lasse, zu spät zuhause ankomme und stillend, Kind tröstend, Pfanne schwenkend das Essen nicht annähernd parat habe während der Mann schon zur Tür reinkommt. Katastrophe! Täglich! Und: ich musste auch schon den Einkauf liegen lassen…

  • Ta
    27. Juni 2012 at 22:46

    Nicht akzeptiert? Zu übertrieben?
    Unglaublich!!!
    Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin nur am “Drücker“…

Hinterlasse eine Nachricht

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.