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Reden war gestern: Heute kotzen wir Regenbogen

Ihr kennt mich und wisst, dass ich etwas Wert auf eine gepflegte Sprache lege, dass es mir gefällt, wenn man noch Briefe schreibt, und dass ich Freude daran habe, wenn man sich auch bei der Schrift Mühe gibt. Doch langsam frage ich mich, ob ich die Einzige bin, die das so sieht, beziehungsweise weshalb sich unsere Kinder mit der deutschen Sprache abmühen oder eine schöne Schrift pflegen sollen?

Bekanntlich spricht die Internet-­Generation ja ihre eigene Sprache, und die besteht vor allem aus Chat-Abkürzungen. Da reicht ein rudimentäres Basiswissen des Abc vollkommen aus, um zu kommunizieren – man ist damit schon fast überqualifiziert, denn «LOL», «OMG» oder «WTF» sind bereits wieder von gestern.

Heute muss man nicht einmal mehr ein paar Buchstaben kennen und aneinanderreihen können, um miteinander zu «reden», sondern man verwendet dafür einfach Emojis. He ja, denn wenn man sich nicht persönlich gegenübersteht beim «Reden», kann man ja leicht missverstanden werden. Ein Witzli, ein dummer Spruch, eine Ironie kann – so schnell-schnell getippt und bis schier zur Unleserlichkeit abgekürzt – schliesslich leicht in den falschen Hals geraten, also setzt man überall ein passendes Emoji dazu, um die korrekte digitale Emotionsübermittlung zu garantieren. Super, oder? Warum auch soll man noch face to face korrekt und unmissverständlich miteinander reden, wenn es mit Bildli so einfach geht?

Es geht aber noch weiter. Bald müssen wir nicht einmal sprechen können, um miteinander zu «reden». Wenn uns – gemäss neuster Werbung – die Worte fehlen, so können wir «es» ab sofort mit Stickern sagen. Was genau? Keine Ahnung! Dinge, die die Welt nicht braucht. Oder was genau wollen wir einander sagen, wenn wir uns grinsende Gorillas, Zungen raustreckende Mädchengesichter, aus Pistolen schiessende Jungs, Sprechblasen gefüllt mit «Blah, Blah», Spiegeleier oder Regenbogen kotzende Menschenköpfe zusenden?

Wie seht ihr das? Wie ist eure Meinung zum Thema?

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2 Kommentare

  • Ruth Obrist
    22. Juni 2017 at 22:25

    Man kann sich mit Stickern unterhalten, ohne das Alphabeth zu kennen. Aber selbstverständlich sind diejenigen im Vorteil, die eine Sprache beherrschen. Je mehr Sprachen, desto besser. Die Muttersprache, die Globalisierungssprache und zwei, drei, vier andere. In Wort und Schrift.
    Sticker sind lustig und einfāltig.
    Man muss ja auch nicht jeden Trend mitmachen. Musste man frūher nicht, und muss man auch heute nicht. Natūrlich ist es manchmal sehr schwierig, sich einer trendigen Gehirnwāsche zu entziehen, vor allem mit Schulkindern. Es kommt auch darauf an, in was für Gruppen Kinder durch das Schicksal hinein geraten. Man kann nur sein Bestes tun, unterstūtzen, Widerstand leisten, hoffen….

  • Ruth Obrist
    22. Juni 2017 at 22:38

    Verzeihung: Sich einer trendigen Gehirnwāsche zu entziehen, ist nicht nur mit Schulkindern schwierig, sondern ist vor allem im Jugendalter alles andere als einfach. Man weiss es aus der eigenen Geschichte, aus der Geschichte der eigenen Kinder, aus der Zeitgeschichte. Trends werden nicht nur kulturell gesetzt, sondern auch gesellschaftlich und politisch.

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