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Dolce Vita: Schule aus für Italiens Sprösslinge

Ab ins kühle Nass – die Schulferien sind gestartet!

Ein Jubelschrei ging zu Beginn des Monats durch die minderjährige Bevölkerung des Belpaese: VACANZE! Ja, die Sommerferien sind gestartet. Diese kommen – zumindest für mich – immer etwas zu früh: Kaum hatte ich die Zeit, um mich für die lange Schulpause zu organisieren oder darauf einzustellen, denn der Schulbetrieb läuft bis zur letzten Minute auf Hochtouren, und die Eltern müssen an allerlei Veranstaltungen teilnehmen oder Rucksäcke für Schulreisen und Ausflüge packen.

Für dreieinhalb Monate ist Ferien

Letztere werden bevorzugt im Mai durchgeführt, da sich dieser Monat aufgrund der angenehmen Temperaturen am besten dafür eignet. Bei mehreren Kindern verliert man fast den Überblick, wer wo wann wohin fährt (mein Geheimtipp: Einzelkind-Eltern fragen, die können sich nicht irren!). Und dann stehen verschiedenste Schulschlussfeiern auf dem Programm, und zwar mehrere: Mal konzertiert das Schulorchester, mal die Instrumentenklassen, mal die ganze Schule… Dasselbe bei den ausserschulischen Aktiväten: Dort stehen Zusatzproben an und Schlussveranstaltungen bevor.

Und dann ist plötzlich fertig…eine Leere erfüllt einem, nach vielen Wochen hin- und herkutschieren, Anspannung und Stress ist von einer Minute auf die andere Schluss. Und zwar für dreineinhalb Monate. Erst am 14. September läuten die Schulglocken wieder, erst dann läuft der Familienalltag wieder in den gewohnten Schranken. Die Frage ist durchaus berechtigt: Was macht man während diesen langen Sommerferien?

Wohin mit den Kindern?

Tja, entweder man übersommert am Strand, wird vorübergehende stolze Besitzerin eines vier Quadratmeter grossen Sandstrandfleckens und verbringt Tag für Tag abwechslungsweise unter dem Sonnenschirm und im kühlen Nass, was aber für (auch teilzeit-)arbeitende Mütter kaum in Frage kommt. Wer schmeisst denn den Haushalt, während ich mich auf der Sonnenliege fläze? Arbeitende Mütter müssen ihren Nachwuchs wohl oder übel fremdbetreuen lassen: Tatkräftige Unterstützung der Grosseltern ist gefragt, oder aber die Kinder werden in diverse kostenpflichtige „Campus“ (Sommerschulen) verfrachtet, von denen es mittlerweile soviele wie Sand am Meer gibt. Dort gehen die Kids tagsüber den verschiedensten Aktivitäten nach, schwimmen, reiten, spielen Tennis, lernen Englisch oder backen Kuchen, und sinken abends dafür todmüde in die heimischen Laken.

Der Schalter muss auf Sommermodus gedreht werden

Eines ist klar: Ab sofort muss der Schalter auf Sommermodus gedreht werden, aber dafür dauert es einfach seine Zeit. Auf jeden Fall für mich. Die Kinder müssen sich daran gewöhnen, nicht mehr jeden Tag früh aufzustehen und in die Schule zu gehen, die Erwachsenen daran, dass sie die Sprösslinge nun überall mit im Schlepptau haben. Ob beim Einkaufen, in der Bank oder am Postschalter – in einer Welt, die neun Monate lang den Eltern vorbehalten war, sind nun täglich Kinder anzutreffen.

Schulferien heisst Homeschooling

Doch halt, die „compiti“ wollen erledigt werden: Hausaufgaben versalzen so manchen Schülern ein wenig die langen Sommerferien. Pflichtlektüren müssen absolviert werden, farbige Hausaufgabenbücher, die Repetitionsübungen sämtlicher Fächer enthalten, sorgen dafür, dass das hart erworbene Wissen nicht abhanden kommt. Was heisst, dass die Eltern dreieinhalb Monate im Jahr gezwungenermassen eine Art Homeschooling betreiben.

Und wenn Mitte September die Schule wieder beginnt, wendet sich das Blatt: Dann jubeln die Eltern.


Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (14 und 11) und einem Sohn (7) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die angehende Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Seid gespannt auf Sarahs nächster Bericht, in welchem sie uns von ihrem „Städtetrip mit dem Trio“ in Italiens Hauptstadt erzählen wird.

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:

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3 Kommentare

  • Andrea
    18. Juni 2017 at 07:32

    Puuh, solch lange Ferien stelle ich mir echt hart vor – für Eltern und Kind :). Mir reichen die 5 Wochen Sommerferien in der Schweiz schon und bin sooo froh, wenn mitte August wieder der Alltag beginnt.

    An den Ferien geniesse ich nur, dass die Mörgen und allenfalls auch der ganze Tag nicht durchgeplant werden muss. Sozusagen das „la dolce Vita“ das dolce far niente 🙂

  • Weber Uschi
    20. Juni 2017 at 19:44

    Ich als die Nonna der 3 Sprösslinge meiner Tochter Sarah freue mich auf die Sommerferien…. ein bisschen Zeit mit ihnen in der Schweiz zu verbringen… werde gerade pensioniert!! Buone Vacanze!!

  • Rita Angelone
    20. Juni 2017 at 21:27

    Liebe Nonna, danke für den Kommentar! Viel Spass mit Sarahs Sprösslingen und eine gute Zeit im Ruhestand!

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