Wenn Kinder mit der Schere schneiden wollen
„Messer, Gabel, Schere, Licht ist für kleine Kinder nicht!“ Wer kennt diesen alten Kinderreim?
Mit unserer derzeitigen Situation hat dieser Kinderreim aber nichts mehr zu tun: der Kleine hat unlängst die Schere und den Umgang mit ihr beim Grossen gesehen und – wies so ist bei Zweitgeborenen – alles sofort nachahmen wollen.
Regeln, um Unfälle beim Schneiden mit der Schere zu vermeiden
- Zeit nehmen
Wenn das Kind so weit ist, dass es mit einer Schere schneiden möchte, muss man sich einfach viel Zeit nehmen. - Schere kennen lernen
Als erstes soll das Kind die Schere erst einmal kennen lernen. Das Kind soll verstehen, wozu die Schere fähig sein kann bzw. welche Gefahren im Umgang mit ihr verbunden sind. - Richtiges Halten
Als nächstes kommt dann das korrekte Halten und Handhaben der Schere: Das Kind muss lernen, die Schere vernünftig zu öffnen und zu schliessen. - Der Umgang mit Papier und Schere
Erst dann kommt das Papier dazu: die Schere und zusätzlich das Papier korrekt zu halten, stellt eine grosse Herausforderung dar. Anfänglich soll es nur lernen, dass ein Papier gerade auf dem abgedeckten Tisch liegen sollte, damit es die Schere richtig „packen“ kann. - Schritt für Schritt steigern
Erst wenn das Kind die Schere einigermassen öffnen und schliessen kann und die Koordination mit dem Halten des Papiers im Griff hat, kann es sich überhaupt darauf konzentrieren, halbwegs gradlinig zu schneiden. - Zuerst mit Bastelschere
Anfangs sollen Kinder nur mit Bastelscheren oder speziellen Scheren für Kinder hantieren, die über abgestumpften oder abgerundeten Klingen verfügen. - Lernscheren?
Es gibt sogar „Lernscheren“, die die Griffe in doppelter Ausführung haben, so dass ein Erwachsener und ein Kind gleichzeitig die Schere führen können. Ob das wirklich sinnvoll ist, bezweifle ich persönlich aber ein wenig. - Scheren für Linkshänder
Viel sinnvoller finde ich – bei Bedarf – auf speziell angefertigte Scheren für Linkshänder zu greifen, die dank der besonderen Form der Griffe die Handhabung wesentlich erleichtern.
Unser Kleiner hat jedenfalls solche Freude am Schnipseln, dass er nun stundenlang „Konfetti“ zuschneidet und mir diese als „besondere Geschenke“ überall hin legt.
Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht, weshalb ich – die sonst so allergisch auf Unordnung reagiert – derart gelassen auf die täglich mehrmals und an verschiedenen Orten entstehenden „Konfettiteppiche“ reagiere. Vielleicht bin ich einfach nur stolz, dass der Kleine gar nicht mehr so klein ist…!
Hantieren Eure (kleinen) Kinder auch schon mit der Schere? Welche Tipps habt ihr auf Lager? Ist auch schon mal etwas schief gelaufen?
Weitere Beiträge passend zum Thema:
- Kinder und Messer: So vermeidet ihr Küchenunfälle und Schnittwunden
- Holz und Sackmesser: Magische Anziehungskraft auf Kinder
11 Kommentare
SomeintPhia
26. September 2011 at 09:22Gute Anleitung, besten Dank.
Vor zwei Jahren war „Aeschbi“ während seines Sommerjobs in einem Waldkindergarten tätig – http://aeschbacher.blog.sf.tv/2009/07/natur-pur.html – dort hantierten die Kleinen erstaunlich entspannt mit Axt und Messer.
Der Kindergärtner erwähnte dann, dass wenn man den Kleinen die Verantwortung und Erklärungen gebe, diese sie auch handhaben können.
Rita Angelone
26. September 2011 at 10:27@SomeintPhia: ja, schon, aber ehrlich gesagt, kann man das mit der Eigenverantwortung wohl auch etwas übertreiben nicht? Meiner Tante fehlt der Zeigefinger, weil ihr ein Bruder mit der Axt den Finger abgezwackt hat… soviel zur Eigenverantwortung.
Rösli
26. September 2011 at 11:20oh gott rita! er durfte mit der Axt auf die hand deiner Tante losgehen? grusel, axt finde ich wiederum sehr gefährlich, die kann schnell aus der hand fallen, oder so.
Rösli
26. September 2011 at 11:39super Tips übrigens, Danke!
Bionic Hobbit
26. September 2011 at 13:25Mein grosser durfte in der Kita in England schon sehr früh mit der Schere hanteln. Allerdings gingen da ein paar Pullis und Hemden dabei drauf. Schön schneiden kann er 2 Jahre später deswegen noch lang nicht. Er ist Linkshänder. Ich habe auch so eine Linkshänderschere gekauft, aber Linkshänder sagen mir immer, es sei besser, man lerne direkt, mit „normalen“ Instrumenten zu hantieren, denn Linkshänderzeug steht eh nicht immer zur Verfügung.
Schnipsel kriege ich vor allem als ungewollte Nebenwirkung des Schneidens, die Fallen an bei der Produktion des „Geschenks“.
Rita Angelone
26. September 2011 at 13:42@Bionic: das mit dem „Linkshänderwerkzeug“ habe ich mir auch gedacht, dass es nicht so nützt, da es – wie du sagst – eh nicht immer zur Verfügung steht…
Rita Angelone
26. September 2011 at 13:55@Rösli: Ja, sie haben sich offenbar wegen eines Buches gestritten, dann haben sie es geöffnet und auf einen Baumstamm gelegt, um es zu teilen, na ja, und meine Tante hatte den Finger noch drin..,
Rita Angelone
26. September 2011 at 14:00@Rösli: Danke!
Tamara
26. September 2011 at 14:20Persönlich finde ich es schon gut, wenn die Kleinen lernen mit Schere und Co. umzugehen. Und auch die Gefahren dabei lernen. Allerdings kommt es für mich auch etwas auf das „Instrument“, die „Situation“ und die „Aufsicht“ an.
Frau Rauf und Runter
27. September 2011 at 18:58Bei uns haben wir als erstes gelernt, wie man eine Schere trägt! Davor hab ich eigentlich am meisten Angst, dass mir ein Kind stolpert und sich die Scherenspitze in den Bauch rammt 😳 sonst handhaben wir den Umgang und das Erlernen der Thematik Schere ähnlich!
Wir schnippseln jeweils den Otto’s Prospekt auseinander und kleben die Schnipsel auf ein Papier, das ich mit Klebespray besprayt habe, so bleibt eigentlich nix irgendwo liegen
Aber auch das normale Kleben, „kläberle“ ist hoch im Kurs, bei uns! Dann schnippseln wir zuerst etwas zu, gebens in ne Tupperdose und danach wird dann im 2. Schritt geklebt was das Zeug hält 😛
Ich finde den Umgang mit Schere usw. müssen die Kinder unbedingt erlernen, es ist auch koordinativ wichtig, solche Abläufe zu erlernen! Gerade weil man dabei sein sollte, sind diese Abläufe vielen Kindern nicht mehr wirklich geläufig, da die Erziehungsberechtigten zuviele Gefahren und Aufwand sehen. Finde allgemein, dass die heutigen Kinder viel zu viel in Watte gepackt werden!
Rita Angelone
27. September 2011 at 19:12@Frau Rauf und Runter: sehr gute Ergänzung mit dem „Schere richtig halten und tragen“. Davor habe ich auch grossen Respekt. Auch der Tipp mit dem Klebespray (den ich aus meiner Zeit in der Personalentwicklung noch kenne) ist sehr gut. Muss ich auch einführen. Denn „Chläberle“ ist bei uns extreeeem hoch im Kurs!
Und du hast natürlich recht: da es aufwändig ist, sitzt manch einer nicht so gerne hin und übt mit den Kindern… aber das ist ja auch bei anderen Sachen so