Kürzlich durfte ich an einem Weiterbildungsseminar zum Thema Umgang mit Stress teilnehmen.
Was mich am meisten zum Nachdenken gebracht hat, war eine Übung, bei welcher es darum ging, „Energiequellen“ und „Energiefresser“ zu nennen.
Wir begannen mit den Energiequellen und nannten Dinge wie Licht, Schlaf, Nahrung, Liebe, Kaffee, Bewegung, Sauerstoff und Erholung. Erst ganz am Schluss und auch erst auf Nachfrage des Referenten hin kamen uns noch unsere Kinder als Energiequelle in den Sinn bzw. der Referent legte uns dies sozusagen in den Mund und kritzelte das Stichwort zuunterst auf die Liste. Nicht alle wären von sich aus darauf gekommen…
Auf der anderen Seite, als wir die Energiefresser aufzählen mussten, kamen uns die Kinder hingegen grad als Erstes in den Sinn. Und auch die weiteren Faktoren, die uns als nächstes in den Sinn kamen, standen irgendwie im Zusammenhang mit den Kindern bzw. mit der Familie: Konflikte, Lärm und Schlaflosigkeit. Und natürlich kamen zum Schluss noch allgemeine Dinge hinzu wie Lichtmangel und Stress.
Wenn wir auf der rechten Seite, also bei den Energiefressern, die Kinder einfach mal wegdenken würden, würden doch auch die Konflikte, der Lärm und die Schlaflosigkeit wegfallen, oder? Dann könnten wir ja wunderbar von den Energiequellen leben, vorallem dann, wenn wir die Kinder auch auf jener Seite der Gleichung streichen täten. Oder mache ich da einen Fehlüberlegung? 🙂
Wie sieht Eure Energiebilanz aus? Woher schöpft Ihr Kraft? Und wohin fliesst alles?
6 Kommentare
Nicole Bertsch
19. September 2013 at 07:03Das würde ja heissen, dass Leute, die keine Kinder haben, keinen Stress haben. Das ist ja wohl nicht so.
Natürlich bringen Kinder nicht nur Energie, sondern kosten auch welche. Aber in eurer Auflistung fehlt die Gewichtung der einzelnen Komponenten. Für mich persönlich sind die Kinder im Ganzen betrachtet eine viel grössere Energiequelle als sie Energiefresser sind. Und wenn ich ein paar wichtige Punkte beachte, dann kann ich das Energiefressende massiv beeinflussen und senken. Energiefressend finde es vor allem, wenn wir Zeit-Stress haben. Und das Timemanagement ist für mich ein grosser variabler Faktor in der Energiebilanz. Wenn ich den Kindern (und mir) genügend Zeit lasse für eine Aufgabe, dann verläuft alles sehr viel entspannter. Daher habe ich lernen müssen, den Kindern rechtzeitige Ankündigungen zu machen, was wir machen werden und was ich von ihnen erwarte. Das hat uns sehr geholfen.
Ich war letztes Jahr auch an einem Stress-Seminar bei uns im Büro. Ich habe da für mich zwei grosse Stressfaktoren herausgefiltert. Zum einen sind es Aufgaben, die mir in allerletzter Sekunde zur sofortigen Erledigung erteilt werden – das hat eben wieder mit dem schon erwähnten Timemananagement zu tun. Und für mich ist das Telefon ein sehr grosser Stress-Faktor. Ich hasse Telefonieren eh schon (privat auch), und wenn ich in eine Arbeit vertieft bin, dann nervt es mich unglaublich, wenn dann ein Anruf kommt, der mich aus allem rausreisst. Wenn ich den Anruf aber nicht abnehme, dann werden natürlich meine Teamkollegen damit belästigt, weil der Anruf dann in den Ringruf geht. Jetzt leite ich den Anruf öfters auf mein Handy um, und das kann ich auf lautlos stellen, wenn ich grad‘ in einer wichtigen Arbeit stecke. Dann kann ich eine Stunde später oder so zurückrufen.
Alexandra
19. September 2013 at 07:44ich finde es gerade etwas tragisch… klar sind Kinder anstrengend, aber was man durch die Kinder wieder lernt (inneres Kind, kommt ins gleichgewicht) mal lernt anders die Welt zu betrachten, man sieht sachen an denen man früher einfach vorbei lief… das finde ich viel mehr eine Quelle als die negative Seite. und wie Nicole schon schrieb, wenn das so währe dann hätten ja Kinderlosepaare keinen Stress, doch es verlagert sich und ehrlich gesagt, ich fühle mich weit entspannter als einige kolleginnen die noch Kinderlos sind, denn die arbeiten einfach viel zu viel im Job.
Jeder Mensch braucht seinen ausgleich, für mich ist es das Reiten, am Sonntagmorgen, in der frischen Luft in der Natur die Pferde geniessen, dass ist mein Ausgleich zum Wochenaltag, dadurch kann ich mich erhohlen auch wenn es auf dem Pferd anstrengend sein kann! Was ich sagen will ist einfach das sich jeder eine Auszeit, einen ausgleich haben darf und auch auch muss, damit man eben nicht immer gestresst ist! lieber eine Pause zuviel als eine zuwenig 🙂
Petra
19. September 2013 at 08:16Spannende Überlegung, diese Gleichung.
Meine Energiebilanz ist im Moment sehr unausgewogen, ich arbeite daran. Wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich wieder bin wie ich bin/war und genug Energie habe.
Sonst so:
Ich glaube, kann manN/frau die Frage wegen der Fehlüberlegung nicht einfach so beantworten.
Habe ein sehr anstrengendes Kind, das andere ist relativ locker. Beim anstrengenden Kind würde ich sagen, ja, wenn dieses Kind so nicht wäre hätte ich viel weniger Stress und wäre viel ruhige. Auf der anderen Seite, ich möchte niemals mehr ohne dieses Kind sein, ich liebe es von ganzem Herzen und es ist ein Teil von mir.
Das ruhige Kind jedoch kann mir sehr viel Ruhe und Auftanken geben. Einfach weil es von der Art her „so“ ist. Bei diesem Kind kann ich viel besser Annehmen und Energie schöpfen. War schon als kleines Baby so. Keine Ahnung wieso. Dieses Kind hat von der 1. Sekunde seines Lebens eine spezielle Ausstrahlung für mich.
Leider kann ich oftmals viel zu wenig Auftanken oder ich nehm mir die Zeit zu wenig, weil ich vor lauter Druck (den ich mir vielleicht auch unbewusst selber mache) nicht abschalten kann.
Wenn, dann ist es aber beim Buch lesen bzw. wenn ich tanzen kann (=Ausgang in der Nacht, ohne Kind und ohne Mann). Teilweise auch beim Sport, tut mir sehr gut dann.
Lorelai
19. September 2013 at 08:31Ja so ist es. Vor den Kindern stand der Job allenfalls als Wnergiequelle und -Fresser da, jetzt sind es die Kinder wobei diese eher ausschließlich Energie fressen, eine unausgewogene Bilanz. Mit dem Ubterschied zum H’Job, dass dieser uns nur an 5 Tagen die Woche rund 8-9h plagte, die Kinder aber beschäftigen uns oft 24/7
Opa
19. September 2013 at 10:07Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich entsetzt. Mir würde es nie in den Sinn kommen, meine Kinder und Enkelkinder auch nur ansatzweise in eine Kosten-Nutzen-Rechnung oder Stressbilanz einfließen zu lassen. Vielleicht wird mir da ja die Gnade der frühen Geburt zuteil. Aber sicher ist, dass der Mensch die negativen Dinge irgendwann vergisst und nur die positiven in seiner Erinnerung bleiben. Vermutlich weiß man erst dann, welcher Glücksfall Kinder wirklich sind.
Thorsten
25. September 2013 at 08:28Meine Buben kosten meine Frau und mich viel Energie, das steht für uns ohne Frage fest. Alleine schon wegen des recht konstanten Schlafmangels. Aber das ist Energie, die ich allermeistens mit Freuden investiere – ich wollte Kinder und möchte sie um keinen Preis der Welt missen. Problematisch ist es immer dann, wenn in mehreren Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Gesundheit, …) der Belastungspegel steigt. Da wünsche ich mir schon, wir hätten die Grosseltern hier, oder einen Babysitter, um mal ab und zu eine Auszeit nehmen zu können…