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Umgang mit Krisen – eine Frage der Mentalität?

Ein Cappuccino gegen die Krise?

Italiener und ihr Umgang mit Krisen

Zugegeben: Die andauernde Coronakrise verlangt sehr viel von uns ab. Wir müssen Eigenschaften an den Tag legen, die uns unliebsam und unangenehm sind, üben uns in Geduld, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Resilienz. Fähigkeiten, die im Belpaese allerdings an der Tagesordnung sind.

Sind Italiener krisenerprobter?

Oft habe ich an dieser Stelle davon geschrieben, wie es ist, wenn von einem Tag auf den anderen alles, oder vieles, anders ist. Wie geduldig, anpassungsfähig und flexibel man sein muss, um in Italien zu (über)leben. Die Schweiz ist dafür bekannt, gut funktionierende Strukturen, Sicherheit und Bodenständigkeit zu bieten. Das weiss ich als in Italien lebende Schweizerin nur zu gut, und deswegen hadere ich auch dann und wann mit der italienischen Mentalität. Ist es letztlich eine Mentalitätsfrage, wie wir mit der Coronakrise umgehen?

Zuallererst ist es sehr individuell, wie wir uns in Krisensituationen verhalten. Optimistische Personen sehen auch in scheinbar ausweglosen Situationen noch das Glas eher halb voll als halb leer, sind kreativ, finden Lösungen und nicht Probleme. Doch wenn man den südländischen Nachbarn so zusieht, hat man manchmal schon das Gefühl, sie hätten ein Wundermittel gegen Krisen entdeckt. Es liegt in der Natur der Italiener, das Leben nicht so todernst zu nehmen, über sich selber zu lachen, eine gesunde Portion Ironie an den Tag zu legen. Selbst das politische Geschehen, das manchmal einem tragisch-komischen Theaterstück gleicht, kann die Italiener nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Denn die Devise lautet: „Man muss alles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.“

Im grössten Schlamassel ruft der Italiener wohl lautstark aus, beschwert sich gerne und meckert, was das Zeug hält, aber nach der ersten Rage fügt er sich dem Geschehen, passt sich den (Corona-)Regeln an und gestaltet sich seinen Alltag bestmöglichst. Solange noch Fussball gespielt wird, ist die Welt doch in Ordnung, so scheint das Motto für viele Stiefelbewohner zu lauten. Sie halten sich an etwas fest, jubeln, fluchen oder kurven mit der Maradonaflagge im Auto durch die Strassen. Klar, dass das mediterrane Klima auch eine Rolle spielt, wie man sich grad fühlt. Eine ständig graue Wintereinöde treibt auch die wetterresistentesten Zeitgenossen in den Wahnsinn. Und mit einem fein duftenden, dampfenden Teller Tomatenspaghetti und einem Glas Rotwein sieht die Welt doch auch gleich anders aus, nicht?

Es geht mir keineswegs darum, die aktuelle Krise schön zu reden. Der Frust macht sich breit und zeigt sich im Alltag, überall. Niemand wird verschont von den sich ständig ändernden Massnahmen, der Unsicherheit, die wie ein Damoklesschwert über der Welt hängt, den Folgen, die noch nicht abschätzbar sind. Aber müssen wir uns damit gezwungenermassen täglich auseinandersetzen? Nicht unbedingt, denn wir entscheiden letztlich, womit wir uns beschäftigen, und dürfen die Welt durchaus auch mal durch die rosarote Brille betrachten. Bei einem guten Glas Wein einem Fussballspiel frönen, den Gottesdienst besuchen und sich durch das Gebet behüteter fühlen oder sich ganz einfach dem Gaumenschmaus hingeben. Das Leben bietet so viel Schönes, da darf Corona ruhig mal in den Hintergrund rücken.

Was denkt ihr? Ist die Art und Weise wie wir Krisen bewältigen eine Frage der Mentalität, der Kultur, der Herkunft? Wie sieht euer Umgang mit Krisen aus?

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