Ist das Kind bereit für den Kindergarten?
Vor ein paar Tagen ist die Anmeldung für den Kindergarten des Kleinen ins Haus geflattert. Und auch dieses Mal gilt es, ein paar Entscheide zu fällen, die einem – vor lauter Möglichkeiten – nicht so einfach gemacht werden.
Das „richtige“ Alter für den Kindergarteneintritt
Dabei gilt es wohl auch zu bedenken, dass man sich früher über solche Sachen keinen Kopf zu machen brauchte. Es gab im Dorf einen Kindergarten und da ging man hin, wenn man 5 Jahre alt war. Ohne wenn und aber. Heute hingegen gibt es zig Punkte, die man als Eltern in Betracht ziehen sollte, bevor man sich im Namen des Kindes für den „besten Kindergarten überhaupt“ entscheidet:
Das Kind sollte die sog. Kindergartenreife erlangt haben: es verkraftet eine Trennung von seinen Eltern, kann selbständig die Toilette aufsuchen, sich alleine an- und ausziehen und seine Bedürfnisse mitteilen. Unsichere Eltern können sich zur Einschätzung der Kindergartenreife an den Kinderarzt wenden. Ist das Kind noch nicht so weit, hat aber das entsprechende Alter schon, können die Eltern einen Antrag auf Rückstellung einreichen. Interessanterweise werden im Kanton Zürich zwischen 10 und 20% aller neu eintretenden Kinder vorzeitig in den Kindergarten aufgenommen, aber jedes vierte Kind muss diesen aufgrund mangelnder «Reife» wieder verlassen. Für das Kind ist das eine grosse Enttäuschung und für die Eltern frustrierend. Ganz zu schweigen, dass der Krippenplatz bereits gekündigt wurde und nicht mehr so einfach wieder zur Verfügung steht…
Privater oder öffentlicher Kindergarten, Montessori, Rudolf Steiner oder gar ein Sport- oder Waldkindergarten?
Welcher Kindergarten hat das „beste“ pädagogische Konzept? Soll das Kind in einem Montessori-Kindergarten „Baumeister seiner selbst“ werden oder in einem Rudolf Steiner Kindergarten mit „Kopf, Herz und Hand“ die Welt entdecken oder im Waldkindergarten lernen, bei Wind und Wetter draussen zu sein? Auch öffentliche Kindergärten bieten zeitgemässe pädagogische Konzepte an, die viele der obgenannten Grundsätze berücksichtigen. Und ob privat oder öffentlich entscheidet letztlich auch das Portemonnaie…
Wie sieht es mit dem Hort aus?
Wie flexibel sind die Betreuungszeiten? Gibt es eine Überbrückung für die Schulferien? Gibt es Jokertage? Private Horte sind i.d.R. flexibler als Schulhorte, aber meist auch teurer. Und: Wo gibt es überhaupt freie Hortplätze und wie läuft das Anmeldeprozedere?
Lage und Schulweg
Ebenfalls nicht ganz so banal, ist die Frage der optimalen Lage des Kindergartens: Ist er von zuhause gut erreichbar? Ist der Weg sicher? Ist in der Nähe des gewünschten Kindergarten überhaupt ein Hortplatz zu haben? Häufig entscheidet nämlich der Hort über den „besten“ Kindergarten. Und aus Praktikabilitätsgründen ist auch die Verbindung mit dem eigenen Arbeitsweg entscheidend für die Wahl der besten Lage des Kindergartens.
Geschwister: in denselben Kindergarten oder nicht?
Bei Geschwistern gibt es keine Faustregel für die beste Lösung: Einerseits verläuft die Eingewöhnung der Jüngeren im selben Kindergarten schneller und einfacher, da die Grösseren als Bezugspersonen dienen, andererseits lernen beide rascher selbständig und unabhängig zu sein, wenn sie verschiedene Institutionen besuchen. Auch in dieser Frage sollte man nicht zu dogmatisch vorgehen, denn ausserhalb von Städten, stellt sich diese Frage kaum, da meist pro Gemeinde nur ein Kindergarten in Frage kommt. Und es funktioniert auch da.
Die Familie ist wichtiger als der beste Kindergarten
Im Gegensatz zum Grossen, der geschlagene 5 Jahre alt war, als er letzten Sommer in den Kindergarten eintrat, gehört der Kleine nun zu den jüngeren, die aufgeboten werden. Unser Kindergarten liegt eigentlich ausserhalb des „normalen“ Einzugsgebietes, doch da wir täglich ohnehin alle in diese Richtung laufen – jetzt noch in die Krippe bzw. nachher in den Hort und auch zu unseren Arbeitsplätzen – macht die Lage dennoch Sinn. Und auch wenn es sich um einen öffentlichen Kindergarten handelt, so hat uns seine pädagogische Ausrichtung überzeugt. Wir sind mit dieser Multi-Kulti-Lösung bisher sehr zufrieden und sind der Meinung, dass die Art und Weise, wie Eltern ihr Kind erziehen, und was in der Familie geschieht, bedeutsamer ist als jeder „noch so gute“ Kindergarten.
In diesem Sinne sehen wir auch dem Kindergarteneintritt des Kleinen positiv entgegen und denken immer wieder: Es gibt unzählige Orte in der Schweiz, in denen sich all diese Fragen gar nicht stellen. Und noch überall haben es die Kinder überlebt!
Wie seid Ihr in der Kindergartenfrage vorgegangen? Welche Kriterien sind Euch wichtig? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
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4 Kommentare
Nicole
30. Januar 2012 at 16:21Ui, ihr habt den Kindergarteneintritt schon wieder vor euch? Ich bin froh, dass wir da nicht schon wieder den Trubel des letzten Jahres haben… Carmen kommt erst 2014 in den Kiga…. 😉
Und auch wegen dem ganzen Drum und Dran bin ich jetzt noch froh, wenigstens ein Kind weiterhin am Morgen abgeben und abends abholen zu können. Bei Nando gibt es grad‘ dauernd noch Waldmorgen, Fasnachts-Workshops, Kindergeburtstage usw., welche wieder separat organisiert werden müssen betr. Holen und Bringen. Von der Betreuung her finde ich das jetzige Alter echt das Schwierigste… Zu gross, um in der Ganztagesbetreuung sein zu können und zu klein, um alleine irgenwohin gehen oder mal zuhause bleiben zu können….
Ich nehme an, in Zürich kann man auch nicht wählen, in welchen Kiga das Kind gehen soll, oder? (Natürlich abgesehen davon, dass man das natürlich entscheiden kann, wenn man einen privaten Kindergarten aussucht…). Werden eure zwei Jungs dann im gleichen Kiga sein oder gibt es da parallel zwei Klassen?
Rita Angelone
30. Januar 2012 at 22:10@Nicole: ja, es geht gleich wieder los…!
Doch, ein Stück weit kannst du in Zürich schon wählen, es gibt i.d.R. immer mehr als einen Kindergarten, der vom Einzugsgebiet in Frage kommen kann. Unsere Buben könnten theoretisch in 4 verschiedene gehen, öffentliche. Deshalb ist häufig der Hort matchentscheidend – denn wenn man einen auf sicher hat, arrangiert man die Kindergartenfrage darum herum.
Ob der Kleine zum Grossen kommt, ist noch offen. Das hängt erstens davon ab, dass noch unklar ist, obs am Kindergarten des Grossen auf per Sommer 2012 einen Ersten Kindergarten gibt (Kapazitätsprobleme). Zweitens weiss ich noch nicht, was die Schulleitung dazu für eine Meinung hat. Wenn die finden, es sei sinnvoller, dass er in den benachbarten Kindsgi geht, dann geht er eben dorthin. Ich will einfach nur in die eine Richtung laufen. Nur das. Und am Abend will ich sie beide im selben Hort abholen.Wo sie am Vormittag sind, ist mir egal. Sie sind ja jetzt schon getrennt – einer im Kindergarten, der andere in der Krippe. Deshalb denke ich, dass es gar nicht so dumm ist, es bleibt so.
Bionic Hobbit
31. Januar 2012 at 08:46Auf jeden Fall einmischen und Wünsche angeben. Auch im Dorf. Hirzel hat 3 verschiedene Kindsgis, und da wir uns nicht eingemischt haben, darf der Grosse heute bei -2 Grad eine Stunde lang seine 2km bergauf zum Kindsgi tappeln und wieder eine Stunde zurück. Der Schnee (juhee) verlängert die Laufzeit um glatte 15 Minuten. Natürlich null Hort hier.
Aber er beklagt sich eigentlich nie. Ich bin die, die jammert.
Nicole
31. Januar 2012 at 10:00@Bionic: Wären die beiden anderen Kindergärten denn näher? Kann das ja kaum glauben! Bei uns werden die Kids in der Regel in den nächstgelegenen Kiga eingeteilt. Letztes Jahr hatten sie in unserem Kiga aber zu viele und in einem anderen zu wenige, weswegen eine Gruppe von 5 Kids jetzt jeweils mit einem Büsli in den anderen Kiga gefahren werden.
@Rita: Bei uns gibt es wegen den Hort-Standorten auch immer Kiga-Umteilungsgesuche, aber die können z.T. nicht berücksichtigt werden, wenn aus diesem Quartier eben auch viele Kids herkommen, weil man die ja dann nicht weiter weg laufen lassen möchte. Ich bin froh, dass Nando in den Kiga im Quartier gehen kann, denn hier hat er nun auch seine Freunde, und zum Hort ist es vom Weg her noch machbar.
Als Carmen in die Krippe kam, da war ich froh, dass sie in der gleichen Krippe, aber in einer anderen Gruppe waren, denn das Bringen und Abholen war so einfach, aber dennoch hat Nando nicht dauernd das Gefühl haben müssen, Carmen zu beschützen. Ich hätte mir sonst Sorgen gemacht um ihn.A