Familienleben Kolumne

Im Hier und Jetzt

Unser Familienwunschbox

Der Wiedereinstieg letzte Woche verlief ruhiger als befürchtet. Ruckzuck war das Passwort wieder hergestellt und ich wieder im Alltag gelandet. Den farbigen Zettel mit dem Alibi-Vorsatz „Privat und Geschäft trennen“ hatte ich bereits am Vorabend zerrissen und statt in unsere Familienwunschbox direkt in den Abfall geworfen.

Fertig mit unnützen Vorsätzen, ab sofort wollte ich mich nur auf die wenigen notierten Vorsätze und Wünsche konzentrieren, die zusammengefasst so auf den Punkt gebracht werden können: „Ich bin angekommen, ich habe keine grossen Wünsche mehr offen, alles darf so bleiben, wie es ist“.

Fantasielos? Bünzlig? Von mir aus auch abgedroschen, wenn Ihr wollt. Aber ich meine es wirklich ernst: ich will ab sofort jeden einzelnen Tag bewusst erleben und nach Möglichkeit auch geniessen. Vielleicht gelingt es mir nicht an jedem Tag, aber so doch hoffentlich an den meisten. Ich sehe keinen Sinn mehr darin – vielleicht ist mir auch einfach die Energie ausgegangen – , tagelang, wochenweise im Hamsterrad zu rotieren, um dann alle angestauten Wünsche und Erwartungen an das Leben auf einen bestimmten Zeitpunkt – das Wochenende, die Ferien oder gar die Zeit nach der Pensionierung – zu projizieren.

Ich möchte nicht so denken wie das verliebte Seniorenpaar, das mir von einer aktuellen Werbung auf dem Rückfenster der VBZ-Busse zuflötet: „Die Kinder sind endlich aus dem Haus und wir am Ziel unserer Träume“. Denn auch wenn wir Eltern in der ganzen Hektik, im teils wirklich mühsamen und kräftezehrenden Familienalltag es gerne vergessen: ALL DAS ist ja genau, was wir so sehr wollten, was wir uns von ganzem Herzen wünschten und was wir alles auch vermissen werden, wenn wir es nicht mehr haben oder es uns – auch das kann geschehen – jäh genommen würde. Drum: ich bin JETZT am Ziel meiner Träume, habe keine Sehnsüchte auf später.

Mein Leben spielt sich in diesem Augenblick ab und so will ich hier und heute das Beste daraus machen und am meisten daraus schöpfen.

Habt Ihr grosse Wünsche offen? Ziele, die Ihr noch erreichen wollt? Versucht Ihr, im Hier und Jetzt zu leben oder freut Ihr Euch auf die nächsten Ferien, die Zeit nach den Kindern, die Pensionierung?

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5 Kommentare

  • manuela
    15. Januar 2014 at 11:04

    Wir versuchen aktiv im Hier und Jetzt zu leben. Um uns herum sehen wir zu viele Ehen und Familien die daran zerbrechen, dass sie sich alles andere Wünschen – nur nicht das, was jetzt gerade ist.
    Auch wenn ich heute froh bin das die Kinder grösser und selbständiger sind, so habe ich doch den Alltag mit ihnen als sie klein waren sehr genossen. Alles hat seine Zeit. Es ist nicht hilfreich der Vergangenheit nachzutrauern und sich aktuell all das zu wünschen was gerade noch nicht sein kann.
    Klar auch ich habe Zukünftswünsche, aber nicht für das Hier und Jetzt, das geniesse ich so wie es ist und versuche aus jedem einzelnen Tag etwas spezielles zu machen, woran ich mich später gern erinnern werde – es mir aber nicht schwer fällt loszulassen.
    Denn unsere Schritte sollen ja vorwärts gehen ohne zu überhüpfen was gerade Priorität hat.

  • Petra
    15. Januar 2014 at 21:40

    Wirklich ein super Artikel. Ich will meinen Familienalltag auch bewusst genießen. Manchmal mehr – manchmal weniger erfolgreich. Aber wenn ich voll genervt bin und ich dann von einem Lächeln meiner Tochter bezaubert werde oder beim Stillen meines Sohnes von liebevollen Gefühlen durchflutet werde, weiß ich immer, dass ich genau hier sein mag – kein anderes Leben und auch noch keine älteren Kinder. Im Jetzt ist es wunderschön!

  • Rita Angelone
    15. Januar 2014 at 22:09

    @Manuela: das ist ganz schön beschrieben – danke!

  • Rita Angelone
    15. Januar 2014 at 22:09

    @Petra: danke auch dir für dein schöner Kommentar!

  • Stephanie
    16. Januar 2014 at 00:14

    Mich macht es traurig dass man kurz nach der Geburt ( manchmal schon vorher) gefragt wird wo das Kind nachher betreut wird, später die Aussage dass man froh ist wenn das Kind endlich im Kindergarten / Schule ist und dann Pläne macht wenn das Kind ausgezogen ist. Es ist eine Frage der Lebenseinstellung ob man für später oder für jetzt lebt. Gerne lebe ich im Hier und Jetzt zusammen mit den Kinder für die der Moment so unendlich wichtig ist. „Yesterday is History, Tomorrow a Mystery, Today is a Gift, Thats why it’s called the Present“

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