Dolce Vita Gastbeiträge

Integration – so kann sie gelingen

Man kann sich integrieren und seine Identität bewahren

Integration – eine Frage der Haltung

Integration – ein aktuelles und derzeit brisantes Thema. Integration ist nicht etwas, das einfach passiert. Man muss sich darum bemühen, von der passiven in die aktive Haltung wechseln. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich berichten, dass es entscheidend ist, wie man sich selber gegenüber den Landsleuten verhält, wie sehr man sich mit dem Gastland identifiziert und, nicht zuletzt, wie gut man die Sprache beherrscht.

Sprache, Herkunft und Identität

Als ich vor nunmehr 22 Jahren nach Italien übersiedelte, sprach ich schon so gut Italienisch,  dass ich mich selber um meine Aufenhaltsbewilligung und andere wichtige Dokumente kümmern konnte. Im Büro der Fremdenpolizei stand ich in derselben Reihe wie die Marokkaner, denn als Schweizerin bin ich eine «Nicht-EU-Bürgerin», auf italienisch eine «extracomunitaria». Und werde somit praktisch in denselben Topf geworden wie andere Ausländer, deren Land sich ausserhalb der EU befindet. Nicht, um Unterschiede zu machen, denn meine Grundhaltung ist stets jene, dass wir alle gleich sind, alle bevölkern wir denselben Planeten. Und doch ist das Ansehen verschiedener Völker unterschiedlich in den Augen der Gastländer – manchmal macht die Fremdheit auch Angst, man braucht nicht sofort von Rassismus zu sprechen.

Doch: Je mehr man sich integriert, desto besser wird man in der neuen Heimat aufgenommen. Da spielt die Herkunft bald keine so entscheidende Rolle mehr, oder, besser gesagt: Sie trennt nicht mehr. Ich bin der Meinung, und das sage ich anderen Ausländerinnen und Ausländer in meiner jetzigen Wohngemeinde auch, dass man in Italien nicht einfach den roten Teppich ausgerollt bekommt, sondern dass man seinen Teil dazu beitragen soll, um in der neuen Gemeinschaft aufgenommen zu werden. So ist zum Beispiel ein deutscher Freund in seiner Gemeinde bereits bekannt wie ein roter Hund und wird an jeder Ecke gegrüsst, denn er leitet den Chor der Pfarrei, was ihm zu Beliebtheit und Ansehen verhalf. Dennoch sah ich in den letzten mehr als zwanzig Jahren viele Schweizer Freunde den Rückzug in die Heimat antreten: Alle sagten mir, es sei schwierig, sich gänzlich zu integrieren, wenn in einer Familie beide Elternteile Ausländer sind. Vielleicht war es nur ein Vorwand, weil der Ruf der Heimat sich immer stärker bemerkbar machte? Ich habe das Glück, dass mein Mann Italiener ist, aber ob das zu meiner «gänzlichen» Integration beigetragen hat, weiss ich nicht, denn ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten.

Integration hat auch mit Identität zu tun. Wenn man die Heimat verlässt und den Sprung ins kalte Wasser wagt, streift man auch einen Teil seiner «alten» Identität ab, um einer neuen Platz zu machen. Was nicht heisst, dass man nun alles, was einmal war, verleugnen muss und die Herkunft totschweigt, im Gegenteil: Wenn ich neue Leute kennenlerne, sage ich immer ziemlich zu Beginn, woher ich komme. Dass ich dann mit Stereotypen und Klischees behaftet werde, tue ich mit einem Lächeln ab. Denn sehr schnell stellen die Menschen nämlich fest, dass diese gar nicht der Wahrheit entsprechen. Was mich und meinen Mann anbelangt, ist er in den Jahren zum genauen und korrekten Schweizer geworden (aber echt, so richtig «bünzlig») und ich zur chaotischen und temperamentvollen (Süd-)italienerin.

Egal, woher man stammt, schliesslich geht es darum, wie offen und herzlich man auf die neuen Menschen zugeht – das gilt für beide Seiten, Einheimische und Ausländer. Und nun hoffe ich, dass mein grosser Wunsch, hier in der Gemeinde ein Fest der Kulturen zu organisieren, bald einmal Realität wird. Denn es ist möglich, multikulturell unterwegs zu sein und trotzdem seine Kultur und Tradition beizubehalten.  

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