Familienleben Kolumne

Ich stresse, also bin ich!

Auf meine letzte „zackige“ Kolumne hin habe ich von einem Leser den Vorschlag erhalten, ruhig auch einmal eine Woche auszusetzen und eine Kolumne auszulassen, wenn ich doch derart im Stress sei. Ich solle mir Zeit lassen, das mache nichts, denn wenn mal nichts komme, dann wüssten die Lesenden, dass es mir gut gehe und würden gerne darauf warten, bis ich wieder die nötige Zeit und Ruhe fände zu schreiben.

Der Ratschlag ist gut und er ist bestimmt auch gut gemeint, doch verkennt er etwas ganz wichtiges und spezielles im Leben mancher freiwillig Teilzeit arbeitenden Mutter: Der „Stress“ ist zwar in seiner bisweilen stark ausgeprägten Form so nicht unbedingt gewollt, aber er wird zumindest ganz bewusst in Kauf genommen als Preis für das Privileg, mit voller Leidenschaft auch einem Beruf oder einer Berufung nachgehen zu können.

Natürlich könnte man die Tage ruhiger starten, hätte man nicht eine prallgefüllte Family- und Business Agenda. Und klar hätte man mehr Zeit für den Haushalt und mehr Nerven für die Kinder und den Partner, aber ob man deswegen auch zufriedener wäre, das wage ich im Namen dieser Spezies Mutter zu bezweifeln. Denn diese Spezies Mutter schöpft ihre Lebensfreude wie ich nicht nur aus dem Familienleben, sondern auch aus ihrem beruflichen Engagement oder ihren zum Teilzeitberuf avancierten Berufungen, und seien diese auch „nur“ Nähateliers führen, Strickwaren verkaufen oder aber wie in meinem Fall unendlich viel und unendlich gern zu schreiben.

Drum: So lange diese Spezies Mutter unter Strom steht, so lange gehts ihr gut. Und so lange sie jeden Mittwoch an dieser Stelle meine Zeilen lesen, können Sie davon ausgehen, dass ich glücklich bin. All meinem Gemotze und Geklage zum Trotz!

mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich

Kennt Ihr diese Art von „Stress“? Und wollt auch Ihr nicht wirklich darauf verzichten? Was ist Eure Leidenschaft, Eure Berufung neben dem Familienleben?

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15 Kommentare

  • Martina
    15. Februar 2012 at 08:04

    Es gibt doch nicht weniger Stress ob man NurHausfrau oder berufstätige Mutter ist. Die Arbeit oder auch der Stress verlagert sich doch nur.
    Ich als Nur-Hausfrau denke immer, die Berufstätigen hätten mehr Geduld und Nerven:-)
    Kinder aufziehen kann halt einfach stressig sein. Aber will schon auf diesen Stress verzichten?!

  • Lorelai
    15. Februar 2012 at 08:20

    Ich habe es als ich noch kinderlos 100% gearbeitet habe am liebsten gehabt wenn ich alle Hände voll zu tun hatte. Jetzt ist der Stress irgendwie negativer als nur-Hausfrau und -Mutter… Belastender…

  • Katharina
    15. Februar 2012 at 08:32

    Yes.

  • Rösli
    15. Februar 2012 at 09:28

    ich bin seit genau 3 Jahren nur Hausfrau und ich habe jetzt die Nase voll und will unbedingt arbeiten gehen.
    24 Stunden rund um die Uhr ohne einen Tag Pause ist jetzt strapaze für meine Nerven geworden 😉
    ich freue mich auf einen anderen Stress, der sein wird, früh auf, Krippe, arbeiten, Krippe, etc.

  • Nicole
    15. Februar 2012 at 09:37

    @Kat: Was „Yes“?
    @Rita: Du sprichst, bzw. schreibst mir aus der Seele. Ich brauche das. Und im wegen der Krippenplatz-Warteliste verlängerten Mutterschaftsurlaubszeit bei der zweiten habe ich am Schluss gemerkt, wie stressig ich das „Hausfrau- und Mamisein“ empfinde. Ich bin schon immer ein „5er und Weggli“-Typ gewesen – ich möchte am liebsten alles haben – und das habe ich jetzt auch, da ich eine tolle Familie und einen spannenden Job habe. Ich möchte es nicht anders und nehme es daher in Kauf, dass es halt ab und zu hektischer ist. Stressiger eher nicht, aber vielleicht eben hektischer.

  • Brigitte
    15. Februar 2012 at 10:54

    Ich hätte es nicht besser ausdrücken können; unterschreib‘ ich gleich!

  • Frau Rohner
    15. Februar 2012 at 12:44

    Also gut, liebe Rita, ja, es gibt sie tatsächlich, die Spezies Mutterhausfraubusinesschicca, die den gewissen Adrenalinkick braucht, um sich auch dementsprechend am Abend happy in die Pfulmen zu schmeissen. Zwar in Gedanken noch das Eine oder Andere erleidigen aber trotzdem und nicht weniger happy als andere, in den Schlaf sinken.
    Ich glaube, als ich vor den Kindern, dem sysyphus Hausfrauenjob, dem Muttersein undsoweiterundsofort noch in der Anwaltskanzlei meine 150% Pensum getippt hab, Akten sortiert und in Schtögelischuhen umhergesprungen bin, hatte ich einen fürchterlichen Stress. Aber dieser Stress war nicht zu meinen Gunsten und war fürchterlich.
    Jetzt habe ich 200% Stress und ist teilweise schon fast grenzwertig.
    Aber dieser Stress ist a) homemade by myselfe und b) gehts auf mein Konto. Ich rede nicht von Geld. Ich rede von Erfolgserlebnissen die absolut in meinen (!) Schoss fallen. Ich sehe Kinder, die gedeihen. Ich bekomme Komplimente, Kritik und sonstige Nettigkeiten von der Kundschaft, direkt an MICH adressiert. Das ist das Honorar des Stresses, das die Sorte Mütter braucht, gell Rita?

    Dass man dabei und gleichzeitig wunderbar Jammern kann, das finde ich klasse! Und nebenbei ganz erstrebenswert. Jammern ist doch sowas von entspannend.
    Pummukel jammerte einst: „Hüüle isch ja scho schön, aber schtinklangwiilig, wenns niemert ghört“.

    In diesem Sinne: Nur wenn wir aufhören mit Jammern, sind wir ernsthaft in Gefahr.

    Go ahead!

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:00

    @Martina: ja, ich geb dir recht – es gibt nicht mehr und nicht weniger, es ist vielleicht einfach ein wenig anderer Stress. Aber viele denken, dass Teilzeit arbeitende Mütter, sich soooooooooooooooooooooooo dermassen stressen und sich sooooooooooooooooooooooo dermasssen kaputt machen, dass es besser wäre, sie würden eben nicht mehr arbeiten. Das meine ich. Aber es gibt nun mal Frauen, die auch gerne arbeiten, auch wenn es stressig ist, genau so, wie nur mit Kindern, aber eben anders… ähm, kommst du noch draus? 🙂

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:01

    @Lorelai: negativer, weil halt auch etwas eintöniger… und weil man nicht unbedingt direkt auch Wertschätzung dafür kriegt. Zumindest nicht ständig. Bei der Arbeit ist es auch stressig, aber man bekommt Lob und Kritik. Direkt. Das machts wohl auch etwas aus.

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:02

    @Kat: eben.

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:02

    @Rösli: Du findest bestimmt bald einen tollen Job. Jetzt hats erst mal auf der Beziehungsebene einen Erfolg gegeben, das andere folgt! Drück dir die Daumen!

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:04

    @Kat: ja, Kat, was YES????
    @Nicole: Danke, ich höre es gern, dass ich auch anderen aus der Seele schreibe, nicht, weil ich mich daran ergötze, sondern weil ich manchmal das Gefühl bekomme, ich sei die einzige Irre und Andersdenkende. Und du hast doch tatsächlich das bessere Wort dafür gefunden: hektischer, lebhafter, unvorhersehbarer… aber deswegen nicht „negativ-stressiger“!

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:05

    @Brigitte: Danke auch dir – es tut gut zu wissen, dass man nicht „abnormal“ ist.

  • Rita Angelone
    15. Februar 2012 at 13:06

    @Frau Rohner: als ich die Kolumne schrieb letzten Sonntag, da dachte ich auch an Sie, ja sogar ganz besonders an Sie, liebe Frau Rohner! Und ja, Pummukel hat so recht. Jammern nützt nur dann, wenns jemand hört. Und das machen Südländer übrigens besonders gern und gut!!!!

  • Bionic Hobbit
    16. Februar 2012 at 14:07

    You go, girl!

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