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Stillen am Arbeitsplatz
Die Wiederaufnahme der Berufstätigkeit ist kein Grund, mit dem Stillen aufzuhören. Im Rahmen der Stillkampagne 2021 haben wir mit berufstätigen Müttern gesprochen und erfahren, wie der anspruchsvolle Alltag mit Stillen, Familie und Beruf auch unter erschwerten Bedingungen und in speziellen Jobs unter einen Hut gebracht werden kann. Ihre Erfahrungen ermutigen Mütter, die ihre Kinder nach dem Mutterschaftsurlaub weiter stillen wollen, von ihrem Recht Gebrauch zu machen. Gleichzeitig bestärken und inspirieren sie Arbeitgeber, Mütter mit Still- oder Pumpwunsch am Arbeitsplatz zu unterstützen. Alle sind sie der Überzeugung: Mit Offenheit, Kreativität und guter Organisation kann das Stillen am Arbeitsplatz sowohl für die Arbeitnehmerin und ihre Familie als auch für den Arbeitgeber und seine Mitarbeitenden erfolgreich und gewinnbringend ermöglicht werden.
Die Bedeutung des Stillens für Kind und Mutter
Muttermilch enthält alle wichtigen Nährstoffe, die das Baby für seine Entwicklung braucht. Sie stärkt sein Immunsystem und kann es vor Infektionen, Allergien und weiteren Krankheiten schützen. Auch für Mutter bietet Stillen Vorteile: es ist praktisch, denn Muttermilch ist jederzeit und überall in der richtigen Menge zum Stillen bereit, zudem fördern die Still-Hormone die Rückbildung der Gebärmutter und helfen, die Schwangerschaftskilos schneller zu verlieren. Hebammen, Still- und Mütterberaterinnen sowie KinderärztInnen empfehlen gemäss den Richtlinien der Weltgesundheits-Organisation sechs Monate ausschliessliches Stillen.
Ich möchte jede Mutter ermutigen, nicht abzustillen, nur weil sie wieder arbeiten geht. Kann sie das Kind nicht vor Ort stillen, geht auch das Abpumpen gut, wenn man routiniert ist. Ich hatte jeden Tag meine Tasche mit den Kühlelementen und der elektrischen, beidseitigen Pumpe dabei. Da ging das Abpumpen 10 Minuten.
Muriel, arbeitet als Global Lead of Content & Digital für ein Kaffee-Brand
Muriel hat vier Kinder und war stets arbeitstätig und mit Weiterbildungen beschäftigt. Ihre Kinder stillte sie alle – zwischen wenigen Monaten beim ersten bis zu 3,5 Jahren beim vierten Kind. Je nach Arbeitgeber und Ausbildungssituation konnte sie ihre Kinder vor Ort oder in der Krippe stillen. Oder aber sie pumpte die Milch an mehr oder weniger geeigneten Plätzen wie Toiletten, zwischen Regalen oder Tiefkühllagern ab. Zum Lagern brachte sie die Milch auch schon in nahegelegene Restaurants. Über das Recht aufs Stillen am Arbeitsplatz erfuhr sie erst beim vierten Kind – da hatte sie allerdings keinen fixen Arbeitsplatz, sondern absolvierte ein Masterstudium. Mehr zu Muriel und ihrem Leben als Working Mom könnt ihr auf ihrem Blog www.momof4.ch lesen.
Stillen am Arbeitsplatz – das sagt das Gesetz
Leider werden nicht alle Mütter von ihren Arbeitgebern darüber aufgeklärt, dass sie das Recht haben, am Arbeitsplatz zu stillen. Die Stillzeit im ersten Lebensjahr des Kindes ist im Arbeitsrecht wie folgt geregelt:
- Bei bis zu 4 Stunden Arbeitszeit sind es mindestens 30 Minuten,
- bei mehr als 4 Stunden Arbeitszeit mindestens 60 Minuten und
- bei mehr als 7 Stunden Arbeitszeit mindestens 90 Minuten.
Die Zeit zum Stillen gilt nicht als Ruhezeit. Sie darf weder als Überstundenkompensation, noch an die Ferien angerechnet werden. Dem Arbeitsgesetz nicht unterstellt sind die öffentlichen Verwaltungen sowie der Sektor der Landwirtschaft – hier gelten eigene Gesetze, die aber oft ähnliche Bestimmungen in Bezug auf das Stillen enthalten. Arbeitnehmerinnen in Kaderstellungen sind von den im Arbeitsgesetz festgehaltenen Regelungen ebenfalls ausgenommen. Die Details finden sich im Arbeitsgesetz Art. 2, 3, 34 und 35a und in den Verordnungen zum Arbeitsgesetz 1 und 3.
Als Juristin kannte ich meine Rechte. Umso mehr freute es mich, dass ich über die Betriebsärztin meines Arbeitgebers proaktiv und vorbildlich über alles aufgeklärt wurde. So sollte es überall sein.
Stefanie, arbeitet als Juristin bei einem internationalen Biotech-Unternehmen
Stefanie hat unterschiedliche Stillerfahrungen gemacht. Während sie bei ihrem ersten Kind im Büro arbeitete und auch auf Geschäftsreisen war, ist sie beim zweiten Kind Corona bedingt im Home Office. Gerade diese Lösung wäre aus ihrer Sicht optimal für stillende Mütter und dementsprechend förderungswürdig. Die Milch hat sie jeweils abgepumpt. Meist im gut ausgerüsteten Stillzimmer ihres Arbeitgebers, aber auch während Konferenzen – dann auch auf Toiletten oder in Garderoben. Mehr zu Stefanie und ihrem Leben als berufstätige Mutter könnt ihr auf ihrem Blog www.schreibhase.ch lesen.
Stillen mit der Arbeit vereinbaren
Müttern, die sich entscheiden, während der Stillzeit wieder ins Berufsleben zurückzukehren, hilft eine sorgfältige Planung, um diesen Entscheid zu vereinfachen. Der Neustart am Arbeitsort verlangt Flexibilität, Kreativität und auch Improvisationstalent. Erfolgreiches Stillen hängt nicht nur von der Mutter alleine ab, sondern von ihrem ganzen Umfeld. Es ist wichtig, sich bereits vor dem Wiedereinstieg zu überlegen, wie das Stillen im Alltag integriert werden kann. Wichtig ist auch, die Unterstützung des Arbeitgebers und der Arbeitskollegen, damit Mütter Pausen einlegen können, um zu stillen oder abzupumpen. Zur Unterstützung bei Fragen rund um den Wiedereinstieg können nebst Mütter- und Väterberatung oder Hebammen auch Stillberaterinnen zugezogen werden. Alle wichtigen Informationen und Tipps findet ihr in der Infobroschüre für Mütter.
Redet mit euren Vorgesetzten schon vor der Geburt über euer Still- oder Pumpwunsch am Arbeitsplatz. So haben diese Zeit, sich Gedanken zu machen, wie euer Arbeitseinsatz optimal geplant werden kann sowie einen passenden Raum zur Verfügung zu stellen und die Mitarbeitenden zu informieren und einzubeziehen.
Eveline, arbeitet als Kundenbegleiterin bei der SBB
Eveline kehrte nach ihrem ersten Mutterschaftsurlaub mit einem Beschäftigungsgrad von 50% auf die Züge zurück und fuhr weiterhin normale Touren. Beim ersten Kind pumpte sie die Milch 13 Monate lang ein bis zwei Mal pro Tour in den Pausen auf der Toilette des Personalzimmers oder im Dienstabteil des Zugs ab. Das war sehr anstrengend, was sich auch negativ auf die Milchmenge auswirkte. Beim zweiten Kind richtete ihre neue Vorgesetzte eine Sondertour für sie ein, damit sie ihr Kind einerseits während der Pausen grad in der Krippe stillen und andererseits auch problemlos Milch abpumpen konnte. Da sie nicht mehr gestresst war, hatte Eveline für das zweite Kind genug Milch.
Unser Stillzimmer verfügt über Tageslicht, Lavabo, Kühlschrank, verstellbarer Lehnstuhl, separate Liege, Kinderkoffer mit Teddybären etc., Ersthilfe-Utensilien wie z.B. Sanitätskoffer. Selbstverständlich ist der Raum abschliessbar und von aussen als Stillzimmer erkennbar. In der Regel stillen die betroffenen Mitarbeiterinnen ihr Kind allerdings an einem selbst definierten Ort oder bevorzugen andere, individuelle Lösungen. Gleiches gilt für das Abpumpen von Muttermilch.
Brigitte Vogt, Kommunikation Stadtpolizei Zürich
Der Nutzen für den Arbeitgeber
Dank den Immunabwehrstoffen in der Muttermilch werden gestillte Kinder weniger häufig und weniger lang krank. Entsprechend weniger oft fehlen die Eltern am Arbeitsplatz. Ist das Stillzimmer optimal eingerichtet, kann sich die Mitarbeiterin wohl fühlen und ihre Milch wird gut fliessen. Dies verkürzt wiederum die Still- oder Abpumpzeit und die Arbeitnehmerin ist schneller wieder am Arbeitsplatz. Allgemein gilt: Arbeitgebende, die ihre Mitarbeiterinnen beim Stillen und Abpumpen unterstützen, helfen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gewährleistet ist. Dies trägt unter anderem dazu bei, dass eingearbeitete Fachkräfte als langjährige Mitarbeiterinnen dem Betrieb erhalten bleiben. In der Broschüre Arbeiten und Stillen finden Arbeitgeber Informationen und Tipps zur Förderung des Stillen am Arbeitsplatzes.
Weinendes Baby im Büro, Stillen während Meetings… Es braucht von allen Seiten ein offenes Mindset, Geduld und der Wunsch, etwas verbessern zu wollen. Das Setting muss nicht perfekt sein – Hauptsache die Kinder sind bei ihren Müttern. Das ist der Schlüssel zu einer sicheren Bindung zu unseren Kindern.
Ina, managed einen Co-Working Space
Ina managed einen Co-Workingspace in Bern und wusste von Anfang an, dass sie ihr Baby ins Büro und an Meetings mitnehmen und dort ohne Scham stillen würde. Schliesslich ist das die natürlichste Sache der Welt. Ihr Arbeitgeber begegnete ihr stets mit Verständnis und Vertrauen, dennoch war es eine anstrengende Zeit. Umso mehr schätzte Ina die Unterstützung durch ihre Kolleg*innen – ganz nach dem Motto: Es braucht ein Dorf, um ein Kind aufzuziehen. Und da Ina dieses Dorf wortwörtlich an ihrem Arbeitsplatz, dem Co-Working Space Innovationsdorf vorfand, vermisste sie auch ein eigentliches Stillzimmer nicht.
Neue Arbeitsformen erleichtern die Vereinbarkeit
In Sachen Vereinbarkeit und Stillen am Arbeitsplatz tut sich derzeit einiges. Immer mehr zukunftsorientierte Arbeitsmodelle ermöglichen ein flexibles Arbeiten. Ein Paradebeispiel für neue Arbeitsformen stellt der Co-Working Space Tadah dar, der mit eigenem Kids Space auch gleich die Betreuung der Kinder anbietet. Die vier Gründerinnen sind selber Mamis und setzen sich für Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Mit ihrem Co-Working Space in Zürich leisten sie Pionierarbeit und ermöglichen Berufstätigen mit Kind ein flexibles Arbeiten.
Im Co-Working Space Tadah wird das Kind im Kids Space professionell und liebevoll betreut, während die Mama zwei Stockwerke weiter oben arbeitet. Wenn das Baby die Brust bzw. die Mutter braucht, informieren die Kids Space Angestellten den Empfang im Coworking Space und die Mama kann hinuntergehen und ganz in Ruhe stillen.
Es gibt auch die Möglichkeit, direkt im Coworking Space in gemütlicher Atmosphäre abzupumpen – ein Bett-Häuschen, das von aussen nicht einsehbar ist, sorgt für komfortable Rahmenbedingungen.
Diana, Sara, Klara und Julia, die vier Gründerinnen des Co-Working Spaces Tadah
Auch bei meiner Bloggerkollegin Tamara von nestwärme.li findet ihr einen lesenswerten Beitrag zum Thema mit Links zu Erfahrungsberichten: Stillen bei Erwerbstätigkeit
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Stillen oder Abpumpen am Arbeitsplatz gemacht?
Still-Zmorgä
Im Rahmen der Stillkampagne findet am Mittwoch, 9. Juni 2021 von 8.00h bis 10.30h im Haus Hiltl an der Sihlstrasse 28 in Zürich das nächste Still-Zmorgä statt. Stillende Mütter kommen in den Genuss eines gesunden Frühstücksbuffets und erhalten viele tolle Geschenke für Mutter und Baby. Professionelle Stillberaterinnen beantworten alle Fragen rund ums Stillen und geben den jungen Müttern viele wertvolle Tipps mit auf den Weg. Auch werdende Mütter sind herzlich willkommen. Kosten inkl. ein Heissgetränk CHF 39.-pro Person (Kinder sind gratis). Anmeldung und alle Infos auf www.stillkampagne.ch (Anzahl Plätze limitiert)
Dieser Beitrag ist im Rahmen der Stillkampagne 2021 entstanden. Sie richtet sich in erster Linie an berufstätige Mütter, die ihr Baby nach dem Mutterschaftsurlaub weiter stillen möchten. Mit ausführlichen Informationen und Tipps wird Unterstützung beim Wiedereinstieg am Arbeitsort geboten.
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1 Kommentar
Sandra
8. Juni 2021 at 18:37Interessant! In Basel gibts keine solche Still – Events?