Familienleben Kolumne

Vorbereitung aufs Eltern werden: Schnellbleiche oder Elternlehre?

Vorbereitung aufs Elternsein in Kompaktform?

Unser schnelllebige Zeit hat auch ihre Spuren hinterlassen auf die Art und Weise, wie sich werdende Eltern auf ihre neue Aufgabe vorbereiten: Geburtsvorbereitungskurse können in Kompaktform an einem Wochenende oder gar an einem einzigen Abend absolviert werden, Elternratgeber gibt es längst im Quick-Pocket-Format und amerikanische Models verkürzen unterdessen ihre Schwangerschaften schon um einen Monat, um das Wachstum ihrer Bäuche im Zaum zu halten und nach der Geburt rascher wieder in Laufstegform zu geraten.

Oder doch eine richtige Elternlehre?

Ein markanter Gegenpol zu diesem Trend stellt die 18-monatige Lehre zum Elternsein dar, die ab Oktober im Kanton Aargau absolviert werden kann. Während der Ausbildung lernen Eltern den richtigen Umgang mit ihrem Baby und erhalten am Ende ein Diplom.

Diese Art von Elternausbildung ist nicht neu. Bereits seit 2007 bietet der Kanton Bern eine sogenannte Elternlehre an. Nun zieht der Kanton Aargau nach, und das Angebot könnte weiter Schule machen. Denn – es ist genauso ein Zeichen der Zeit – viele werdende Eltern sind heutzutage sehr verunsichert und wollen sich deshalb möglichst umfassend und gewissenhaft auf ihre neue Rolle vorbereiten.

Eltern in ihrer künftigen Erziehungsaufgabe präventiv zu stärken, ist bestimmt sinnvoll und kann mögliche Überforderungen vorbeugen, bevor es in der jungen Familie zu Schwierigkeiten kommt. Die Ausbildung hat zwar ihren Preis. Doch einerseits wird die Lehre vom Kanton Aargau unterstützt und andererseits sollte der finanzielle Aufwand – wie bei jeder anderen Ausbildung auch – als langfristige Investition ins Familienleben betrachtet werden.

Die Elternlehre: Zu viel des Guten oder gar obligatorisch?

Statt also als frischgebackene Eltern mit einem schreienden Baby im Arm einhändig in Remo Largos Standardwerk „Baby- und Kinderjahre“ durchzublättern, um nach einer rasch wirkenden Lösung für das akute Schlafproblem zu suchen oder im Nachgang an die Geburt monatelang die Mütterberatung, Chrabbelgruppen und PEKIP-Kurse zu besuchen, um die eigenen Probleme und Sorgen mit anderen Eltern auszutauschen, dürfte es angenehmer und nachhaltiger sein, sich während der Elternausbildung in Ruhe mit den bevorstehenden Herausforderungen auseinander zu setzen.

Wohlwissend, dass Eltern – egal wie gut sie sich auf das Abenteuer Familie vorbereiten – bei der Geburt ihres ersten Kindes immer auch selber ein bisschen auf die Welt kommen!

Was meint ihr dazu? Ist eine Elternlehre zuviel des Guten? Oder sollte sie sogar obligatorisch sein?

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7 Kommentare

  • Lorelai
    26. Juni 2012 at 07:41

    Obligatorisch fände ich dann doch too much aber die Idee ist gut!

  • Bionic Hobbit
    26. Juni 2012 at 08:25

    18 Monate?? Der Kurs muss obligatorisch 18 Jahre lang gehen….

  • SomeintPhia
    26. Juni 2012 at 12:30

    Die Idee ist gut, doch leider sind die, die es nötig hätten, gar nicht empfänglich für solche Kurse.

  • Kleeblatt
    26. Juni 2012 at 17:27

    Finde ich nicht nötig. Da lernen die zukünftigen Eltern nur nach Plan A oder B zu funktionieren oder zu handeln. Wie in der Schule halt………..da geht das natürliche Gefühl ja direkt verloren.
    Vielen fehlt die innere Sicherheit und das natürliche Handeln, die es braucht. Sowas kann man nicht in einem Kurs lernen. Elternsein kann ma nicht lernen – da wächst man rein. Es gehört mehr dazu als nur reine Theorie……….Schliesslich hat Erziehung viel mit Gefühl zu tun, merken wann es nötig ist zu handeln und wie………sowas kann man nicht lernen!
    Aber es wundert mich nicht, dass es sowas schon gibt…….in der heutigen Zeit wollen viele für alles gerüstet sein und denken dass sie so besser gewapnet sind für das ungewisse oder eben hier für das Projekt Kind……..!

  • Katharina
    27. Juni 2012 at 08:52

    Grundsätzlich finde ich die Idee nicht schlecht, sehe aber zwei grosse Nachteile:

    – erstens kommt es anders…: In einem allgemeinen Kurs können nur generelle Themen generalisiert behandelt werden. Kein Kind entspricht aber genau dem Entwicklungsschema X und jedes tickt ein kleines Bisschen anders. Das kann bei schon unsicheren Eltern zu noch grösserer Unsicherheit führen – oder aber dazu, dass sie versuchen, ihr „falsch funktionierendes“ Kind ins Schema reinzupassen. Beides finde ich suboptimal.

    – ein solcher Kurs zeigt meistens nur eine mögliche Strategie auf. Nicht jede Erziehungsstrategie passt aber zu jeder Familie. Familien sind komplexe Systeme, if-then-else-Schleifen funtionieren da nur bedingt, vor allem dann, wenn Probleme auftauchen. Da braucht es meines Erachtens dann keinen Gruppenkurs, sondern individuelles Coaching der ganzen Familie

  • Gudrun
    15. Oktober 2012 at 16:21

    Zum Eltern werden gibt es seit Neustem einen wöchentlichen podcast zum Thema Elternliebe, der, so finde ich, sehr unterhaltsam die Themen rund um das „Schwanger werden“ bis zum „Eltern werden“ behandelt. Der Podcast ersetzt natürlich keine Therapie, hilft mir aber bereits dadurch zu hören, dass ich mit meinen Problemen nicht allein bin. Hört doch mal rein http://paartherapie-falkenried.de/podcast-psychologie/

  • Henning
    11. Mai 2017 at 15:05

    Über viele Jahre beobachte ich schon, dass insbesondere den Männern das Elternsein Mühe zu bereiten scheint. Die Fähigkeit Beziehung zu führen und eine Familie zu halten ist nicht gerade gewachsen. Die Unverbindlichkeit nimmt zu, Familien haben eine immer kürzere Halbwertszeit.

    Das Ergebnis sind junge Menschen, die gelernt haben, wie Beziehung scheitert, nicht wie man sie gelingen lassen kann. Mir fehlt immer mehr die menschliche, männliche Reife, die dazu führt, das eigene Ego weniger wichtig zu nehmen.

    Abgesehen davon, dass man Elternsein natürlich auch im direkten Umgang mit der lebendigen Situation lernt, ist eine 18-monatige „Ausbildung“ eine dringend notwendige Sache.

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