Wer ist «Momo», die Whatsapp Gruselfigur?
Als wir uns vor ein paar Wochen zu Hause erstmals mit «Momo» auseinander setzten, wussten wir noch nicht, welche Bedeutung diese Gruselfigur wirklich hat. Wir dachten, es handle sich einfach um einen Blödsinn, den wir abstellen wollten. Erst jetzt, wird uns wirklich bewusst, was hinter «Momo» steckt. Und deshalb wollen wir das Thema mit euch diskutieren.
Kinder und Whatsapp: Der Anfang vom Ende?
Alles begann mit Whatsapp. Ja, unser Kleiner gehört einer Whatsapp-Gruppe an, die innerhalb der Klasse gegründet wurde. Wohlgemerkt: Bei dieser Whatsapp-Gruppe handelt es sich nicht um einen offiziellen Klassenchat. Nein. Es ist eine „selbstgegründete“ Whatsapp-Gruppe, die durch ein paar Klassenkameraden unseres Kleinen unabhängig von der Lehrperson ins Leben gerufen wurde.
Sollen Kinder neue Medien ausprobieren dürfen?
Uns war (und ist!) diese Whatsapp-Gruppe die ganze Zeit schon ein Dorn im Auge. Doch wie Medienexperten empfehlen: Man soll den Kindern nicht alles verbieten. Sie sollen den Umgang mit Medien lernen dürfen. A la bonheur also – wir liessen den Kleinen gewähren und versuchten, in ganz „natürlichen“ Gesprächen auf möglichst viele Informationen zu kommen, worüber denn in dieser Whatsapp-Gruppe so geredet wurde.
«Momo» besucht die Kinder im Schlafzimmer
Eines Tages kam der Kleine zu uns und erzählte uns vom diesem Geist, von dem man sage, dass er einen in der Nacht besuchen würde, wenn man nicht gewisse Dinge machen würde, die eine vorgegeben würden. Worum es sich denn genau handle, wollte er von uns wissen. Offen und ehrlich wie er zum Glück ist, zeigte er uns den Chat-Verlauf und uns wurde sofort klar, dass da Dinge kursierten, die nicht mehr „gut“ waren. Die sogar sehr „ungut“ waren…
«Momo» ist ein verbotener Kettenbrief
Bei «Momo» handelt es sich um einen Kettenbrief, der eben von «Momo» – einem Gruselmonster – verschickt wird. Das Gruselmonster ist offenbar ein Mädchen, das vor drei Jahren von einem Auto überfahren wurde und ums Leben kam. «Momo» droht dem Kettenbriefempfänger damit, dass sie um Mitternacht in dessen Zimmer stehen werde, sofern er die Nachricht nicht an 15 Kontakte weiterleite. Bei der sogenannte «Momo»-Challenge wurden zudem weltweit Jugendliche aufgefordert, sich bestimmten Aufgaben zu stellen. Diese sollen einen 14-jährigen Franzosen sogar in den Tod getrieben haben.
Zu Hause und in der Schule: «Momo» muss thematisiert werden
Wie gesagt: Zum Glück hat sich unser Kleiner an uns gewandt. Denn: Wenn Kinder mit einem Phänomen wie «Momo» konfrontiert werden, ist es wichtig, dass sie eine Vertrauensperson haben, mit der sie darüber reden können. Auch fänden wir es wichtig und richtig, wenn solche Phänomene in der Schule thematisiert werden. Wenn schon Medienbildung nach Lehrplan 21 stattfindet, dann sollten meiner Meinung nach auch solche wichtigen Themen diskutiert werden. Bis jetzt war das – so viel wir wissen – allerdings nicht der Fall. Gut möglich, dass es noch kommt. Und sonst können wir in den nächsten Tagen die Lehrperson unseres Kleinen immer noch auf das Thema aufmerksam machen
Ende gut, alles gut?
Anyway: Ende gut, alles gut bei uns. Zumindest vorerst. Der Kleine ist aus dieser Whatsapp-Gruppe ausgestiegen. Mit zwei, drei anderen Jungs aus seiner Klasse gehört er jetzt einer neuen, kleinen Gruppe an, die hin und wieder ein paar harmlose Nachrichten austauschen. Zumindest für den Moment.
Wir sind gespannt, mit welchem Phänomen wir als nächstes konfrontiert werden.
Wie sieht es bei euch aus? Haben eure Kinder «Momo»auch schon kennen gelernt? Wie habt ihr reagiert? Welche Erfahrungen macht ihr mit Whatsapp? Wurde/wird «Momo» an eurer Schule thematisiert?
Unser Beitrag hat nach der Veröffentlichung hohe Wellen geworfen und hat als Grundlage für folgenden interessanten Beitrag in der NZZ gedient: WhatsApp-Kettenbrief Momo verängstigt Kinder.
4 Kommentare
Marijana S.
17. November 2018 at 10:36Mein grosser (11) wurde mit dieser Momo Geschichte bereits vor einigen Monaten auf dem Spielplatz von ein paar Halbstarken aus der Nachbarschaft konfrontiert. Glücklicherweise ist auch er einer, der bei Angst oder Ungewissheit IMMER Rath bei uns Eltern sucht. Daraufhin habe ich die Geschichte gegoogelt und ihm dann alle Fakten auf den Tisch gelegt:
-Momo ist ein Austellungsstück eines japanischen Künstler
-er stellt ein Fabelwesen, Yo-Kai dar (dies war unserem Grossen schon ein Bregriff aufgrund der Zeichentrickserie Yo-Kai Watch, und hat ihn noch zusätzlich beruhigt)
-die Geschichte drumherum ist frei erfunden und dient nur zur Angst-und Panikmacherei für naive Kinder
Dannach war alles klar und schlaflose Nächte gehörten der Vergangenheit an.
Was allerdings die Whatsappgruppe betrifft, da habe ich noch im Sommer die Reissleine gezogen. Mein Kind (zwischendurch auch andere Kinder) wurde darin übelst gemobbt und beschimpft, ob anwesend oder abwesend..es wurde gelästert was das Zeug hällt und in einer Gemeinschaft wurden dann einzelne ausgelacht und fertig gemacht. Dies habe ich aber nur herausgefunden, als ich das smartphone meines Kindes kontrolliert habe! Daraufhin habe ich die einzelnen schlimmen mobber blockiert, die Gruppe gelöscht und ein langes Gespräch mit meinem Kind geführt. Von da an habe ich seine Privatsfähre akzeptiert, aber ihm auch klar solche gruppenchats untersagt und ihm klar gemacht, dass er sich beleidigungen und mobbing allgemein nich gefallenlassen soll, aber genausowenig darauf reagieren, denn dass ist ja das Ziel der Mobber..sie wollen sehen, dass sich die Opfer schlecht fühlen und wehren/rechfertigen möchten, worauf es noch schlimmer wird. Daher unerwünste Kontakte ganz einfach blockieren und man hat seine Ruhe. Seit dem haben wir keine Probleme, weder miz Kettenbriefen noch mit whatsapp gruppen..
Rita Angelone
17. November 2018 at 12:32Liebe Marijana – danke für deinen wertvollen Input!
Sarah
19. November 2018 at 07:26Vielen Dank für diese Infos über Momo.
Mein Sohn hat gesagt, das die Schüler in der Schule über Momo geredet haben.
Ich suchte dann auf Google und landete auf Eurer Seite.
Ich habe Euren Blog mit ihm gelesen und gesagt er soll bitte die Lehrerin darauf ansprechen, damit sie Momo in der Schule durch nehmen.
Ich hoffe er redet mit der Lehrerin und das sie richtig reagiert.
Nochmals Vielen Dank für Eure Recherchen!
Rita Angelone
19. November 2018 at 09:41Liebe Sarah! Das ist der schönste Lohn für meine Arbeit – wenn ich sehe, dass unsere Beiträge Diskussionen anregen oder weiterhelfen! Dir und deiner Familie wünsche ich alles Gute – es bleibt ja spannend! <3