
Noch vor wenigen Jahren stellte für mich eine Erkältung kein wirkliches Problem dar. Erstens erwischte es mich nie ernsthaft, und zweitens konnte ich mir damals jede Zeit der Welt nehmen, um mich ohne Medikamente auszukurieren.
In der Zwischenzeit sind nicht nur meine Buben, sondern auch ich auf die Welt gekommen, und ich habe am eigenen Leib erfahren müssen, welche Wirkungen eine an sich banale Erkältung auf einen wehrlosen Körper ausüben kann. Wehrlos deshalb, weil sich dieser während Schwangerschaften kaum mit Medikamenten schützen lässt und danach meist so ausgelaugt ist, dass er sich in der Folgezeit auch nicht mehr richtig erholen kann.
Zu präsent sind mir noch jene zehn Tage und vor allem die gefühlten zwanzig Nächte, während denen ich hochschwanger im Bett sitzend nach Luft ringen musste, weil jede Höhle in meinem Kopf verstopft war. Inhalationen, Schleimlöser und Nasensprays waren zu schädlich für das Ungeborene, aber homöopathische Mittel ab einem gewissen Zeitpunkt einfach wirkungslos.
Zehn lange Tage habe ich mich in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückversetzt gefühlt, als es noch kein Penicillin gab und man nur beten konnte, wieder gesund zu werden. Selbstverständlich würde ich für das Wohl meiner Kinder noch viel mehr tun. Trotzdem frage ich mich, weshalb ich so lange siechen musste, um dann letztendlich doch ein Antibiotikum verschrieben zu bekommen. Aber lassen wir das. Immerhin konnte ich damals, erstmals schwanger, das Martyrium noch in Ruhe ausleben.
Unterdessen mutiert bei mir jede noch so harmlose Erkältung zu einer üblen Sinusitis. Und mit zwei Hurrikanen zu Hause kann man ein sanftes Auskurieren unter Einsatz von Hausmitteln schlichtweg vergessen. Bin ich also froh, nicht gerade schwanger zu sein und aus dem vollen Arsenal der Nachkriegsmedizin schöpfen zu können.
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