Das perfekte Geschenk?
Als ich mir letzte Woche Gedanken zum perfekten Weihnachtsgeschenk machte, sind Kindheitserinnerungen wach geworden, die mich traurig und glücklich zugleich gemacht haben.
Geschenke – romantisch oder nutzbringend?
Und zwar erwähnte meine Mutter oft, dass sie sich damals als Frischverliebte von meinem Vater am liebsten schon auch Geschenke in Form von Blumen, Parfümen oder Schmuck gewünscht hätte – Dinge, die man sich als Frau eben so wünschte und die man vom Kino kannte oder von denen man von Freundinnen hörte. Romantische Geschenke eben, als Zeichen der Liebe. Doch meine Mutter erhielt von meinem Vater nichts dergleichen. Aber nicht etwa, weil er sie nicht genug liebte, sondern weil er einfach eine ganz andere Vorstellung vom perfekten Liebesgeschenk hatte. Blumen, die verwelken, Parfüme, die verduften, oder Schmuck, der bei der damaligen Fabrikarbeit nur gestört hätte – solche Dinge erschienen ihm weder romantisch noch nutzbringend.
Bausteine fürs Leben
Er, der während des Zweiten Weltkriegs in Süditalien aufwuchs und, kaum erwachsen, in die Schweiz emigrierte, bewertete das Leben, die Liebe und Geschenke eben anders. Viel lieber schenkte mein Vater meiner Mutter ein winziges Transistorradio, damit Musik sie aufheitern konnte, wenn sie sich ein paar Tage lang nicht trafen. Oder er schenkte ihr ein Paar Winterstiefel, damit sie warmen Fusses durch den so noch nie gesehenen, meterhohen Glarner Schnee zur Arbeit stapfen konnte. Oder er schenkte ihr eine Nähmaschine, damit sie sich etwas Schönes nähen konnte. Was viele von uns heute als absolute «Liebestötergeschenke» betrachten würden, waren für ihn Stück für Stück die Bausteine für ein gemeinsames Leben in Liebe und einfachster Zufriedenheit. Mit seinen vielleicht unperfekten Geschenken schuf mein Vater die Basis für eine 51 Jahre lang funktionierende Ehe – das grösste und schönste Geschenk, das er meiner Mutter überhaupt hätte machen können!
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
8 Kommentare
Carmen Schmied
25. Dezember 2017 at 15:50Am Heiligen Abend, meine Familie und ich feiern, im Haus meines Schwagers gemeinsam mit dessen Mutter
Das Essen neigt sich gerade dem Ende zu. Die Kinder können die Bescherung kaum erwarten, als es am Terassenfenster leise klopft. Wer kann das sein? Das Christkind? Gespannt spähen wir nach draußen.
Da erklingt das Lied oh du Fröhliche..
Von einer Drehorgel. Meine Eltern machen mit der Drehorgel spontane Weihnachtsgeschenk und machen auch bei meinem Schwager und uns halt. Nach zwei Liedern verabschieden sich meine Eltern und machen sich auf zum nächsten minikonzert irgend wo bei bekannten
Diese Überraschung ist für mich das schönste Geschenk.
Rita Angelone
25. Dezember 2017 at 16:28Liebe Carmen, das ist eine wunderschöne Idee, die deine Eltern da umsetzen. <3
Detlef
25. Dezember 2017 at 17:09Ein Geschenk, das wir zu Weihnachten ganz einfach verschenken sollten, ist warmherzige Liebe! Und der große Vorteil ist auch noch, sie kostet nichts und jeder freut sich darüber…
Nadja W.
25. Dezember 2017 at 20:12Oh liebe Rita so schön von Deinem Vater! Er hat sich mehr gedanken gemacht als manch andere Person. Ich muss ehrlich sagen das ich solche Geschenke viel mehr schätze als Blumen, Schmuck und Co❗ 🙂
Caterina
25. Dezember 2017 at 22:12Liebe Rita,
Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Mein Vater war auch so. Er schenkte meiner Mutter nützliche Sachen,
diese aber mit viel Liebe ❤
Rita Angelone
25. Dezember 2017 at 23:00Liebe Nadja, danke für deine Zeilen! Mein Vater war in der Tat eher ein stilles Wasser, aber ja, er hat sich vermutlich mehr Gedanken gemacht als manch andere Person. Ich darf dir noch gar nicht verraten, was ich vom FOH gestern erhalten habe 🙂 … Sein Geschenk geht genau in die Richtung – guter Mann! 🙂 Liebe Nadja, ich hoffe, dass ihr schöne Festtage gehabt habt – ich grüsse dich herzlichst!
Rita Angelone
25. Dezember 2017 at 23:02Liebe Caterina! So schön, oder? Das war halt auch die Generation von damals, die so dachte, die so lebte und die auf diese Art liebte. Ich schicke dir ganz viele liebe Grüsse – bis bald!
Nadja W.
26. Dezember 2017 at 12:02Liebe Rita ja danke wir geniessen die Feiertage im Schnee und gaaaanz gemütlich 🙂 oh bin grad gwundrig geworden was das FOH Dir geschenkt hat!