Auslandschweizer in Italien
Ich habe bemerkt, dass ich an dieser Stelle noch kaum je über andere Auslandschweizer oder Zugezogene geschrieben habe. Wohl ein Grund dafür ist, dass Schweizer in dieser Gegend, der Provinz von La Spezia, rar gesät sind und man sie an einer Hand abzählen kann.
Leben im Ausland fördert Zusammenhalt unter Zugezogenen
Ich habe eine langjährige Freundin, die aus Genf stammt und die ich über eine gemeinsame Bekannte, eine Thurgauerin, kennengelernt habe. Sie und ihre Familie sind zu langjährigen, engen Freunden geworden. Eine andere Thurgauerin habe ich ebenfalls durch eine gemeinsame Bekannte kennengelernt. Mit ihr stehe ich in losem Kontakt. Es ist immer spannend, wie so Begegnungen zustande kommen und wie die einzelnen Lebensgeschichten aussehen. Doch zu meinem Freundeskreis zählen auch viele Zugezogene, die wohl aus Italien stammen, aber nicht aus dieser Gegend. Zum Teil sind sie weiter von der Heimat entfernt als ich selber mit knapp 600 Kilometern – eine sizilianische Bekannte muss mehr als 1000 Kilometer überwinden, um «nach Hause» zu gelangen.
Doch wir alle haben gemein, weg von Familie und unseren Wurzeln zu sein, und irgendwie ist ein Zusammenhalt unter Zugezogenen zu spüren. Freunde werden so etwas wie Familienmitglieder, man versteht sich, sitzt gemeinsam im selben Boot, unterstützt einander, so gut es geht. Der wichtigste Aspekt dabei ist wohl, auf den anderen zählen zu können. Auch wenn wir Zugezogenen vorwiegend – und vor allem am Anfang – damit beschäftigt sind, uns möglichst gut in der neuen Heimat zu integrieren, tut es doch gut, dann und wann unter Gleichgesinnten zu sein und im besten Fall auch mal die eigene Muttersprache zu sprechen und einander mit konkreten Tipps zu unterstützen. Das vereinfacht nicht nur den Alltag, sondern bereichert einen auch ungemein. So hüte ich oft den Hund der einen Bekannten und konnte die anderen Freunde früher viel als Babysitter engagieren- aus Mangel an Grosseltern. Wir feiern gemeinsam Geburtstage und Feste, und ich habe das Gefühl, einen engeren Zusammenhalt mit «Auswärtigen» zu haben als mit jenen, die hier geboren und aufgewachsen sind. Aus dem einfachen Grund,dass «wir» halt zugezogen sind und uns die neue Heimat erst einmal erobern mussten.
Gemeinschaftsgefühl unter Seinesgleichen
Das schweisst halt schon zusammen, und gerade diesen Zusammenhalt möchte ich nicht missen. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, hier dereinst wegzuziehen. Zu wichtig ist mir der soziale Kontext – auch wenn ich gute und langjährige Freundschaften in der Schweiz pflege und ebenfalls nicht missen möchte. Aber je länger man aneinem Ort lebt, desto heimischer wird man. Und umso schwieriger wird es, die Zelte wieder abzubrechen und an einem neuen Ort aufzubauen. Ich bin gespannt, wohin es dereinst unsere Kinder verschlagen wird: Oft treten sie ja in die Fussstapfen von uns Eltern – die Kinder von uns «Zugezogenen» sind auf jeden Fall eher bereit, die Koffer zu packen und in eine andere Gegend zu ziehen. Das hat sich bei der einen Schweizer Freundin gezeigt – ihre Tochter lebt schon viele Jahre in Genf, deren ursprünglichen Heimat.
Lebt jemand von euch auch im Ausland? Wie ist eure Beziehung zu anderen Auslandschweizern, zu anderen Zugezogenen?
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