
«Wer nicht verlieren will, der spiele nicht!», empfiehlt ein Sprichwort. Leichter gesagt als getan. Denn seit unser Grosser das «Memory» entdeckt hat, das ich eingeführt habe, um dem grenzenlosen Filmeschauen ein Ende zu setzen, will er an den filmfreien Abenden nur noch dieses Spiel spielen und – wen wunderts – gewinnen.
Ich wusste, dass uns diese Phase bevorstand. Einmal mehr habe ich aber die Intensität der sich dabei entwickelbaren Emotionen unterschätzt. Unserem Grossen reicht es längst nicht mehr, nur zu gewinnen. Er will jedes Spiel nur noch zu null gewinnen! Wehe dem, der nur ein einziges Kärtchenpaar aufdeckt, dann ist das Spiel zu Ende, noch bevor es angefangen hat!
Gewinnen sei gut für das Selbstwertgefühl eines Kindes. Es müsse aber auch lernen, ein guter Verlierer zu sein. Und da gäbe es nur einen Weg: Verlieren lernen! Das Wichtigste dabei sei, dem Kind vorzuleben, wie man mit Niederlagen ohne zu schimpfen oder zu maulen umgehen kann. Diese Vorbildfunktion kann ich mit meinem Rucksack an südländischen Eigenschaften nicht einnehmen. Deshalb hat das Familienoberhaupt entschieden, diese Aufgabe, die viel innerer Ruhe und Ausgeglichenheit bedarf, zu übernehmen.
«Lueg, jetzt han ich verlore. Tuen ich brüele oder uusrüefe? Ich bliib ganz ruhig und han immer no Freud am Spiel. La Ferrari gwünnt au nöd jedesmal, aber wäge dem brüelet ds Team au nöd!»
Jedesmal aufs Neue murrend, aber doch stets einsichtiger, schien der Grosse immer besser mit dem Wechselspiel zwischen Gewinnen und Verlieren umgehen zu können und eiferte dem so souveränen Papi nach. Bis zum letzten Wochenende, als sich der FCZ dem Strich weiter näherte.
«Gopferteli nomal! Hät dänn dr Schiri Tomate uf de Auge, dass de das Händs nöd gseht? Sonen Schissdräck!»
«Mamma, wieso dörf de Papi so Zügs säge, wänn er verlüürt?»
«Weisch, bim Tschutte gälted anderi Reglä! Aber das erchläär ich dir spööter emal . . .»
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