Alles beginnt mit dem Warten auf den richtigen Mann, auf den Vater unserer noch ungeborenen Kindern. Mit ihm geht das Warten weiter, auf den passenden Zeitpunkt, um gemeinsam eine Familie zu gründen. Ist dieser Augenblick gekommen, warten wir sehnlichst darauf, dass es einschlägt, dass wir endlich schwanger werden. Sind wir es erst, warten wir neun lange Monate auf die Ankunft unserer Kinder. Und sobald sie geboren sind, geht es mit der Warterei erst richtig los.
Anfänglich warten wir täglich mehrmals gefühlte Ewigkeiten, bis sich die Kinder an unserer Brust satt getrunken haben und drei Monate lang darauf, dass die Koliken vorüber gehen. Später warten wir Nachmittage lang auf der Chrabbeldecke sitzend auf den Moment, in dem man mit den Kindern endlich etwas Anständiges spielen kann. Und dass das Zahnen abgeschlossen ist, dass wir sie nicht mehr tragen müssen, dass sie selber essen und selbständig ihr Geschäft verrichten können.
Sind die Kinder erst selbständiger, wird das Warten zur noch grösseren Geduldsprobe. Wir warten, bis sie sich endlich angezogen, beim Gehen wieder aufgeschlossen oder den Teller leer gegessen haben und wir warten und warten, bis sie endlich müde sind und einschlafen können. Irgendwann warten wir vor der Turnhalle, bis das Kinderturnen vorüber, am Rand des Fussballplatzes bis das Training oder in der schwülen Schulschwimmanlage der Schwimmkurs fertig ist.
Und wenn wir auch samstags darauf warten, unsere Kinder unversehrt von der Pfadi wieder abholen zu können, so ist dies wohl nur der Vorgeschmack auf die Zeit, in der wir Nächte lang wachen und warten werden, bis sie wohlbehalten vom Ausgang endlich wieder zurück nach Hause kehren.
mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich
Worauf wartet Ihr die ganze Zeit?
10 Kommentare
Bionic Hobbit
6. Juni 2012 at 07:18Auf was ich warte? Alles das, mal drei, natürlich.
Dann fallen mir noch ein paar Momente ein. Bei der Geburt wartete ich jeweils ein paar ganz lange Sekunden drauf, dass die Möckli endlich Luft holen und schreien…
Ausserdem warte ich drauf, dass meine Karriere abhebt, dass ich meinen Erstlingsroman (natürlich ein Bestseller mit Filmvertrag) schreibe und dass ich Benedict Cumberbatch über den Weg laufe. Das reicht glaube ich für heute.
Katharina
6. Juni 2012 at 08:30Am Anfang hat mich das völlig gestresst. Dann habe ich akzeptiert, dass mein Bub nicht auf die anderen schaut, sondern ganz und gar in seinem eigenen Tempo lernt. Das war für mich eine harte Lektion, das es nix nutzt am Gras zu ziehen, damit es schneller wächst (ich selber lerne schulisches Zeugs ja irrsinnig schnell, war als Baby in jedem Bereich ein Frühzünder, da erwartet man dasselbe von seinem Kind, nicht wahr 😉 )
Und für die Zeit als „Banden-Mami“ (die Hockey-Ausrüstung liegt schon bereit *giggel*) habe ich ein Moleskin-Notizbuch in der Handtasche dabei, in das ich den Roman schreibe, auf den Bionic nur wartet 🙂
Rita Angelone
6. Juni 2012 at 08:46@Bionic: Wer ist Benedict Cumberbatch?
Rita Angelone
6. Juni 2012 at 08:52@Katharina: ich habe auch meine Sachen dabei, wenn ich auf die Kinder warte, aber meist komme ich dann ja auch nicht dazu, etwas zu schreiben. Weil ich entweder fasziniert zuschaue oder mit anderen schwatze. Und beides ist eben eigentlich auch cool. Und wäre das Warten nicht, hätte ich diese „Zeitfenster“ gar nicht. Lustig, oder?
Bionic Hobbit
6. Juni 2012 at 09:51@Rita: er ist der neue Sherlock… simply gorgeous
http://www.bbc.co.uk/programmes/b018ttws
Rita Angelone
6. Juni 2012 at 10:07@Bionic: both not my style… aber das ist wohl besser so.
Bionic Hobbit
6. Juni 2012 at 10:23@Rita, das haben wir ja schon mal festgestellt… wer war’s noch? Bei Cumberbatch ist es die Stimme, bei der Bariton-Lage werde ich schwach… seufz.
Rita Angelone
6. Juni 2012 at 10:39@Bionic: … das war ja dieser bärtig-behaarte ältere Herr auf dem Fell, der Burt Reynolds oder so. Nein, ich habe da andere Präferenzen… mehr in Richtung Robbie Williams. Ich schäme mich zwar dafür, kann es aber nicht ändern.
Bionic Hobbit
6. Juni 2012 at 17:58@Katharina: ach diese Moleskin Büchlein verlieren sich so leicht. So viele grossartige Romane sind so schon der Menschheit vorenthalten worden! Ausser die von Bruce Chatwin natürlich.
Nicole B.
6. Juni 2012 at 21:46Ich habe meist viel zu viel um die Ohren, als dass ich auf irgend etwas warten könnte….;-)