
Abschied tut weh
Diese Abschiedssituationen, bei denen die Buben plötzlich so traurig werden können, halte ich immer noch kaum aus. Diesen kurzen aber heftigen Seelenschmerz, den sie dabei empfinden und der sich in ihren geröteten, feuchten Augen und zittrigen Lippen widerspiegelt, kenne ich bereits aus der Krippenzeit, als ich mich voller Schuldgefühle morgens mit diesem letzten Bild im Kopf von ihnen verabschiedete.
Die Kinder gehen ins Pfadilager
In ähnlicher Form trat dieser Abschiedsschmerz auch später wieder auf: beim Auftakt der Skischule, am ersten Tag des Ferienkurses oder bei der Abreise ins Pfadi-Lager. Auch beim Wegziehen ins diesjährige Pfingstlager.
Dabei komme ich mir noch genau so schuldig vor, wie zur Krippenzeit. Obwohl ich damals schon wusste, dass der Abschiedsschmerz normal ist und nicht lange währt, dass die Buben nicht in Nöten sind, sondern sich nur eine Extraportion Zuwendung holen wollen. Dieses blöde Schuldgefühl wurde ich dennoch bis heute nicht los, weil ich jedes Mal denke, dass es an sich ganz einfach wäre, statt «konsequent» zu bleiben und «die Sache durchzuziehen», Abhilfe zu schaffen, indem ich die Übung abbrechen, die Buben unter den Arm packen und mit ihnen nach Hause zurückkehren würde.
Wieviel sanfter Druck darf sein?
Doch immer, wenn mein italienisches, wohl viel zu weiches Mammaherz so fühlt, führe ich mir die Bärenmutter vor Augen, die ich in einem Film gesehen habe: Mit ihrer weichen, aber starken Schnauze schubst sie ihren Nachwuchs sanft aber bestimmt zu kleinen und grossen Mutproben, welche die Bärenkinder sonst umgehen würden. Ohne diesen sanften Druck würden die Tierkinder nicht selbstständig werden. Und ich sage mir dann, dass es mit Menschenkinder wohl auch so sein muss. Oder?
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Kennt ihr dieses Gefühl? Wieviel „sanfter Druck“ darf es sein?
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