Familienleben

Von kleinen Geheimnissen und schrecklicher Wäsche

Erica doppelt nach und verrät in der Bühne frei – Serie, wo sie ihr Tagebuch versteckt. Ihr Bericht stammt aus der Zeit, bevor sie mit ihrem Partner zusammenzog und Mutter wurde. Ob dieser das Tagebuch inzwischen in die Finger bekommen hat? Und ob sie heute noch ihre Dessous in verschiedene Kategorien einteilt?

„Jeder hat kleine Geheimnisse, und wenn man allein lebt, braucht man sich keine grosse Mühe zu machen, diese zu verstecken. Wohnt man allerdings zu zweit, kommen sie nach und nach zum Vorschein. Es sei denn man entledigt sich ihrer rechtzeitig vor dem Umzug.

„Du brauchst dich deiner Sexfilme übrigens vor dem Umzug nicht zu entledigen“, sagte ich meinem Freund, „ich weiss, dass jeder welche hat, und es stört mich nicht“. Er hätte wirklich, wirklich keine, wehrte er sich, so was hätte ihn nie gross interessiert, und er habe ja schliesslich genügend Fantasie, dass er sich so was auch ohne Hilfsmittel vor dem inneren Auge vorstellen könnte.

Nun gut, schon möglich, heute hat man ja auch keine Sexfilme mehr – schliesslich gibts das Internet, und beide von uns haben ihr eigenes Notebook. Ich habe meines trotzdem mit Passwort geschützt und eine eigene Umgebung für Gäste eingerichtet – wer sich als Gast in mein Gerät einloggt, kriegt nur das zu sehen, was ich vorher bestimmt habe. Es ist nämlich so, dass ich selber ganz viele Geheimnisse habe. Und ich habe schon einige Vorkehrungen getroffen, damit sie nicht entdeckt werden.

Da wäre zum Beispiel meine „Schreckliche-Wäsche-Schublade“. Sie befindet sich direkt unter der „Sexy-Wäsche-Schublade“ und enthält, ausgeleierte oder verfärbte BHs, bunte Slips, deren passende Oberteile auseinandergefallen sind, Unterhosen mit integrierter Bauch-Stütze – eben schreckliche Teile, in denen ich meinem Freund nicht unter die Augen treten würde, die aber fürs Büro oder zum Rumlungern zu Hause so herrlich bequem sind. Vor dem Umzug werde ich die alle selbstverständlich in den Müll schmeissen und mir aus dem Sortiment von H&M eine riesige Kollektion an sexy Teilen aussuchen.

Dann wären da noch diverse Bücher wie „Die perfekte Liebhaberin“, „Bestellungen beim Universum“, „Macchiavelli für Frauen“ oder „Das Tarot-Handbuch“ – eben so Kram, den man liest, wenn man Unzufrieden mit der Liebe oder dem Leben allgemein ist. Diese werde ich unter meinen Freundinnen verteilen.

Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang noch ein ganz besonderes Buch – mein Tagebuch. Es liegt ganz offen neben meinem Bett, mein Freund weiss, dass es existiert, da er aber nie allein in meiner Wohnung ist, brauch ich nichts zu befürchten. Ich brauch ja sowieso nichts zu befürchten, denn da steht eigentlich nichts, was er nicht auch lesen könnte. Seit dem 1. Januar 2008 jedenfalls. Das ist nämlich der Tag, an dem ich ein neues begonnen habe. Ein sauberes. In meinem alten stand auf der hintersten Seite eine Liste mit Männernamen. Ich weiss, das ist peinlich. Zu meiner Verteidigung kann ich anbringen, dass meine beste Freundin an dieser Liste Schuld hat. Eines Abends am Telefon sprachen wir über die Anzahl Männer, die eine Frau gehabt haben darf, ohne unseriös zu wirken. Also zählten wir unsere Eroberungen gemeinsam durch und stellten fest, dass wir uns nur schwer an alle erinnern konnten. Zu unserer beider Verteidiung kann ich sagen, dass wir Mitte dreissig sind und sich in dieser Zeit nicht nur eine beträchtliche Anzahl – na ja so beträchtlich nun auch wieder nicht – angesammelt hat, sondern auch unsere Erinnerung an unsere Teenie-Jahre langsam aber sicher verblasst. So kam die Liste in mein Tagebuch.

Ich werde in Zukunft also ein sauberes, schönes, Blümchen-Tagebuch führen mit belanglosen Einträgen, die ich später nicht mehr lesen werde. Und sollte ich – obwohl ich den besten und schönsten aller Männer habe – trotzdem in irgendwelche ernsthaften emotionalen Irrungen und Wirrungen geraten, kenne ich zumindest schon das perfekte Versteck dafür – einen Ort, den mein Freund bestimmt nicht freiwillig durchsucht: die „Schreckliche –Wäsche-Schublade“!

Haben Sie auch solche „kleinen“ Geheimnisse? Und spezielle Verstecke dafür? Und kennen Sie die Unterscheidung zwischen schrecklicher und sexy Wäsche auch? Ich unterdessen nicht mehr…

Lesen Sie auch die vielen weiteren Beiträge der “Bühne frei – Serie“!

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