Seit je ist die Mutter meines Göttibuben mein Vorbild in Sachen Erlebnispädagogik. Zu jeder Jahreszeit kreiert sie saisongerechte Dekorationen für Haus und Garten. An jedem speziellen Feiertag kocht sie das traditionell dazu passende Essen. Sie näht alle Jahre aufwendige Fasnachtskostüme für ihre Buben und organisiert die ausgefallensten Kinderfeste. Ausserdem koordiniert sie akribisch das Geschenke- und Kartenbasteln und verpasst keinen einzigen Termin.
Ich hingegen bin allein mit dem Monat Dezember überfordert. Zwar habe ich wohlweislich frühzeitig mit dem Geschenkebasteln begonnen, der vermeintliche Zeitvorsprung ist aber längst durch das Erstellen der zu aufwendig konzipierten Weihnachtskarten aufgebraucht. Wenn ich in diesem Tempo weiter werke, wird entweder nur die Hälfte der Empfänger eine Karte erhalten oder die Perfektion darunter leiden. Und Sie ahnen richtig: Keines von beidem werde ich akzeptieren!
Doch ich spüre, wie sich die Schlinge zuzieht. Die Weihnachtsdekoration habe ich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion just noch auf den 1. Advent hingekriegt. Zum Samichlaus habe ich dem Kleinen gerade mal am Vorabend des Besuchs das Versli endgültig beibringen können. Für selbst gebackene Griitibänze als Zugabe für den Chlaussack hats aber beim besten Willen nicht mehr gereicht. «Mut zur Lücke», habe ich mir gesagt und mich sofort den Vorbereitungsarbeiten für die Guetslete gewidmet – im sicheren Gefühl, wieder gut im Rennen zu liegen. Aber die Frage einer Bekannten, ob ich das Menü für Heiligabend schon komponiert hätte, hat das Fass dann doch zum Überlaufen gebracht.
Wenn Sie also, liebe LeserInnen, nächstens auf der Titelseite eines Boulevardblatts lesen: «Ausraster zur Weihnachtszeit: Mutter verdrischt Samichlaus mit Griitibänz, pfeffert Christkind Guetsli um die Ohren und flieht mit Weihnachtschmuck», dann war ich das. Ich sage Ihnen nur noch: Der Osterhase soll sich jetzt schon warm anziehen!
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