Familienleben Kolumne

Warte, luege, lose und… wiiter warte

Die Verkehrsinstruktion unserer Kinder ist nicht erst wegen des baldigen Kindergarteneintritts des Grossen ein Thema. Schon früh haben wir mit den Buben das richtige Verhalten auf der Strasse geübt – allerdings nicht immer erfolgreich. Aber nicht etwa, weil sie nicht „spuren“ würden, sondern, weil uns andere Verkehrsteilnehmer einen Strich durch die Rechnung machen.

Schon einmal habe ich mich an dieser Stelle über die Frechheit und Ignoranz von erwachsenen Fussgängern geärgert, die vor den Augen einer Mutter mit Kindern an einer Ampel mit Rot über die Strasse gehen.

Nun haben wir in der Verkehrsschulung der Buben eine nächste Stufe erreicht: der Grosse soll an einem Fussgängerstreifen so lange „warte, luege und lose“, bis er sicher ist, die Strasse überqueren zu können. Dabei gilt: Bei herannahenden Autos muss er so lange warten, bis das Auto vor dem Fussgängerstreifen still steht. Diese Regel haben nicht etwa wir erfunden, sondern wird von der Verkehrsinstruktion der Kantonspolizei Zürich so empfohlen. Kinder in diesem Alter können weder Distanzen noch Geschwindigkeiten einschätzen und können drum bei einem fahrenden Auto nicht beurteilen, ob sie die Strasse noch rechtzeitig überqueren können, auch wenn das Auto noch so langsam rollt.

Zu dumm, dass praktisch kein Autofahrer diese Regel kennt. Von weitem winken, fuchteln und lichthupen sie – ob aus falsch verstandener Zuvorkommenheit oder aber viel eher aus Ungeduld -, um den Kindern zu signalisieren, dass sie die Strasse ruhig überqueren dürfen bzw. bitte schon mal damit anfangen sollen, damit der Zeitverlust bei einem Stopp verhindert werden kann.

Wieso sonst zeigen mir verärgerte Autofahrer den Vogel, die Faust oder den Finger, wenn ich trotzig-cool hinter des stoisch wartenden Grossen auf die Strasse schaue? Meines Erachtens täte eine Informationskampagne für Autofahrer Not – zur Sicherheit aller Kinder.

Kennen Sie auch solche Situationen?

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

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11 Kommentare

  • Papa
    15. Juni 2011 at 05:59

    Bin vollumfänglich gleicher Meinung. Der einzige Fussgängerstreifen in unserem Dorf ist schon von weitem sichtbar. Keiner – aber auch wirklich kein einziger – hält an. Im Gegenteil, wenn man darauf wartet, dass sie anhalten, haben sie das Gefühl, man wolle gar nicht auf die andere Seite und geben wieder Gas…

  • Rita Angelone
    15. Juni 2011 at 06:59

    Ja, genau …und bei mir haben sie immer das Gefühl, ich provoziere extra…!

  • Nicole
    15. Juni 2011 at 07:18

    Es gibt Kampagnen der Polizei zu diesem Thema, aber ich meine, dass die nicht verstanden werden. Hier das Plakat: http://www.bfu.ch/German/strassenverkehr/kampagnen/Seiten/Schulanfang.aspx

    Ja, denkt sich jeder Autofahrer, ich lasse die Kids über die Strasse laufen. Aber was genau mit „anhalten“ gemeint ist, das wird nicht verstanden. Das merke ich extrem. Könnte/Sollte man nicht nochmals versuchen, das BFU zu ermuntern, das anders anzugehen, und vor allem viel, viel massiver? Werden eigentlich Fahrschüler auf das Thema sensibilisiert? Ich weiss das auch erst seit ein paar Jahren bewusst. Habe vorher wohl auch zu wenig drauf geachtet.

    Unser Grosser kommt im Sommer auch in den KiGa. Ich bin gerne dabei, wenn es drum geht, was „anzuzetteln“.

  • Rita Angelone
    15. Juni 2011 at 07:25

    Liebe Nicole, vielen Dank für den Hinweis! Wie du, denke ich, dass die Autofahrer die Botschaft nicht ganz verstanden haben. Sie denke ja schon, dass sie „anhalten“ und auf die Kinder aufpassen – was sie auch tun. Es ist wahrscheinlich in vielen Fällen wirklich falsch verstandene Hilfe. Ich habe selber auch lange gebraucht, bis ich dieses automatische Handzeichen bei den Kindern weggekriegt habe. Irgendwie habe ich innerlich auch immer noch das Gefühl, ich könne den Kindern helfen, wenn ich ihnen klar mit der Hand zeige, dass sie über die Strasse laufen können. Dabei haben sie den Fokus auf ganz andere Dinge. Sie schauen vor allem auf die Räder und warten bis diese eben still stehen.
    Betreffend anzetteln: Ich gebe meinen Artikel (und eure Kommentare) an die Verkehrspolizei Zürich und jetzt auch noch ans BFU weiter – mal sehen, was sich da ergibt. Ich halte dich auf dem Laufenden!
    Schön, dass dein Grosser auch „wirklich gross“ geworden ist und in den Chindsgi kommt – da können wir uns weiterhin über ganz, ganz viele Themen unterhalten…. kannst sicher sein!

  • Nicole
    15. Juni 2011 at 07:33

    Rita, ich habe gerade 10 (kinderlose) Kollegen im Büro noch mit dem Plakatmotiv konfrontiert. Nur 1 hat verstanden, worum es geht. Ich bin schon dabei, ans BFU ein Mail zu verfassen. Ich habe Angst um unsere Kinder. Ich werde dich einkopieren.

    Herzlichst
    Nicole (gerade etwas emotional)

  • Rita Angelone
    15. Juni 2011 at 07:39

    Liebe emotionale Nicole, richte deine Nachricht an Frau Buhmann – ich habe es schon gemacht! Ich bin überzeugt, dass wir einen Stein ins Rollen bringen werden.

  • Tamara
    15. Juni 2011 at 11:01

    Leider mussten wir die gleichen Erfahrungen auch schon machen und machen sie immer noch. Die meisten Autofahrer wissen halt wirklich nicht, dass die Kinder warten bis die Räder stillstehen. Und die Plakate, werden vielfach falsch verstanden und schnell wieder vergessen. Sie werden jeweils zum Schulanfang aufgestellt und nach ein paar Wochen wieder entfernt. Viele der Fahrer sehen das Warten wohl schon als Provokation und zeigen dies mit Gesten und auch Worten. Die meisten Autofahrer haben zumindest mehr Geduld, wenn ein Kindergartenkind alleine an der Strasse steht. Schlimm sind die Autofahrer die langsam anrollen, Zeichen geben und dann am Fussgängerstreifen wieder Gas geben, weil das Kind immer noch wartet. Und noch viel schlimmer sind die Autofahrer, welche die anhaltenden Autos überholen. Und leider passiert das sehr oft.

  • Rita Angelone
    16. Juni 2011 at 09:36

    Liebe Tamara, danke auch dir für deinen Beitrag. Und auch heute wieder war ich mit dem Kleinen und dem Einkaufswägeli unterwegs und wollten über die Strasse. Und da kam doch tatsächlich ein Fahrlehrer bzw. eine Fahrschülerin heran gefahren… Und was machen sie? Sie rollt ganz langsam heran und beide schauen uns erwartungsvoll an. Und ich? Ich bleibe stur wie ein Esel stehen und warte bis sie genau vor dem Fussgängerstreifen stoppt. Erst dann laufen wir. Und der Fahrlehrer? Der schüttel den Kopf…

  • Nicole
    19. Juni 2011 at 12:54

    O nein, Rita, wirklich? Ist ja krass! Vom Fahrlehrerverband habe ich übrigens noch nichts gehört….

    An alle:

    Darf ich hier noch auf die von mir gegründete Seite auf Facebook aufmerksam machen?
    https://www.facebook.com/pages/Bitte-Autofahrer-STOPPT-an-Fussg%C3%A4ngerstreifen-f%C3%BCr-die-Kinder/181113441944328

    Bitte macht da alle mit! Wir müssen Druck auf dem Thema machen!

  • Andrea Mordasini, Bern
    22. Juni 2011 at 20:16

    Ich hoffe sehr, dass die neue Kampagne mehr bringen wird zu Gunsten der Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer! Als Mutter zweier Kleinkinder sind mir grosse Strassen, Kreuzungen und vor allem rasende Automobilisten ein Dorn im Auge. Erst vor ein paar Tagen erlebten wir eine Beinahekollision – noch immer sitzt der Schock bei mir ziemlich tief. Wir hatten grün, standen auf der Mittelinsel als eine unachtsame Autofahrerin zu rasch und die Kurve schneidend abbog und uns trotz Blickkontakt meinerseits den Vortritt nahm. Hätte ich nicht noch rechtzeitig meinen Sohn auf dem Likeabike packen und zurückreissen können, wäre dieser bestimmt unter die Räder kommen. Dies kam dann zumindest die fehlbare Autofahrerin, verbal meinerseits natürlich… Anstatt anzuhalten, sich zu entschuldigen oder zumindest nachzufragen, fuhr die Frau einfach in unsere Richtung… Leider war ich in dieser Situation so geschockt, dass ich mir nicht einmal das Autokennzeichen merken konnte. Für mich ist es schlicht schleierhaft und nicht nachvollziehbar, dass an so grossen, gefährlichen und stark befahrenen Kreuzungen die rechts- und linksabbiegenden Autofahrer gleichzeitg grün haben wie die Fussgänger! Kein Wunder, ist es schon mehrmals zu (Beinahe)-Kollisionen gekommen und traurig ist noch nicht endlich reagiert worden. Dem zuständigen Verkehrsamt habe ich noch am gleichen Abend ein Mail geschrieben mit der Bitte zu veranlassen, dass die Verkehrssituation zugunsten der schwächsten Verkehrsteilnehmer (der Fussgänger insbesondere der Kinder) wegen verbessert wird, dh. Fussgänger und Autofahrer dürfen nicht miteinander grün bzw. rot haben. Denn hier herrscht meiner Meinung dringendster Handlungsbedarf! Auf die Antwort des Verkehrsamts warte ich noch… Oder muss wohl einmal mehr wie so oft ein vermeidbarer gravierender Unfall passieren? Ich hoffe nicht und wünsche mir, dass endlich agiert statt reagiert wird!

  • Rita Angelone
    23. Juni 2011 at 19:43

    Andrea, danke für deinen Beitrag!

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