Familienleben Gesundheit Kolumne

Kinderspital: Auf dem Boden der Realität

Es gibt den Begriff der Parallelwelt, der vor allem aus der Science-Fiction bekannt ist und eine Welt bezeichnet, die ausserhalb der bekannten Realität existiert. An diesen Begriff musste ich denken, als ich kürzlich an einem lauen Donnerstagnachmittag in Richtung Kinderspital Zürich unterwegs war, um den Leiter der Notfallstation eine Schicht lang zu begleiten. Nichts deutete in der Stadt darauf hin, dass in diesem Moment an einem anderen Ort Menschen keine Lust auf Glacé oder Kaffee haben.

Die Notaufnahme des Kispis ist eine solche Parallelwelt, ein Perpetuum Mobile ausserhalb des Alltags, eine besorgniserregende Realität, die man aus dem Alltag verbannt. Befindet man sich einmal inmitten dieser Realität, hat die vorher noch so reale und wichtige Welt draussen keine Bedeutung mehr.

Es spielt keine Rolle, ob die Mutter um diese Zeit das Nachtessen für die ganze Familie kochen wollte, zu Hause aber einfach alles hat stehen lassen, um mit dem verletzten Kind in der Ambulanz zum Notfall zu fahren. Es ist egal, ob der Vater jetzt die Nachtschicht antreten müsste und sein Chef nun auf ihn verzichten muss, während er darauf wartet, dass seinem Mädchen die gebrochene Hand eingegipst wird.

Wetter und Zeit sind unbedeutend, selbst Hunger, Durst und Müdigkeit sind inexistent. Alles, was an diesem Ort zählt, ist das Wohlergehen der eingelieferten jungen Patienten. Und genau diese sind derart tapfer und vorwärts gerichtet, dass sie – kaum geht es ihnen den Umständen entsprechend besser – in ihrer kindlichen Naivität bereits wieder an morgen denken: „Mami, es isch scho halbi Zäni und es wird spaat für d Schuel morn!“

Was für ein Glück, dass wir Kinder haben, denn nur sie bringen uns immer wieder auf den Boden der Realität zurück. Im Bösen wie aber auch viel häufiger im Guten!

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Was ich in der Notfallstation erlebt habe, lest Ihr in der neuen Rubrik “Spitalgeschichten“, die Euch einen Blick hinter die Kulissen des Kinderspitals Zürich gewährt! Die Reportagen erscheinen auch auf der Familienplattform familienleben.

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2 Kommentare

  • Matthias und Claudia
    27. April 2012 at 20:52

    cool, die Reportage aus dem Spital, auch wenn wir ja sehr unfreiwillig dort waren…! die Kinder, insbesondere auch die jüngere Schwester, die ja nicht mitdurfte, haben die Bilder richtiggehend eingesogen und wieder und wieder Fragen gestellt. der Verarbeitung des Erlebnisses tat das sehr gut. Wenn es erlaubt wäre, würden wir dann gerne zu rein privaten Zwecken (Familienalbum 2012…!) noch ein paar Fotos anfragen. Unserem Sohn geht es soweit wieder so gut, dass morgen SA die mehrtätige Reise in die Franz.Metropole angetreten werden kann, er hatte wirklich sehr viele Schutzengel auf seinem Velo dabei! Auch in der dazugehörenden Kolumne haben wir unseren „Fall“ und den Kommentar des Sohnes sofort wieder erkannt. Vielen Dank Frau Angelone und weiterhin viel Geduld bei Ihrem Umbau! Gruss aus ZH Nord!

  • Rita Angelone
    27. April 2012 at 21:45

    @Matthias und Claudia: Liebe Familie Baur! Was für eine Freude, dass Sie die Kolumne gelesen und auf die Reportage gestossen sind! Ihr Fall ist mir an diesem Abend besonders unter die Haut, weil er besonders gut gezeigt hat, wie rasch die eine Realität gegen die andere ausgetauscht werden muss. Ihr Sohn war derart tapfer und derart vernünftig, dass er mir durch sein Verhalten viel Mut und Hoffnung gemacht hat und ich ihm eine Hauptrolle in der Reportage gegeben habe. Es freut mich sehr, dass es ihm wieder gut geht und dass Sie als Familie eine gute Zeit haben. Gerne lasse ich Ihnen weitere Bilder zukommen und melde mich via e-Mail bei Ihnen! Alles Gute und Liebe – Rita Angelone

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