Wenn ich heute Debatten zu Themen wie „Stillen versus Schoppen“ oder „Natürlich gebären versus Kaiserschnitt“ verfolge, kostet mich dies nur noch ein müdes Lächeln – so weit weg und unbedeutend erscheinen mir diese Sorgen. Fünf Jahre nachdem ich selber mit solchen Fragen bombardiert wurde und mich die Unsicherheit und das schlechte Gewissen plagten, bereits ganz zu Beginn der Erziehungsarbeit irreparable Fehler gemacht zu haben, stelle ich heute mit Genugtuung fest, dass alles gut gekommen ist, selbst wenn ich meine Buben nicht „lehrbuchmässig“ lange genug stillen und den einen nicht einmal natürlich gebären konnte.
Endlich, dachte ich, sind diese leidigen Themen vom Tisch und diese ewige, immerselbe Fragerei beendet. Denkste! Seit Neuestem werde ich mit einer neuen Frageflut konfrontiert, die mich zwar nicht mehr zu verunsichern vermag, aber doch verärgert. Und zwar, weil die Fragen keine Fragen sind, sondern vielmehr ein Dogma transportieren, das bewusst meine Erziehungsarbeit grundsätzlich in Frage stellen soll: „Was, Ihr geht in den Mc Donald’s?“ „Ui, haben Eure Buben Plastikautos?“ „Jesses, dürfen sie voll Formel-1 schauen?“
Ja, wir besuchen den Mäc, weil unser Essen nicht nur gesund ist, sondern auch Spass machen darf. Ja, nebst unzähligen pädagogisch wertvollen Spielen gibts in unserer Welt auch Billigprodukte. Und ja, alle paar Sonntage frönen die Buben dem Motorsport am TV – genau so wenige Runden, wie nach ihrer Siesta bis zum Rennschluss überhaupt noch zu sehen sind.
Wo ist das Problem? Frage ich andere, ob es wirklich die einzige Wahrheit ist, sich ausschliesslich aus selbstgezogenen Rüebli zu ernähren, nur mit überteuerten Holzspielwaren zu spielen oder ein Leben fernab der heutigen Medienrealität zu führen? Nein, tue ich nicht. Weil jeder selber wissen muss, ob es egal ist, auch mal mit einem Plastikzelt im Garten spielen zu dürfen oder ob es denn wirklich jedes Mal eine selbstgebaute Bambushütte sein muss.
mittwochs immer im Tagblatt der Stadt Zürich
Wie denken Sie darüber? Gehören Sie zu den Fragenden oder zu den Befragten? Weshalb nehmen sich die einen einfach das Recht heraus, andere durch ihre Fragerei schlecher zu machen?
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- Was Kinder wirklich wollen – oder: Stoffspiegeleier versus Plastikspaghetti
20 Kommentare
Nicole
31. August 2011 at 06:57Gröhl! Ich sehe mal wieder, wie ähnlich wir ticken! Ok, bei uns wird kein Formel 1 geschaut, aber schlicht deswegen, weil GG und ich das nicht mögen. Aber wir gehen auch zum McD (das ist das Codewort zwischen GG und mir, denn aussprechen dürfen wir es erst, wenn wir auch beschlossen haben, dahin zu gehen, denn sonst ist das Geschrei gross) und bei uns hat es auch Ramsch-Spielsachen zuhause.
Mich nerven die Fragenden sehr, denn das sind ja immer Suggestivfragen und Fragen mit einem tadelnden „Was,“ am Satzanfang…..
Habe mir aber damals in der Schwangerschaft mit Nando angewöhnt, den Fragen, Bemerkungen und ungefragten Ratschlägen (man schlägt ja jemanden mit Rat……) mit der „Göschenen-Airolo“-Taktik zu begegnen. Ich ignoriere oder antworte so knapp wie möglich ohne Rechtfertigungen und ohne Entschuldigungen und versuche dann, das Thema zu wechseln. Und von Leuten, wo unangenehme Fragen und Bemerkungen Dauerthema sind, habe ich mich distanziert.
Und ich gebe mir groooooooosse Mühe, selber nie zu fragen !!!
Rita Angelone
31. August 2011 at 07:22McD – das tönt ja schon fast MvH… (hahaha!) oder wie eine Luxusmarke. Ja, wir müssen auch immer aufpassen, dass das Stichwort nicht aus lauter Dummheit zu früh fällt, denn ab dem Moment ist Feuer im Dach. Lustig, wie wir alle dieselben Sörgeli haben! Ich stelle schon auch auf Durchzug, was die Fragen anbelangt. Aber das stört mich ja fast noch mehr. Denn ICH muss mich verstellen, während die anderen reden können wie sie wollen. Aber eben: der Gescheitere gibt nach, heisst es. Auch wenn es viel Beherrschung kostet. Lieber Gruss, Nicole, und einen schönen Tag!
SomeintPhia
31. August 2011 at 10:46Bei unserer Kleinen müssen wir aktuell auf der Hut sein, nicht ausserterminlich vor ihr zu essen, sonst geht das Gezetere los .. 😉
Die klugen Ratschläge von ausserhalb nehmen wir zur Kenntnis und machen dann unser Ding. Spassig ist es jeweils dem Kollegenpäarli zuzusehen, wie sie zuerst etwas kategorisch ausschliessen und später dann trotzdem machen.
Rita Angelone
31. August 2011 at 10:51Ja, auch das kennen wir mit dem ausserterminlich essen wollen, das praktsich gar nicht mehr möglich ist,weil sie alles checken.
Und ja: am schönsten ist es, diejenigen zu ertappen, die am lautesten fragen! 🙂
Hagmann Barbara
31. August 2011 at 11:09Oh je, ich dachte ich werde NIEEE wieder damit konfrontiert! Nun, ich kenne das Ganze aus dem FF. Mastitis…wie soll man da stillen können?…Also habe ich’s gelassen und den Dummfragenden gar keine Antwort gegeben. Auf Spielplätze bin ich nur ungern gegangen, weil ich die oberdummen Vergleiche nie mochte: “ Mein Hansli kann schon….mein Vreneli plappert schon seit…..am Hammermässigsten war ja, als unsere Ältere bereits mit 11 Monaten laufen konnte. Da hiess es dann: „Ja Du hast das Kind sicher dazu gezwungen! „….Da hatte ich dann endgültig die Nase voll! Rechtfertigen muss ich mich nicht…wozu auch…siiiicheer ich habe das Arme Kind solange auf die Beine gestellt und verprügelt, bis es lief. Noch Fragen? Warum sich manche Leute das Recht heraus nehmen, andere durch solche Fragereien schlechter zu machen? Nun, liebe Rita, einmal mehr komme ich auf mein Superschlaues Buch zu sprechen das ich derzeit lese: „Einfach mal die Klappe halten“ von Cornelia Topf! Sie bringt verschiedene Beispiele. Du fragst nach dem Warum? Die Leute, welche soich diese Frechheit herausnehmen haben ein vermindertes Selbstwertgefühl. Dadurch, dass sie andere Schlechter machen, sind sie dem Irrglauben unterlegen, über den anderen zu stehen. Sie stellen sich einfach frech über andere. Ihre Meinung über eine Sache ist ihre Meinung, das muss ja nicht Deine, meine oder unser alles Meinung sein. Wenn es für uns so stimmt, wie wir etwas machen oder eben nicht machen, dann ist das auch gut so. Das darf man dem Gegenüber auch so sagen. “ Ich finde das toll, dass Du noch stillen kannst/willst. Ich fühle mich ungezwungener wenn ich dem/der Kleinen einen Schoppen geben kann, dann weiss ich dass sie/er genug hatte. Punkt-Schluss. Weitere Diskussionen können mit einem schweigenden Lächen abgeblockt werden. In dem Moment, wo ich mich Provoziert fühle, gehe ich auf Gegenwehr und das löst ganze Lawinen aus. Ich kann heute schweigen (oh Wunder!!) und seither stresst mich nur noch wenig wirklich bis tief ins Innerste. Sollen doch die anderen plappern….Gescheiter werden sie damit nicht, ausserdem bekommt ihr Kind in der Zeit, wo sie sich über andere mockieren oder „erkiefern“ keine Zuwenung…also auch Rabenmütter…grins…Ach ja….ein mal im Monat oder so gab’s auch bei uns Mc Doof…..dümmer sind die Kinder deswegen nicht geworden!
Rita Angelone
31. August 2011 at 13:18Danke, liebe Barbara, für den guten und lustigen Kommentar!
Bionic Hobbit
31. August 2011 at 18:15Unser grosser erkennt das M von MacDo schon seit er seinen Namen schreiben kann, weil der auch mit M anfängt… und sobald er das M sieht, will er hin. Dafür gibt’s im Kindsgi jetzt nur Vollkornbrot und Äpfel und Rüebli. Auch selbstgezogene, wir haben es geschafft, ein paar Rüebli im Blumentopf auf dem Balkon zu züchten, ohne dass die Zwillinge sie ausgerissen haben.
Das mit dem Spielzeug rechtfertige ich mir so: wir haben damals in England tonnenweise Plastikspielzeug auf dem Flohmi gekauft für ein Pfund hier und ein Pfund dort (so haltbares Fisher Price Spielzeug vor allem, und Geschirr und Kaufladengemüse etc). Das Zeug hält mehrere Kinder aus. Unser weniges Holzspielzeug ist nach einem Kind immer angeknabbert und abgelutscht und sieht überhaupt nicht mehr anmächelig aus. Da will kein zweites Kind mit spielen. Vielleicht kann man damit ja noch heizen…
Rita Angelone
31. August 2011 at 19:07Hach, musste ich lachen! Das M! Das M ist wohl bei manchem Kind der erste Buchstabe, der erkannt wird. Und eben – wenn sie dafür täglich ihre Rüebli – von mir aus auch selbstgezogenen – essen und Darvida und Zwieback etc. essen, dann ist doch die Welt in Ordnung, oder? Das mit den Rüebli stelle ich mir bei dir grad wieder so Foto-Story-mässig vor… Cool, dass du wirklich alles mitmachst!
Ja, unsere Billigware kommt auch meist so zustande, dass wir sie für ein paar Rappen oder Franken kaufen und meist grad auch wieder verkaufen – was mir auf Flohmis wieder böse Blicke einbringt. Das Zeugs ist einfach nicht totzubringen und ehrlich gesagt, ja, manchmal sehen die schönen Holzsachen tatsächlich gruusiger aus als Plastiksachen. Und das mit dem Heizen erinnert mich wieder daran, dass ich ja immer noch den Wickeltisch verbrennen will….
Tamara
1. September 2011 at 12:22Bin ich froh geht es anderen ähnlich wie mir. 🙂 Vorallem gefallen mir die Komentare von Leuten die sagen: „Meine Kids dürfen nie in den McD,…“ und dann gehen sie beim Grossverteiler ins Restaurant und was essen da die Kids? Ja genau : Chickennuggets mit Pommes…… So scheinheilig!
Nicole
1. September 2011 at 13:06Hihi, die Luxusmarke McD……
@Rita: Ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich ganz knapp und in strengem Ton antworte, dann erstens „die Gegenseite“ die genervte Seite ist und zweitens keine Nachfragen kommen. Dann fühle ich mich jeweils sehr gut…. 😉 Nur unser Sohn lässt sich da nicht abwimmeln, „Aber Mami,…..“ ist sein Lieblings-Satzanfang….. 😉
@Barbara: Vielleicht sollte man das Buch immer dabeihaben und es stumm hinhalten, wenn jemand doof fragt….. lol
Katharina
1. September 2011 at 13:09Lustig, mich hat diese Art der Fragerei irgendwie nie tangiert, statt als Kritik habe ich sie immer als Kontaktaufnahme gewertet und nicht als ungefragte Einmischerei. Umgekehrt hat man mir schon öfters Einmischerei bzw. Besserwisserei vorgeworfen, obwohl ich prinzipiell nur antworte, wenn ich gefragt werde (dann aber meine ehrliche Meinung abgeben, oder soll ich lügen und sagen ich halte Stillen, Familienbett oder Tragen für schlecht?). Jä nun, wer die Antwort nicht hören will, soll nicht fragen, oder?
P.S. Bei Mäcdoof war Kurzer noch nie, aber eigentlich nur deshalb, weil wir unseren Junkfood selber machen, das ist besser UND macht mehr Spass weil der Kärcher gleich daneben steht, sprich: Ketchupschmiereien sind absolut kein Problem 🙂
Rita Angelone
1. September 2011 at 13:31vielleicht sind diese Nuggets von selbstgezogenen und selbstausgebrüteten Bibeli?
Rita Angelone
1. September 2011 at 13:38@Nicole: ich habe diesen kurzen, strengen Ton ziemlich gut drauf, nur: ich muss aufpassen, dass die Gegenseite dann überhaupt noch jemals wieder mit mir spricht…
Rita Angelone
1. September 2011 at 13:40@Katharina: Den Mäc haben wir erst vor einem Jahr in unser Repertoire aufgenommen. Vorher machten wir es so wie du: selber. Dann aber kam der Schwimm-Samstag-Vormittag. Von 9 bis 12. Und so habe ICH den Mäc Drive eingeführt: Sachen holen, nach Hause fräsen und zu Hause essen.
Katharina
2. September 2011 at 06:54@rita: Ach sooooo. DAFÜR liegt „unser“ Mäci zu weit weg, für diesen Zweck haben wir den Güggelimenschen, der Samstags vor der Landi seinen Stand hat 😉 Güggeli halten übrigens besser im Bauch… Aber während der Schwangerschaft mit dem Kurzen war ich ja soooooo giggerig auf das Mac-Zeugs, Country Potatoes mit Tartaresauce, jetzt krieg‘ ich schon Sodbrennen vom nur daran Denken.
Andrea Mordasini, Bern
15. September 2011 at 20:28Hoi Rita :)!
Ich halte es wie Katharina und gebe sehr gerne Auskunft – einfach wenn man mich fragt. Dann aber teile ich meine Meinung offen und ehrlich mit. Wen das stört, soll halt nicht nachfragen ;). Wie gesagt, solange die Antwort nicht gescheut wird, darf gefragt werden, kein Problem. Vom Einmischen in Erziehungsfragen und – Methoden halte ich persönlich nichts. Es soll bitte jeder so handhaben, wie es ihm am besten behagt – Hauptsache, es stimmt für Eltern UND Kinder! Alljene, dich sich Vorverurteilen, Einmischen und Schlechtmachen zum Hobby gemacht haben, haben wohl am ehesten ein Problem mit sich selber und sollten zuerst einmal vor ihrer eigenen Haustüre sauber machen :). Blöde Sprüche kontere ich entweder mit einem schlagfertigen, witzigen (nicht primitiven) Kommentar oder ignoriere ich, indem ich auf Durchzug schalte: Airolo – Göschenen, links rein, rechts raus :)! In diesem Sinne, Leben und leben lassen!
Rita Angelone
15. September 2011 at 20:36@Andrea!!!! Schön, wieder von dir zu hören! Danke für deine „coole“ Stellungnahme. Ja, leben und leben lassen und mit Selbstsicherheit und Coolness der dummen Fragerei entgegnen oder eben … ignorieren! Schöner Abend und auf bald wieder!
Bianca
21. September 2011 at 15:09danke für den artikel, fühle mich total verstanden.
während der ferien waren wir
diesen sommer mal wochentags auf nem grösseren spielplatz eines
ausflugsrestaurants in der nähe. an dem tag war offensichtlich auch müttertreff
dort, jedenfalls gluckte da so ne gruppe von ca. 10 müttern zusammen.
auffallend und für mich amüsant waren zwei sachen: erstens haben die sich
untereinander wohl nicht so gut leiden können, denn die haben jeweils hinter
dem rücken der anderen die augen verdreht. zweitens musste ich dann schmunzeln wegen des
mittagessens, das die alle für sich und ihre kids bestellten. wir stürzen
uns bei so einem ausflug bewusst gern mal auf schnipo, bratwurst, chicken nuggets & vieeeeel ketchup. die
tratschtanten haben für sich und ihre kids fitnessteller, sprich salat mit
pouletbrust bestellt. und natürlich kein glace danach für die zwerge wie wir.
lustig fand ich, dass einige definitv figurtechnisch nicht nach fitnessteller
aussahen, zu hause also wohl gerne pommes und auch desserts essen 😉 aber
so ist das halt, nach aussen müssen die das gesicht wahren und die
perfekten mütter spielen, nur keine schwäche zeigen.
Rita Angelone
21. September 2011 at 16:45@Bianca: Ja, ich kann mir die Szene grad vorstellen! Wasser predigen und Wein trinken, heisst das doch so schön, oder?
jannine
7. Dezember 2012 at 11:12Uiuiui also wir sind richtige Mc Donalds liebhaber…auch früh wussten meine Kids was es bedeutet das grosse goldene M an der Strasse zu erblicken….wir haben unzählige Pseudonyme erfunden goldene Möve; Mc; M usw. Wir gehen so 2-3 mal Monatlich dahin…und stehen auch dazu das wir sooooo ungesund sind…zuhause koche ich jeden Mittag vollwertig darum kann ich das mit ruhigem Gewissen Vertreten…und Ramsch Spielzeug haben wir auch…manchmal nervt es mich zwar weil es schnell kaputt geht oder schnell verleidet und ich es dann kaum bespielt in den Abfall werfen muss (Sackgebühren).