Werbung in Zusammenarbeit mit dem Väterberater des Kanton Zürich
Beratung, Unterstützung und Begleitung für Väter
Hat man als Eltern von Kleinkindern Fragen zu Themen wie Ernährung, Schlaf, Erziehung, Entwicklung oder Pflege, kann man sich an die Mütter- und Väterberatung der eigenen Stadt oder des eigenen Kantons wenden. Von diesem Angebot machen hauptsächlich Mütter Gebrauch und nur sehr wenige Väter. Im spannenden Interview mit Daniel Bünter, dem ersten Väterberater des Kanton Zürich, haben wir erfahren, weshalb sich Väter deutlich weniger als Mütter bei Beratungsstellen melden, mit welchen Fragen oder Sorgen sie sich beschäftigen und wo sie spezifische Unterstützung und Begleitung erhalten.
Daniel Bünter ist seit Oktober 2021 der erste Väterberater des Kantons Zürich und hat selbst zwei Buben im Unterstufenalter.
Lieber Dani, als Väterberater ergänzt du das Angebot der Mütter- und Väterberaterinnen in den Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) im im Kanton Zürich und richtest dich explizit an Väter. Wieso seid ihr auf die Idee gekommen, dass es ein solches Angebot braucht?
Wir beschäftigen uns laufend mit der Frage, wie wir unser Beratungsangebot für Familien weiterentwickeln können. Dabei haben wir festgestellt, dass dieses vorwiegend von Müttern in Anspruch genommen wird, was zur Beobachtung des Schweizerischen Fachverbands Mütter- und Väterberatung passt: Im Jahr 2020 waren schweizweit 87 Prozent der beratenen Personen Mütter und nur gerade 3 Prozent Väter. In 10 Prozent der Fälle meldeten sich die Eltern zusammen. Das hat uns dazu bewogen, uns Gedanken zu machen, wie wir vermehrt auch Väter ansprechen können. Schliesslich hat sich vieles getan in den letzten Jahren: Es gibt verschiedene Familien- und Arbeitsmodelle, das Rollenverständnis der Eltern hat sich verändert, beide Elternteile wollen sich in Familienfragen einbringen und sich die Verantwortung des Familienlebens teilen. Die neue Generation von Vätern will sich stärker engagieren und genau da wollen wir ansetzen und mit einem speziell auf sie ausgerichteten Angebot mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn bei ihnen spezifische Fragen rund ums Vater sein auftauchen.
Welche Ziele verfolgt ihr mit dem Angebot des Väterberaters?
In erster Linie wollen wir Väter besser ansprechen und abholen. Wir wollen aber auch die Rolle der Väter in der frühen Kindheit öffentlich thematisieren. Es ist ja immer noch eine weitverbreitete Meinung, dass die Mutter von Natur aus die bessere Erzieherin ist als der Vater. Diese Annahme ist aber nicht richtig und interessanterweise ist dieser Mythos bei den Männern stärker verankert als bei den Frauen. Die Mutter mag zwar durch die Schwangerschaft und das Stillen einen gewissen Bindungs- oder Fürsorgevorsprung haben, doch die Forschung belegt klar, dass Väter genauso gut eine Bindung aufbauen, genauso gut Fürsorge tragen können. Sie machen es einfach anders.
Ein weiteres Ziel ist, Vernetzungsmöglichkeiten für Väter mit Kindern im Vorschulalter zu fördern. Natürlich können Väter die bereits bestehenden Angebote wie Chrabbelgruppen, Mütterkaffees oder ähnliches in Anspruch nehmen, doch tun sie das, fühlen sie sich oft als Exoten und demnach gehemmt, ihre eigenen Anliegen anzubringen. Es gibt Väter, die sich wohler fühlen, wenn sie ihre persönlichen Anliegen von Mann zu Mann ansprechen können.
Wie sieht dein Angebot aus?
Wenn ein Vater einen persönlichen Austausch mit mir sucht, kann er sich unkompliziert telefonisch, via Mail oder Messenger bei mir melden. Ich habe weder fixe Arbeitszeiten noch einen festen Beratungsraum, da ich mich ganz nach den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Väter richte. Die einen mögen es, sich mit mir zu einem Kaffee zu treffen, die anderen schätzen es, wenn wir das persönliche Gespräch gleich mit einem Spaziergang verbinden.
Um die Vernetzung unter Vätern zu fördern, organisiere ich Workshops. Wir haben zum Beispiel bereits einen Kindernotfall- oder einen Tragetuchkurs organisiert. Das ist keine neue Erfindung, solche Angebote gibt es natürlich schon lange, aber ich biete diese exklusiv für Väter an, um den Austausch untereinander zu fördern.
Auch sammle und publiziere ich auf meiner Webseite kantonale Angebote, wie zum Beispiel Kind-Vater-Treffs oder Kind-Vater-Frühstücke, damit Väter diese an einem Ort gesammelt vorfinden, wenn sie danach suchen.
Wie grenzt du dich ab vom bereits bestehenden Angebot der Mütter- und Väterberaterinnen? Und wie vom Väterberater der Stadt Zürich?
Es gibt, wie du richtig sagst, nebst dem Angebot der kantonalen und städtischen Mütter- und Väterberaterinnen bereits auch einen männlichen Berater für Väter in der Stadt Zürich. Auch gibt es ein psychosoziales Beratungsangebot für Väter der Arche für Familien in Zürich. Mit diesen Stellen stehe ich in engem Austausch und arbeite, wo immer möglich, mit ihnen zusammen. All diese Angebote sollen sich nicht voneinander abgrenzen, sondern ergänzen. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass sich eine ratsuchende Person verstanden fühlt und letztendlich an die für sie richtige Stelle gelangen kann oder verwiesen wird. Es ist aber sicher so, dass sich Väter, die an mich gelangen, weniger mit Fragen rund um Ernährung oder Pflege beschäftigen, die sie auch mit den Mütter- und Väterberaterinnen besprechen könnten, sondern mit Fragen und Unsicherheiten rund um ihre eigene Rolle als Vater.
Wie sieht die neue Generation Väter aus? Was beschäftigt sie?
Vater sein, Mutter sein, Eltern sein – das ist sehr individuell. Jeder Vater, jede Mutter beschäftigt sich mit anderen Fragen und deshalb gibt es aus meiner Sicht nicht „DIE“ neue Generation von Vätern. Doch ich sehe einen gemeinsamen Nenner: Väter engagieren sich heute bewusster im Familienleben und wollen sich in die Entwicklung der Kinder, in die Familien- und Beziehungsarbeit einbinden lassen. Was ihnen aber fehlt, sind Vorbilder, an denen sie sich orientieren können und das führt dazu, dass in diesem Prozess der Selbstdefinition Fragen und Unsicherheiten auftauchen können.
Welches sind die häufigsten Fragen, die von Vätern an dich herangetragen werden?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Fragen reichen von „Wie kann ich gegenüber meinem Kind mehr Ruhe bewahren?“ über „Wie kann ich eine engere Bindung zu meinem Kind aufbauen, wenn mir das meine Partnerin nicht zutraut?“ bis hin zu „Wie kläre ich mein Kind auf?“. Vermehrt kommen Väter auf mich zu, die sich in Trennung befinden oder frisch getrennt sind und befürchten, dass sich die Krise in der Paarbeziehung auch negativ auf die Beziehung zum Kind auswirken könnte. So unterschiedlich die Fragen sind, die sich Väter stellen, so unterschiedlich sind auch die möglichen Ratschläge oder Lösungsansätze. Häufig hilft es aber bereits, wenn wir gemeinsam eine Auslegeordnung machen und ich den Vätern verschiedene Handlungsoptionen aufzeige. Aus den Gesprächen entstehen dann Ideen und Lösungsansätze, die von den Vätern selbst kommen.
Wie erreichst du die Väter, welche Kanäle setzt du ein?
Man kann mich anrufen oder per Mail, WhatsApp oder Threema erreichen. Wenn es nach einem Erstkontakt zu weiteren Gesprächen kommt, dann entscheiden wir, wie ich bereits erwähnt habe, wann und wo es am besten passt. Die allgemeine Bekanntmachung meines Angebots geschieht über Flyer, die in den Kinder- und Jugendhilfezentren aufliegen sowie über die Webseite des Kantons. Zudem betreibe ich auch noch einen Instagram-Kanal sowie den PAPodcast – damit versuche ich die breitere Öffentlichkeit anzusprechen.
Was besprichst du im PAPodcast?
Der PAPodcast wurde vor zwei Jahren durch das Online-Magazin Fürs Leben gut ins Leben gerufen. Damals haben sich ein frischgebackener und ein erfahrener Vater gemeinsam übers Vater werden und Vater sein unterhalten. Nach einer kurzen Pause führen wir nun den Podcast weiter und sind seit Kurzem mit der 2. Staffel an den Start gegangen und besprechen Alltagsthemen aus dem unerschöpflichen Kosmos des Papiseins. Nebst meiner eigenen Erfahrung als Vater bringe ich auch etwas fachlichen Touch in die Episoden. Bei gewissen Themen ziehen wir auch Expertinnen und Experten bei. Die Themen, die wir im PAPodcast besprechen, beschäftigen Eltern ganz allgemein, unabhängig von ihrem Geschlecht. Der PAPodcast richtet sich also durchaus auch an Mütter. Doch wir bringen durch unsere eigenen Rollen als Papis die Perspektive von Vätern mit rein.
In anderen Kantonen gibt es bereits Väterberater. Welche Erfahrungen hat man damit gemacht? Von welchen Erfahrungen könnt ihr profitieren?
Also Väterarbeit gibt es schon länger. Egon Garstik zum Beispiel setzt sich seit 2005 für Väterarbeit ein und ist für mich der Urvater der Väterarbeit. Der Kanton Bern hat in dieser Frage vor rund 3 Jahren eine Vorreiterrolle übernommen und Remo Ryser als ersten Väterberater der Schweiz angestellt. Mit ihnen beiden stehe ich im Austausch und kann enorm von ihren Erfahrungen profitieren. Gleichzeitig mit mir sind Marcel Kräutli Väterberater beim Ostschweizer Verein für das Kind im Kanton St. Gallen und seit anfangs Jahr ist Michael Diefenbach Väterberater bei der Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich als Mitarbeiter Frühe Förderung angestellt und berät Väter. Derzeit plant der Kanton Graubünden ein ähnliches Angebot. Wir stehen im Austausch miteinander und möchten auch von den Erfahrungen gegenseitig profitieren.
Hättest du dir einen Väterberater gewünscht?
Ich habe mich während der Phase der Familienplanung und der Schwangerschaft meiner Partnerin intensiver damit auseinandergesetzt, welche Rolle ich als Vater spielen, nach welchen Prinzipien ich Papi sein wollte. Doch als das Kind erst mal da war, kam vieles anders als gedacht. Alles geht plötzlich so schnell und als Vater rückt man in den Hintergrund. Rückblickend muss ich sagen, dass ich mich als frischgebackener Vater in einer Nebenrolle wiederfand und mir anfänglich nicht im Klaren war, wie ich meine Vaterrolle ausüben wollte oder konnte. Die neue Rollenfindung ist nicht einfach. Hätte es damals ein solches Angebot gegeben, dass mich dabei unterstützt hätte, wäre ich schon dankbar gewesen dafür. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle als Vater ist ein anstrengender Prozess, der nicht einfach an einem Punkt aufhört. Dabei Unterstützung zu erhalten, ist sicher etwas Gutes.
Bist du als Väterberater eine Art Super Dad?
Als Super Dad wurde ich tatsächlich schon betitelt, doch ist mir diee Bezeichnung unangenehm. Mit diesem Begriff assoziiere ich Perfektion und ich bin als Papi alles andere als perfekt. Im Familienalltag erlebe ich immer mal wieder Situationen, die mich überfordern, die mich an Grenzen bringen oder in denen ich nicht der Vater bin, der ich sein möchte. Das finde ich aber auch okay, da ich der Meinung bin, dass wir Eltern Fehler machen dürfen und nicht perfekt sein müssen. Das auf Hochglanz polierte Familienleben, das in den Medien leider oft zu finden ist, stresst und ich würde in Frage stellen, ob es das so überhaupt gibt. Wenn, dann sind wir ein Super Paar oder eine Superfamilie. Ich bin stolz, dass ich mich zusammen mit meiner Partnerin für ein egalitäres Familienmodell entschieden habe und dass uns dieses gut gelingt. Wir sind sowohl in Bezug auf Einkommen als auch in Bezug auf die Übernahme von Verantwortung gleichgestellt. Diese Aufteilung ist aber nicht selbstverständlich und hängt von vielen Faktoren ab, die stimmen müssen, wie zum Beispiel der Möglichkeit, sehr flexibel Teilzeit arbeiten zu können oder von den Grosseltern bei der Betreuung der Kinder unterstützt zu werden. Ich betrachte es als ein grosses Privileg, dieses Familienmodell leben zu können und es ist nicht selbstverständlich, dass man das als Familie kann.
Was braucht es aus deiner Sicht unbedingt noch für die Väter von heute?
Ich würde die Frage öffnen und überlegen, was Familien von heute benötigen, damit sich beide Elternteile entfalten können. Auch würde ich mir wünschen, dass das traditionelle Familienmodell auf allen Ebenen mehr hinterfragt wird – von der Mutter, vom Vater, politisch, wirtschaftlich aber auch seitens Forschung.
Vielen Dank, lieber Dani, für dieses spannende und wichtige Gespräch rund um die neue Rolle als Vater und das Angebot der Väterberatung. Wir hoffen, dass wir viele Väter motivieren können, dich bei Fragen und Unsicherheiten ungeniert zu kontaktieren.
Nachfolgend könnt ihr das interessante Gespräch mit Väterberater Daniel Bünter in einer ausführlicheren Variante auch als Podcast hören!
Weitere spannende Beiträge rund um das Thema Vater findet ihr nachfolgend:
- Beim Väterberater – ein Erfahrungsbericht
- Die Vaterrolle im Wandel
- Papi zu Hause – der Vaterschaftsurlaub als Etappe Richtung Elternzeit
- Der Vater als Fels in der Brandung – vor, während und nach der Geburt
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