Hat jemand von euch das Fridolinsfeuer, das am Montagabend auf dem Zwingliplatz vor dem Grossmünster entzündet wurde, gesehen? Das «Fridlisfüür», so wie Glarner es nennen, gehört zu den vorchristlichen Frühlingsfeuern, die den Winter vertreiben sollen und findet zum Gedenken an den Landespatron St. Fridolin jeweils am Abend des 6. März in zahlreichen Glarner Gemeinden statt. Im Prinzip ist es das Pendant zum Feuerbrauch am Zürcher Sechseläuten.
Mit dem Fridlisfüür verbinde ich schöne, aber gleichzeitig auch recht verwirrende Kindheitserinnerungen: Zum einen schien es jedes Jahr weniger um den Heiligen Fridolin zu gehen als vielmehr darum, die Gemeinde mit dem grössten Feuer zu sein. Dafür wurde im Dorf alles Brennbare gesammelt, zum Teil durch Schulkinder, die diese Arbeit in ihrer Freizeit verrichteten. Zum anderen durften alle Schulkinder an diesem Fest rauchen. Ja, ihr lest richtig: rauchen, und zwar richtige Zigis.
Bevor ihr jetzt den Kopf schüttelt und die Hände verwirft: Die Glarner sind nicht die einzigen, die diese Tradition kennen. Auch an der Appenzeller Viehschau rauchen Schulkinder, genau so wie am Bündner Chalandamarz oder aber auch am Zürcher Schulsilvester…
Als Mutter zweier Halbwüchsiger finde ich diesen Brauch heute alles andere als lustig, und selber würde ich unseren Jungs das Rauchen in einem solchen Rahmen niemals erlauben – Tradition hin oder her. Andererseits: Von den paar grusigen Mary Longs, die ich an den Fridlisfüürs meiner Kindheit gepafft habe, habe ich auch keinen Schaden davongetragen. Chills also.
Anyway: Wenn ihr das Fridlisfüür beim Grossmünster verpasst haben solltet, so könnt ihr das Glarnerland als Gastkanton auch noch am diesjährigen Sächsilüüte besser kennenlernen – ob rauchend oder nicht, sei euch (und euren Kindern) selbst überlassen.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Was hält ihr von der Tradition, dass Kinder an gewissen Festen rauchen dürfen?
2 Kommentare
Karin
9. März 2017 at 20:23Rauchen?! Echt?! Zwar erinnere ich mich auch an Silvester. Da habe ich immer die Alkoholreste der Erwachsenen ausgetrunken. Hat entgegen gewirkt und heute mag ich Alkohol überhaupt nicht! Ich kann mir das mit unserem Sohn überhaupt nicht vorstellen. Auf der anderen Seite, helfen diese Erinnerungen alles wieder ein bisschen zu relativieren. So quasi „habe ich auch gemacht, und ich lebe noch (und aus mir wurde auch kein Junkie). :)))
Rita Angelone
9. März 2017 at 21:28Liebe Karin, mich befremdet das ja jetzt auch sehr. Aber alle machten das und…. es ist ja auch nichts passiert deswegen. Jedenfalls würde ich das niemals erlauben bei meinen Kindern!