Familienleben Kolumne

Ja, ich bin wütig. Sammelwütig.

Männer jagen, Frauen sammeln. Zwar längst nicht mehr Beeren und Nüsse, sondern eher Taschen oder Schuhe. Ich für meinen Teil sammle derzeit Steine. Na ja, Sie wissen schon. Ich bin geradezu berufen, mit meinen Buben an der nationalen Steinsammlung mitzumachen. Wir alle können von der Aktion nur profitieren. Für den Grossen ist sie pädagogisch wertvoll, da er laut Initianten «die Schweiz auf spielerische Art entdecken kann». Es dauert mich nur, seinen Elan zu dämpfen, wenn er beim Anblick des Neuenburger Steins lauthals die italienische Hymne anstimmt, die ihm Nonno diesen Sommer beigebracht hat. Der Kleine trainiert mit dem Sammelgut nicht nur seine Feinmotorik, sondern er lebt auch seine Arglist aus, indem er die Klötzli unter dem Sofa verschwinden lässt, wo sie dann – dem Jagdtrieb des Familienoberhaupts sei Dank – mittels Staubsauger wieder aufgestöbert werden.

Sogar ich habe beim Lösen der Quizfragen, um den begehrten Jokerstein zu gewinnen, viel gelernt: etwa, dass Roger Federer in Münchenstein BL lesen und schreiben gelernt hat. Nun wird uns ausgerechnet Baselland zum Verhängnis! Nach 1,3 Kilo gesammelten Steinen fehlt uns immer noch der rote Krummstab! Obwohl wir einer fleissigen Sammlergemeinschaft angehören, ist es uns noch nicht gelungen, die Sammlung damit zu vervollständigen. Wir könnten zwar die fehlende Trophäe online ersteigern oder an einer Börse eintauschen. Aber wir wollen das Ziel aus eigener Kraft erreichen.

Eine Manie ist eben eine Manie. Allen Unkenrufen zum Trotz habe ich die Aktion bisher verteidigt. Jetzt aber kippt meine Stimmung. Ich glaube genauso wenig an die Erklärung meines Mannes, dies habe mit einem Zürcher Boykott von Bebbi-Steinen zu tun wie dass die Steine auf dem Seeweg von China kommend die Überquerung der Läckerli-Linie nicht geschafft haben. Kann man es mir verübeln, wenn ich argwöhne, das Ganze sei eben doch ein umsatzsteigernder Bschiss? Ein richtiger Lilibschiss?

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