Als Betriebsökonomin wollte ich schon immer, dass die Buben checken, wie das mit dem Wert der Dinge und dem lieben Geld so funktioniert, und drum habe ich früh mit ihrer ökonomischen Erziehung angefangen. Nicht nur theoretisch am Beispiel von eigenen Sparkässeli oder durch die Einführung von Taschengeld, sondern auch praxisbezogen mit der Teilnahme an Kinderflohmis.
Rasch haben die Buben gelernt, dass man Dinge auch secondhand kaufen und damit glücklich werden und dass man durch das Verkaufen von nicht mehr benütztem Hab und Gut auch ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen kann, das zudem für Käufer und Verkäufer gleichermassen budgetfreundlich ist.
Genauso rasch haben sie aber auch lernen müssen, dass die Auffassungen davon, wie viel Dinge überhaupt wert sind, sehr unterschiedlich sind, so wie die kulturbedingten verschiedenen Handelsgepflogenheiten: Während auf Anbieterseite die einen bis zum bitteren Ende eine erfolglose Hochpreispolitik verfolgen und den ganzen (Qualitäts-)Krempel abends wieder nach Hause schleppen, betreiben die anderen eine marktdestabilisierende Preisdumping-Strategie, um das ganze herangeschleppte (Plastik-)Gschmeus bis am Abend einfach nur loszuwerden. Genauso gibt es auf Nachfragerseite solche, denen die Tradition des Handelns fremd ist und die einen genannten Preis nicht hinterfragen, und solche, die davon ausgehen, dass ein genannter Preis nie der Endpreis ist, und diesen stets herunterhandeln.
Tja, so wie Betriebswirtschaft mehr als nur Zahlen umfasst, so ist ein Kinderflohmi ein Schmelztiegel von Lern- und Sozialisationsprozessen, wo Kinder nicht nur viel übers Geld, sondern noch ganz viel mehr über unsere Gesellschaft erfahren.
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