Die Möwe Jonathan – Diktat an der Gymi-Prüfung
Mögt ihr Möwen? Ich nicht so. Vermutlich habe ich ein Trauma. Bei meiner Gymi-Aufnahmeprüfung vor gefühlt 100 Jahren hatte ich ein Diktat zu absolvieren aus «Die Möwe Jonathan», eine Erzählung des Schriftstellers Richard Bach. Obwohl ich in Deutsch gut war und die Prüfung auch geschafft habe, hat sich der Text in mein Gedächtnis eingebrannt.
Die Möwe Jonathan als Hoffnungsträger
Nicht zuletzt, weil die Lehrperson, die ihn diktierte, den Titel derart Furcht einflössend betonte, dass ich beim Schreiben den Zitteri bekam und nicht mehr wusste, wie man Möwe schreibt. Bis heute muss ich bei diesem Wort jedes Mal kurz überlegen – und jedes Mal schreibe ich es zuerst mit v… Damit nicht genug: Die Lehrerin an der Aufnahmeprüfung war dann auch meine erste Deutschlehrerin am Gymi … So viel zu meinem Möwen-Trauma.
Bei einem Spaziergang, den ich kürzlich entlang des Zürisees unternommen habe, hat mich der Anblick von Möwen aber fasziniert. Die traumatischen Erinnerungen an meine Schulzeit wurden von schönen Bildern aus unserer Familienreise durch Südengland übertüncht, bei der wir oft von Möwen begleitet wurden, die mit ihrem unverkennbaren Geschrei dieses typische Küstenflair ausmachen. Unvergessen bleiben die dreisten Möwen entlang der White Cliffs in Dover, vor welchen wir uns sogar im Hotel in Acht nehmen mussten, da sie keine Skrupel hatten, durch ein offenes Fenster ins Zimmer hineinzufliegen, um etwas Essbares zu ergattern.
Vom Fernweh gepackt ist mir an diesem Nachmittag die Möwe Jonathan wieder in den Sinn gekommen. Die Geschichte, mit der ich mich Jahre nach dem Gymi-Diktat dann doch noch auseinandergesetzt habe und die im Übrigen ein Weltbestseller ist, ist ein herrlicher Aufruf, unsere Träume und Sehnsüchte nicht aus den Augen zu verlieren.
Eine Kraft und Hoffnung spendende Botschaft, die gerade jetzt aktueller denn je ist.
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