Loslassen der Kinder
Irgendwann ist er da – der Moment, in dem einen bewusst wird, dass die Kinder langsam flügge werden und man sie loslassen muss. Wie alles im Wachstum handelt es sich dabei nicht um einen präzisen Moment, sondern eher um eine Phase. Die Phase der Ablösung, des Loslassens, wie ich es bereits einmal beschrieben habe. Und bei der immer gemischte Gefühle im Spiel sind.
Zwischen Stolz und Wehmut
Da arbeitet man viele Jahre darauf hin, die Sprösslinge zur Selbständigkeit zu erziehen und ihnen eine gute Basis mitzugeben, damit sie sich in der grossen weiten Welt zurechtfinden, ist dabei beschwingt und sehnt sich diesen Moment richtiggehend herbei. Doch dass man dabei unangenehme Gedanken und Emotionen unterdrückt, ist einem lange nicht bewusst. Bis es dann so weit ist: Unsere Erstgeborene hat uns kürzlich gebeten, sie bei der Wahl der Universität (und der dazugehörigen Stadt) zu unterstützen. Was wir gerne taten – es war eine Offenbarung! Die Homepages der Universitäten sind äusserst strukturiert und informativ, man hat richtiggehend die Qual der Wahl. Zuerst einmal klickt man auf die Abteilung, für die man sich interessiert, um danach auf einen Mausklick Dutzende von Studienrichtungen zu erblicken. Wenn man auf die einzelnen klickt, dann sieht man auf einen Blick fachliche Ausrichtung, Aufbau des Studiums, Berufsaussichten. So weit, so gut. Aber dass damit ein Umzug in eine grössere und vor allem fremde Stadt zusammenhängt, hatten wir bis anhin nicht recht auf dem Radar.
Was? Unsere Tochter, ganz alleine in einer grossen Stadt? Ein zusätzlicher Haushalt in einer Wohngemeinschaft, weit weg von uns?
Sarah, unsere Co-Bloggerin
Abschiedsschmerz macht sich bemerkbar, ganz fein, aber doch spürbar präsent. Etwa zur gleichen Zeit eröffnet uns unsere zweite Tocher (die im September 16 wird), sie wolle ein Auslandsschuljahr absolvieren. Und dies nicht etwa in Europa, nein, in den Vereinigten Staaten! Wir sollen also plötzlich nur noch in einem Drei-Personen-Haushalt leben? Unvorstellbar, jetzt, wo die beiden Älteren zu 50 Prozent im Fernunterricht und daher viel in unseren vier Wänden weilen.
Der Jüngste, inspiriert von den Zukunftsplänen seiner älteren Schwestern, hegt auch schon ambitiöse Absichten: Mit 14, also in gut zwei Jahren, wolle er mit seinen Freunden eine WG gründen. Und wir? Wir sind gerade etwas sprachlos ob den Wünschen unserer Sprösslinge, die sie weit weg von ihrem Elternhaus, aber vor allem auch von uns bringen. Und wir fragen uns spontan:
Haben wir in all diesenJahren irgendetwas falsch gemacht?
Sarah, unsere Co-Bloggerin
Wir reflektieren unser Elternsein, diskutieren angeregt darüber. Von Gefühlen der Unsicherheit ergriffen, fragen wir unsere drei Kinder, ob es ihnen denn nicht gefallen würde zuhause. Doch doch, schallt es zurück, aber sie wollen halt einfach weg, raus in die Welt. Ich erzähle einer guten Freundin, Psychologin von Beruf, davon und sie meint lachend:
Das deutet darauf hin, dass ihr alles richtig gemacht habt!
Psychologin
Wir sind irgendwie erleichtert und insgeheim froh, unsere drei Sprösslinge doch noch für eine Weile im heimischen Nest zu wissen.
Kennt ihr diese Gefühle rund um das Loslassen der flügge werdenden Kinder auch?
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2 Kommentare
Kaufmann Roger
6. März 2021 at 00:05Beim Lesen dieses Zitates musste ich schmunzeln: „Haben wir in all diesen Jahren irgendetwas falsch gemacht?“
Nein, nein alles richtig gemacht 🙂
Das habe ich mich auch schon einmal gefragt, war alleinerziehend, von nun zwei Erwachsenen Kinder.
Kann stolz zurückschauen, natürlich war nicht alles perfekt, trotzdem bin ich stolz.
LG
Roger
Rita Angelone
6. März 2021 at 11:03Lieber Roger, danke vielmals für deine Rückmeldung! Ja, genau – das denken wir Eltern wohl alle mindestens einmal! Wie du sagst: Wir machen alle nicht immer alles richtig, aber wir möchten alle nur das Beste. Und am Schluss kommt es doch gut. Schön zu hören, dass du bereits erwachsene Kinder hast – du darfst auf jeden Fall stolz sein! Herzlicher Gruss, Rita