Familienleben Gesundheit Kolumne

Wie lange sind 3 Minuten?

Kinder brauchen lange, um ein realistisches Zeitempfinden zu entwickeln. Und natürlich legen sie das Zeitgefühl immer zu ihren Gunsten aus. So kommen aus ihrer Sicht drei Minuten Zähneputzen einer Ewigkeit gleich, handkehrum können sie neunzig Minuten lang Film schauen und finden nachher, es sei ein kurzer Streifen gewesen.

Um den täglichen Diskussionen über die Länge dreier Zähneputz-Minuten ein Ende zu setzen, habe ich kürzlich eine Sanduhr gekauft, die genau drei Minuten lang läuft. Voller Stolz über diese pädagogisch wertvolle Erziehungsmethode und insgeheim auch voller Schadenfreude über diesen cleveren Schachzug präsentiere ich den Buben ihre neue ständige Begleiterin beim Zähneputzen: „So, jetzt wird nümme diskutiert, jetzt putzemer d Zähnd so lang, bis s letschti Sandchörnli dune isch!“

Wie lang drei Minuten wirklich sind, hatte ich aber selber leider vergessen und schon beim ersten Mal Zähneputzen mit der Sanduhr hat es mich schier „vergitzelt“. „Es isch guet, es langt, ihr dörfed jetzt ruhig ufhöre, d Zähnli sind jetzt suber“, beruhige ich die echauffierten und wild schrubbenden Buben und will dieser Geduldsprobe ein Ende setzen, immer noch gewohnt, die Länge dreier Minuten je nach eigenem Gemütszustand eben auch verschieden auszulegen. Sollen die nervenden Kinder endlich ins Bett, darf es gerne weniger lang sein, will ich hingegen ein Zeichen für Respekt setzen, dann ruhig etwas mehr.

Leider habe ich die Rechnung ohne die grossmäuligen und besserwissenden Buben gemacht: „Nei, Mamma, bis zum letschte Sandchörnli, suscht chömmed d Tierli und frässed eusi Zähnd!“ Und so verbringe ich neuerdings die täglich längsten 3 x 3 Minuten im Bad und traure einem Stück Selbstbestimmung nach, das mir diese blöde Sanduhr aus der Hand genommen hat!

P.S. Putzen Sie Ihre Zähne wirklich 3 Mal täglich ganze 3 Minuten lang?

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

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8 Kommentare

  • Bionic Hobbit
    27. Juli 2011 at 06:03

    Wir bleiben noch eine Weile beim 1×1…. so lange die Mama noch das meiste putzt. Wenn die Kids dann wirklich selber putzen, finde ich 3min besser, weil sie viel langsamer putzen. Die Zwillinge wuerden mich anspucken oder beissen, wenn ich auf 3 min insistieren wuerde.
    Wie habt ihr es mit der elektrischen Zahnbuerste? Das geht ja noch schneller. Ab und zu wollen unsere das Brrrrrrrr-Buerstchen.

  • SomeintPhia
    27. Juli 2011 at 06:28

    Liebe Buben, so „eusi Zähnd“ ist richtig, was da wohl dem Mami bei „d Zähnli“
    eingefallen ist .. 😉

    Unsere Kleine putzt momentan mit Freude ihre drei Beisserchen, hoffen wir
    auf lang anhaltende Freude .. Die Dentalhygienik meinte kürzlich, dass meine
    Zähne sensationell geputzt seien (auch dank der Hilfe von elektr. ZB und dem
    Zeitintervall)

    @Bionic .. durch die elektrische Zahnbürste geht’s nicht automatisch schneller .. 😉

  • Rita Angelone
    27. Juli 2011 at 06:59

    Im Moment sind für mich elektrische Zahnbürsten noch kein Thema. Aber danke für den Hinweis, dem ich nachgehen werde. Demnächst berichte ich über Vor- und Nachteile der elektr. Zahnbürsten

  • Rita Angelone
    27. Juli 2011 at 07:03

    …. möglicherweise bin ich als Glarnerin des Züritüütsch nicht mächtig….

    Super, dass du offenbar ein gutes Vorbild bist! Das FOH und ich waren in den letzten Tagen auch bei der DH, die uns auch überschwenglich gelobt hat!

  • Lorelai
    27. Juli 2011 at 11:35

    Das FOH?
    Wir haben von der Schwester meines Mannes, welche die Ausbildung zur Zahnarztgehilfin absolvierte, eine elektrische bekommen inkl. Display als Putzhilfe und Zeitmesser. Nach 2min lächelt das Smiley also müssen wohl 3min nicht sein. Wichtig wäre aber, dass man danach noch zahnseidelt. Das wird mir auch immer beim Zahnarzt vorgeworfen, da sich meine Löcher IMMER in den Zahnzwischenräumen befinden, was hässliche Reparaturen erfordert. Trotzdem mache ich es nie, ich bin schlicht zu faul. Mein Kind ist noch zu klein um selber Zähne zu putzen und hat zum Glück auch erst 9… Dafür ist er ganz wild aufs Bürsteli und rennt auch schon mitten am Nachmittag mal ins Bad weil er „Zähne putzen“ will. Ich lasse ihn selber hantieren, das Nachputzen habe ich aufgegeben, denn das mag er gar nicht und ich mag nicht mit ihm ringen und ihm wie einem Vieh den Mund aufsperren. Mal sehen was der Zahnarzt nächstes Jahr meint. Meine Schwiegermutter meinte bei seinem 1. Zahn: Was, du putzt ihm die Zähne!? Das habe ich nie gemacht! Das kannte man früher nicht, wozu das nur alles gut sein soll? Naja… Mein Mann hat gute Zähne aber ich denke grad GAR nicht Zähneputzen ist auch nicht gut. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass die Zahnpasta im Mund schon etwas hilft? Ein anderes Problem habe ich aber: Das Kind trinkt abends und nachts ja immer noch Schoppen und danach will ich nicht Zähne putzen weil er gleich einschläft… :/

  • Rita Angelone
    27. Juli 2011 at 14:00

    FOH = Familienoberhaupt…!

  • Katharina
    28. Juli 2011 at 15:21

    *kicher*
    Um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen: Es kommt ALLES zurück im Leben 😉

  • Rita Angelone
    28. Juli 2011 at 20:01

    Ja, leider haben Mütter schon noch vielmals recht…

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