
Leider kann ich mit der Verkehrserziehung nicht bis zum Kindergarten warten. Wir leben nicht auf dem Land, wo Kinder fernab von Strassen spielen oder unbekümmert dem Mami auf Feldwegen zum Dorfladen folgen können.
Unsere Wohnlage lässt es immerhin zu, dass wir die Anwärmphase unserer Spaziergänge auf recht sicherem Boden absolvieren können. Auf dieser Strecke erlaube ich den Buben, selbstständig auf dem Trottoir zu gehen, und versuche, unnötige Interventionen zu unterlassen. Umso heikler ist es am Ende des Weges, die zwei wilden Fohlen zu zähmen und auf die Gefahren der stark befahrenen Albisriederstrasse aufmerksam zu machen.
Zum Glück hat uns der Zufall vor einiger Zeit «Fuchs Ferox» in Form eines Hörspiels zugespielt. Dieses mir bis dato unbekannte Füchslein ist der Helfer der Verkehrsinstruktion der Kantonspolizei. Ihm verdanke ich, dass der auferlegte obligatorische Stopp vor dem Zebrastreifen von beiden Trotzköpfen akzeptiert und gar als lustiges Intermezzo betrachtet wird.
Während der Grosse lauthals die Litanei «Warte – Luege – Lose – Laufe» runterleiert, stampft der Kleine dazu an Ort und macht dem Grossen die dazu passenden Gesten nach. Die gewünschte Routine, vor einem Übergang halten und sich konzentrieren zu müssen, sitzt schon bemerkenswert gut. Doch leider kommt bei unserem Heim-Zebrastreifen ein besonderes Erschwernis dazu: eine Verkehrsampel. Erklären Sie zwei Hitzköpfen, dass sie manchmal – selbst wenn sie den Spruch korrekt aufgesagt haben – noch darauf warten müssen, dass die Ampel von Rot auf Grün stellt.
Und was soll ich ihnen sagen, wenn von der gegenüberliegenden Strassenseite eine Dame ohne triftigen Grund vor den Augen meiner Buben einfach bei Rot über die Strasse geht? «Mamma, wieso dörf di Frau laufe und mir nöd?» «Ähm, weisch, di armi Frau isch farbeblind. Si isch ganz en Armi, drum dörf si das.»
Etwas Besseres ist mir in meiner Entrüstung leider nicht eingefallen.
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