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Kinderkrebs – Wie können wir helfen?

Kinderkrebs - Wie können wir helfen?
Bild von Cheryl Holt auf Pixabay
Werbung in Zusammenarbeit mit Kinderkrebs Schweiz

Kinderkrebs – Eltern und Kinder brauchen Hilfe

Die Diagnose Kinderkrebs stellt das Leben von Familien auf einen Schlag auf den Kopf. In dieser extremen Situation brauchen Eltern und viel Unterstützung – nicht nur medizinisch, sondern auch im sozialen Umfeld, am Arbeitsplatz und in der Schule. Im Rahmen der aktuellen Kampagne von Kinderkrebs Schweiz haben wir von Ramona Schwarz, Sozialarbeiterin am Universitäts-Kinderspital beider Basel erfahren, wie wir alle dazu beitragen können, Betroffene zu unterstützen.


Liebe Frau Schwarz, vor welchen Hürden stehen Eltern von krebskranken Kindern?

Wird bei einem Kind Krebs diagnostiziert, bricht für die Eltern eine extrem belastende Zeit an. Sie müssen plötzlich eine Achterbahnfahrt der Gefühle bewältigen – Angst, Trauer, Wut und viele andere starke Emotionen wechseln sich ab. Dazu kommen die finanziellen Sorgen, denn eine Krebsbehandlung ist kostspielig. Viele Eltern müssen ihre Arbeitszeit reduzieren oder sogar ganz pausieren, um rund um die Uhr für ihr krankes Kind da sein zu können. Arztkosten, Fahrtkosten zur Klinik und unzählige andere Ausgaben lassen die Rechnungen schnell anschwellen. Der organisatorische Aufwand ist eine weitere grosse Herausforderung: Laufend müssen Termine für Untersuchungen, Behandlungen und Klinikaufenthalte unter einen Hut gebracht werden. Für Eltern, die noch andere Kinder haben oder weit entfernt von der Klinik wohnen, ist das eine logistische Meisterleistung. Und selbst wenn die Akutphase überstanden ist, bleibt die Belastung: Krebskranke Kinder brauchen in der Regel jahrelange Nachsorge mit regelmässigen Kontrolluntersuchungen. Die Eltern stehen vor der Mammutaufgabe, die Auswirkungen der Krankheit langfristig für ihr Kind und die ganze Familie zu managen – gesundheitlich, psychisch, finanziell und schulisch.

Welche Unterstützung benötigen betroffene Eltern?

Neben der medizinischen Versorgung des kranken Kindes und den finanziellen Herausforderungen brauchen Eltern vor allem eins: Jemanden, der ihnen zuhört und sie emotional auffängt. Aber auch im Alltag brauchen sie jede noch so kleine Unterstützung.

Was heisst das konkrekt – wie können Verwandte, Freunde und Nachbarn helfen?

Neben der Pflege des kranken Kindes bleibt für alles andere kaum Zeit. Freunde und Nachbarn können da enorm entlasten, indem sie praktische Hilfe anbieten: Einkäufe erledigen, Essen kochen, Wäsche machen, einen Kuchen vor die Tür stellen. Oder sie übernehmen Fahrdienste, mähen den Rasen oder schenken Gutscheine für ein Essen, für eine Reinigung oder für die Lieferung eines Einkaufs direkt nach Hause. Wichtig ist, ganz konkrete Angebote zu machen. Denn die vage Floskel „Sag einfach Bescheid, wenn du Hilfe brauchst“ reicht meistens nicht aus. Angehörige können auch dabei unterstützen, Arzttermine zu koordinieren, Eltern zu Behandlungen zu begleiten oder einfach mal zuzuhören, ohne zu urteilen. Finanzielle Hilfen oder die Möglichkeit für eine kleine Auszeit können ebenfalls eine grosse Erleichterung sein.

Welche Art von Unterstützung können Arbeitgeber bieten?

Eine der grössten Herausforderungen für Familien mit einem krebskranken Kind ist es, Beruf und Pflege über einen längeren Zeitraum unter einen Hut zu bringen. Oft müssen Eltern ein Jahr oder noch länger rund um die Uhr für ihr krankes Kind da sein. Gerade bei Kleinkindern, die ihre Eltern täglich brauchen, ist die Erleichterung gross, wenn der Arbeitgeber Verständnis zeigt. Flexible Arbeitsmodelle können Familien in dieser extremen Situation enorm helfen. Oder die Möglichkeit, vorübergehend von zu Hause aus zu arbeiten, um das Kind besser betreuen zu können. Auch bei Fragen zur Krankenversicherung und dem Zugang zu nötigen Leistungen können Arbeitgeber Unterstützung bieten. In dieser Ausnahmesituation brauchen Familien von allen Seiten Beistand und Entlastung. Nur so lässt sich die enorme Doppelbelastung aus Beruf und Kinderbetreuung einigermaßen stemmen.

Wie kann die Schule mithelfen?

Das Wichtigste ist, dass die Lehrpersonen Verständnis für die ausserordentliche Situation aufbringen und dem kranken Kind Freiräume gewähren. Es muss oft zu Untersuchungen oder ist durch die Behandlung geschwächt und kann dann nicht am Unterricht teilnehmen. Die Schule sollte dem Kind ermöglichen, Stunden zu verpassen oder sogar vorübergehend von zu Hause aus zu lernen. Die Lehrpersonen können dem Kind auch mit Nachhilfe oder angepassten Aufgaben unter die Arme greifen, damit es trotz Krankheit nicht den Anschluss verliert. Genauso wichtig ist aber die emotionale Unterstützung. Hier können Schulpsychologen oder Sozialarbeiter Hilfe anbieten. Ausserdem ist es wichtig und hilfreich, wenn die Schule die Mitschüler und deren Eltern über die Situation aufklärt, damit alle Verständnis für die Ausnahmesituation haben.

Vielen Dank, liebe Frau Schwarz, für Ihre Tipps, wie wir betroffene Familien unterstützen können.


Diagnose Kinderkrebs – Wie kann ich helfen?

Die Krebserkrankung eines Kindes stellt für Familien oft einen Marathon dar, der grösste Kräfte erfordert. Angst ums Kind, Behandlungen, Spitalaufenthalte neben Job und Alltag – all das lässt sich mit Hilfe und Verständnis aus dem Umfeld besser bewältigen.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite von Kinderkrebs Schweiz

Dieses Interview ist in Zusammenarbeit mit Kinderkrebs Schweiz entstanden.

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