Da leben, wo andere Ferien machen
An Orten zu leben, wo andere Ferien machen, tönt sehr verlockend. Heute möchte ich euch aber wieder einmal ungeschminkt davon erzählen, wie es ist, den Sommer am Meer zu verbringen, wenn man dort nicht als Feriengast weilt, sondern den Alltag lebt.
Feriengäste im Vorteil
Der sich dem Ende zu neigende Sommer war so aussergewöhnlich wie noch nie – die Covid-Verordnungen waren sehr streng und machten es für uns „Einheimische“ fast unmöglich, mal sorgen – und bedenkenlos an den Strand zu liegen und die Seele baumeln zu lassen. Entweder musste man an einem Privatstrand eine – kostenpflichtige – Liege mit Sonnenschirm vorbestellen – Spontaneität ade – oder sich auf die Liste für einen Platz am freien Strand setzen lassen. Das war mir etwas zu kompliziert, zumal in meinem fünfköpfigen Haushalt sich die Ereignisse oft überschlagen und man nie weiss, wer was wann mit wem unternimmt und sich die Dinge ständig ändern. Zudem war mein absoluter Lieblingsstrand nur für dort Wohnhafte, Ferienwohnungsbesitzer oder (Hotel-)Gästen zugänglich, was mich anfänglich sehr traurig stimmte.
Spätabends ans Meer
Ich versuchte es dann trotzdem, und tastete mich zusammen mit meinem Mann um 19.00 Uhr abends (!), dann, wenn die Badegäste aufbrechen, um sich fürs Abendessen bereit zumachen, vorsichtig an den Strand. Wir drängten uns in eine Ecke, wagten den Sprung ins kühle Nass, packten zum Sonnenuntergang unser Picknick aus und huldigten der Abendstimmung. Wir wähnten uns im Paradies. Doch wie gesagt – wir gingen nur selten hin und wenn, nur ab 19.00 Uhr und meistens zu zweit. Tagsüber habe ich diesen Strand (und auch andere) nie gesehen und sparte daher auch an Sonnencreme ein. Fazit: Ich bin so weiss, wie wenn ich nie an einem Strand gelegen hätte. Doch unsere Strände sind – mal abgesehen von Corona – während den Sommermonaten Juli und August (bis eine Woche nach dem Feiertag Ferragosto vom 15. August) hoffnungslos überfüllt. Heuer waren es aber auch die Berge. Wohin also während der Freizeit?
Wohin als Einheimische?
Das schöne Wetter lockt nach draussen, somit ist Zuhausebleiben auch nicht immer eine Option. Wie glücklich schätzte ich mich, kürzlich an einem Sonntag (dem Abreisetag par excellence, eine Woche nach Ferragosto, auf der Autobahn gen Norden standen die Autos bereits Schlange und ich bedankte mich in Gedanken bei jedem einzelnen, endlich wieder etwas mehr Handlungsspielraum zurückbekommen zu haben) an einen wundervollen Ort an einem Fluss gefahren zu sein und mich dort, mit Mann, Sohn und dessen zwei Freunden, an einem schönen Plätzchen ausbreiten zu können.
Keine Geheim-Tipps mehr?
Dieses Jahr war die Jagd nach solchen Orten pietätslos – kau hatte man einen solchen entdeckt, war er auch schon in den Sozialen Medien und wurde von Massen aufgesucht. Dieser noch nicht – ob es wohl daran lag, dass es dort absolut keinen Handyempfang gab? Ich nämlich war deswegen schon bald mal etwas nervös, denn ich musste unbedingt eine Freundin erreichen, um ihr unseren genauen Standort durchgeben zu können (dank whatsapp normalerweise ein Kinderspiel) und machte mich dann auf, zu Fuss den nächsten Weiler zu erreichen und dort, wie anno dazumal, nach einem Festnetztelefon zu fragen und einen Anruf zu tätigen. Was dann auch klappte. Und ich habe mir geschworen: Ich werde diesen Ort auch nur ganz wenigen Leuten weiterempfehlen. Somit bin ich nun sehr glücklich, fortan und für die nächsten zehn Monate, mein Ferienparadies wieder ganz für mich zu haben und einen Fluchtort zu kennen, wohin ich mich den nächsten Sommer zurückziehen kann.
Wie habt ihr euren Sommer zu Hause verbracht?
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