Dolce Vita

Sehnsucht nach Italien

Sehnsucht nach ItalieN
Ob im Norden oder im Süden – Italien vermag viele Menschen zu faszinieren

Globales Fernweh

Fernweh ist derzeit ein verbreitetes Phänomen: Wir alle können es kaum erwarten, endlich wieder die Koffer zu packen und ins Ausland zu reisen. Mich beschäftigt aktuell die Frage nach dem globalen Fernweh, vor allem jener Sehnsucht nach Italien. Ich persönlich kenne diese Art von Herzschmerz seit meinem Teenie-Alter. Ich versetzte mich in das Leben der Gastarbeiter fern ihrer Heimat hinein und die Geschichte der ersten Einwanderer, die von Italien in die Schweiz übersiedelten, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, berührt mich noch heute.

Gemeinschaftssehnsucht nach dem Belpaese

Ich habe immer noch das Bild des Vaters meiner besten Freundin vor Auge, der sonntags den halben Tag in der Küche stand, den Sugo auf dem Herd stundenlang köcheln liess, während er hausgemachte «orecchiette», die apulischen Teigwaren in Öhrchenform, formte. Ich kann mich noch gut an das Finalspiel der WM von 1990 erinnern, als ich mich in rot-weiss-grün-Klamotten stürzte, die italienische Fahne auf die Wange schminkte und für Italien mitfieberte. Ob es so etwas wie eine Gemeinschaftssehnsucht gibt? Diese Frage habe ich Marco Maurer gestellt. Der Hamburger Journalist ist nach Sizilien gereist, hat sich dort das Kombimodell aus den 1960er Jahren des Fiat 500 mit dem Namen «giardiniera», Gärtnerin, gekauft, ist damit gen Norden gefahren und hat diese Reise kürzlich in Buchform veröffentlicht. Die Lektüre war für mich Balsam für Seele und Gemüt und kaum schlug ich das Buch auf, war sie auch schon wieder da: diese still in sich schlummernde, heimlich Sehnsucht, wie sie (vermutlich) viele Nordländer kennen. Marco Maurer scheint die gleichen Emotionen fürs Belpaese zu hegen und erklärt das so:

Ich weilte als Kind oft in den Ferien in Italien, bin in den 1990er Jahren mit der italienischen Popkultur aufgewachsen, mit Gianna Nannini, Fellinifilmen und der Fussball-WM.

Buchautor Marco Maurer

Die italienischen Lieder fachen diese Sehnsucht noch zusätzlich an – die canzoni lassen niemanden kalt, und die «Dolce Vita» findet sich in klischeebehafteten Bildern mit verliebten Paaren, die auf einer Vespa durch die Strassen kurven, Marktschreier, die am Wochenmarkt ihre Waren feilbieten, volle Espressotassen in umtriebigen Bars oder Pizzaschachteln, die von Kurieren auf Motorrädern geliefert werden. Meiner Italiensehnsucht habe ich es wohl zu verdanken, hier geankert und integriert zu sein. Doch das Gefühl habe ich noch immer.

Rom

Die Liebe zu Bella Italia

Bereits Goethe kannte es, als er vom «Land, wo die Zitronen blühn» schwärmte. Die Liebe zu Italien, das wage ich zu behaupten, geht letztlich durch den Magen. Marco Maurer schreibt denn auch: «Näher als am Küchentisch kann man diesem Land nicht kommen.» Das gemeinsame Essen und der Familienzusammenhalt: Dauerhafte Werte, die diesem Land wohl kaum je abhanden kommen werden. Auch wenn der Staat auseinanderbricht oder ein Virus ihn bedroht – die klassische italienische Familie wird auch dann noch gemeinsam am Tisch sitzen und darüber sprechen, was man am nächsten Tag kochen wird, schreibt Maurer in seinem Buch.

Genau das ist es! Maurer hat den italienischen Lifestyle eingefangen und auf den Punkt gebracht. Die Italiener setzen auf sichere Werte – Familie und Essen – denn alles rundherum steht auf wackligen Füssen. Diesbezüglich könnten sich die Nordländer eine dicke Scheibe abschneiden. Auch wenn die «Vita» nicht immer «dolce» ist, die Italiener als Stehaufmännchen wissen, wie man ihr die Stirn bietet.  

Gibt es so etwas wie eine Gemeinschaftssehnsucht nach Italien? Unsere Co-Bloggerin Sarah ging der Frage nach, weshalb allen Unkenrufen zum Trotz Italien für viele Menschen der Sehnsuchtsort par excellence ist.

Marco Maurer «Meine italienische Reise – oder wie ich in Sizilien einen uralten Fiat Cinquecento kaufte und einfach damit nach Hause fuhr», Prestel Verlag, ISBN: 978-3-7913-8694-2

Gehört Italien auch zu euren Sehnsuchtsländern?

Gerne empfehlen wir euch nachfolgenden Beitrag, der in der NZZ am Sonntag zum Thema „Sehnsuchtsort Italien“ erschienen ist: Italien bleibt trotz negativen Schlagzeilen unser Sehnsuchtsort

Lust, weitere interessante Beiträge unserer Co-Bloggerin Sarah zu lesen? Nachfolgend findet ihr die Links zu ihren spannenden Rubriken:

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