On / Off Schule in Italien
Während in der Schweiz Herbstferienzeit ist, hat das Schuljahr in Italien gerade erst begonnen. Mitte September öffneten die Schultüren wieder, um zehn Tage später anlässlich der Regierungswahlen bereits wieder zu schliessen. Und das nach dreieinhalb Monaten Unterbruch, nach welchem alle Familien Italiens nach einer Rückkehr in einen normalen Alltag lechzten.
Doch nix da – das Provisorium, insbesondere was den Schulalltag angeht, scheint ewig anzudauern. Denn auch wenn die Schulglocken wieder läuten, eine Struktur kehrt noch lange nicht ein. Die schulinternen Mittagstische finden erst ab Oktober statt, aus welch unerfindlichen Gründen wohl immer. Die Stundenpläne sind ebenfalls noch nicht fix – man startet mit dem «orario provvisorio», das erst Anfang oder gar Mitte Oktober definitiv wird. Fragt mich nicht, warum das so ist, ich habe nämlich keine auch nur annähernd logische Antwort darauf. Denn dieses Vorgehen war schon immer so und wird es vermutlich auch immer bleiben. Ohne jegliche Logik.
Meiner Meinung nach wäre ja genug Zeit, während der langen, schier endlosen Sommerpause alles akribisch zu planen, um dann Mitte September voll durchzustarten. Doch dem ist nicht so. Wie kann es sein, dass die berufstätigen Eltern des Landes bereits Handstände machen, um ganze dreieinhalb Monate Sommerferien zu überbrücken, und dann sich auch zum Schulbeginn um alle Ecken herum organisieren müssen, damit die Sprösslinge zu den angegebenen Uhrzeiten zur Schule gebracht und abgeholt werden? Ach ja – dazu berechtigt, die Schülerinnen und Schüler von der Schule abzuholen, sind nur die biologischen Eltern. Alle anderen brauchen eine «delega», ein Delegierten Dokument mit Unterschriften und Kopie der Identitätskarte. Sollte jemand sein Kind vergessen, wird nach einer Viertelstunde die Polizei angerufen. Erst auf Sekundarschulstufe dürfen die Sprösslinge selbständig nach Hause zurückkehren – doch die Eltern müssen ein Dokument unterschreiben, in dem sie bestätigen, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Doch zurück zum provisorischen Schulalltag: Die Musikstunden beginnen auch erst im Oktober, was heisst, dass ein viermonatiger Musik-Unterbruch zur Normalität gehört. Meine Kinder, die in der Sekundarschule jeweils die musikalische Richtung einschlugen, wurden über die Sommermonate von Privat-Musiklehrerinnen und – lehrern geschult, denn ein so langer Unterbruch ist einem Instrumentalstudium nicht bekömmlich. Die Elternabende, in der Organisatorisches bekannt gegeben wird, erfolgen meist erst nach Schulbeginn. Kunststück, dass ich kaum je weiss, um welche Zeit das eine und wann das andere Kind nach Hause kommt. Zu drei verschiedenen Uhrzeiten das Mittagessen zu servieren ist keine Seltenheit. Ebenso, ein Gedeck mehr aufzutischen, obwohl der erwartete Sprössling dann gar nicht nach Hause kommt. Alles bereits vorgekommen.
Was mir da hilft, trotz allem die Übersicht zu bewahren? Viel Yoga, tiefes Durchatmen und Loslassen – es gilt, Tag für Tag zu leben und anfang Schuljahr gar nicht viel anderes zu planen. Denn kurzfristige Termine platzen erfahrungsgemäss immer rein und Flexibilität ist das Zauberwort der Stunde. Im Hier und Jetzt bleiben – wie es uns die abendländischen Zeitgenossen lehren – ansonsten treibt es einen wirklich auf die Palme.
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