Ich liebe dich, ich liebe dich nicht
Dass ich mein Herz an Italien verloren habe, auch wenn es weiterhin für meine Schweizer Heimat pocht, sollte unterdessen allgemein bekannt sein. Doch meine Liebe zu italienischen Städten, das musste ich letzthin feststellen, ist unterschiedlich.
Rom
Zwei Lieblingsstädte habe ich allerdings, wie bereits erwähnt: Die Ewige Stadt Rom, die für mich als Landei trotz ihrer Grösse einen sehr «menschenfreundlichen» Anschein macht – «a misura d’uomo» würde man auf Italienisch sagen, für den menschlichen Massstab gemacht. Die meisten Sehenswürdigkeiten kann man zu Fuss erkunden, und sich an den Zeitzeugen der Vergangenheit kaum sattsehen.
Venedig
Die zweite ist Venedig, der ich im Rahmen einer Pressereise dieses Jahr im Februar einen Besuch abgestattet habe und deren mystische Lagune mich immer wieder in den Bann zieht.
Mailand
Genug geschwärmt. Es gibt auch italienische Städte, mit denen ich nicht so richtig «warm» werde: Etwa Mailand – das mir zu gross, zu chaotisch und zu lärmig vorkommt. Obwohl ich es schon länger vorhabe, ihre Schönheiten zu erkunden, auch wenn diese nicht auf den ersten Blick erschliessbar sind. Etwa das Künstlerquartier Brera, wo kürzlich das PopUp Kulturzentrum Swisshouse die beiden Nachbarländer Schweiz und Italien ein wenig stärker verbunden hat oder die Navigli, wo man die Wasserstrassen entdecken kann oder auch die Hochhäuser – inklusive dem Bosco Verticale, die beiden Hochhäuser die mit rund 200 Bäumen und Sträuchern bepflanzt sind. Damit ich dann meinen Eindruck etwas revidieren kann.
Genua
Auch mit Genua habe ich, trotz der geografischen Nähe meiner italienischen Wohngemeinde, noch keine so richtige Affinität gefunden: Kürzlich war ich dort auf Pressereise mit der Historikerin und Autorin Prisca Roth, die ein 471 Seiten dickes Buch über die ligurische Hafenstadt geschrieben hat und diese wie ihre Westentasche kennt (Genua La Superba. Streifzüge durch die Kulturstadt, Hier und Jetzt Verlag). Chapeau! Genua ist mit zu hügelig, alles ist auf und ab, zu dicht bebaut, teilweise zu dunkel und schmutzig. Doch während der «Kult(o)ur» mit Prisca Roth habe ich viele schöne Ecken und Winkel kennengelernt und mich von ihr zu den Schweizer Spuren leiten lassen. So etwa gibt es auch in Genua ein «Rigi», eine Aussichtsterrasse, die von Schweizer Standseilbahnspezialisten gebaut wurde und viele Zuckerbäcker, Bankiers und Bildhauer fanden dort einst ihr Glück. Doch auch Genua ist eine Stadt, die uns ihre Schätze nicht auf dem Silbertablett serviert, wie es Roth treffend ausgedrückt hat, und deshalb ist es lohnenswert, sich mit ihr etwas Genauer zu befassen.
Und nun, wo der Sommer definitiv Einzug ins Belpaese gehalten hat und sich die Temperaturen im oberen Bereich bewegen, ist Stadtflucht wieder angesagt: Ganz nach dem Motto «Rette sich, wer kann» wird möglichst in Meeresnähe übersommert. Die Städte leeren sich, die Betonwüsten brodeln in den nächsten Wochen fast menschenleer vor sich her. In einigen Wochen aber ist der Spuk vorbei und das Leben kehrt in die Metropolen zurück. Und ich? Ob ich dereinst mal einen mehrtägigen Stadtbummel nach Genua buchen werde? Man wird sehen – denn über die italienischen Städte habe ich als Landei wohl kaum zum letzten Mal geschrieben.
Ist eure Liebe zu italienischen Städten auch zwiespältig? Welche Stadt in Italien gefällt euch am besten, welche am wenigsten?
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