Familienleben Kolumne

Zwischen Verzweiflung und Hoffnung

Während der Trauer lebt man in zwei Parallelwelten gleichzeitig

Die überwältigenden Zeichen des Mitgefühls zum Verlust von Nonno haben uns durch die letzte Woche, in der wir tiefstes Leid erfahren und unsere Herzen so sehr geschmerzt haben, getragen. Die herzliche Anteilnahme so vieler Menschen hat unsere Familie mit Dankbarkeit und Zuversicht erfüllt und uns die Kraft verleiht, das Durcheinander der Gefühle zwischen Tod und Leben, Trauer und Freude überhaupt zu verkraften.

Wir sind in den letzten Tagen gemeinsam durch die dunkelsten Stunden gegangen und mussten dabei gleichzeitig auch Momente des Lichts bewältigen, die das weiterlaufende Familienleben mit sich bringt. Zwischen Verzweiflung und Hoffnung haben wir in kürzester Zeit und ohne Verschnaufpause alle Facetten durchlebt, die es an Emotionen überhaupt gibt.

Wir haben Nonno bis zu seinem letzten Atemzug begleitet und mit dem Geburtstag des Grossen aber auch das Leben gefeiert. Wir haben mit verweinten Augen Trauerkarten geöffnet und gleichzeitig Geburtstagsgeschenke mit Liebe verpackt. Wir haben mit zugeschnürter Kehle Mahlzeiten stehen gelassen und kurz darauf fein duftende Geburtstagskuchen gebacken. Wir haben verzweifelt Abschied genommen und später den Kleinen an seiner Erstkommunion hoffnungsvoll in die katholische Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Wir haben traurig geweint, gebetet, und wir haben tröstlich gesungen und gelacht. Alles gleichzeitig.

Wir haben in zwei Parallelwelten gelebt, in einem physischen und psychischen Ausnahmezustand zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Auch wenn wir am liebsten vor der Realität geflohen wären, sind wir jeden Tag aber immer wieder aufgestanden und haben uns dem Leben gestellt. Den Kindern zuliebe, unserem Nonno zuliebe, dem Leben und der Liebe zuliebe. Denn alles Leid und alle Freude kommt von der unendlich grossen Liebe, die wir für einen Menschen empfinden können.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

Dies ist der Link zum Beitrag Es ist immer zu früh

Dies koennte dir ebenfalls gefallen

1 Kommentar

  • Nadja W.
    25. Mai 2017 at 20:38

    Sehr schön geschrieben liebe Rita…..mir kamen sogleich die Tränen 🙁

Hinterlasse eine Nachricht

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.